Oh, damit tue ich mich sehr schwer.
Ich habe da keine Erfahrung,
gehe ich doch jetzt selbst erst diesen Weg.


Der Antrag liegt hier…
ich bin im Mai bei der Suche nach Betroffenen-Foren über das OEG gestolpert und habe den Antrag im August ausgedruckt in einem Moment, wo ich mutig war…
in der Wohnung meines Partners …in Bochum…
Quasi als Startschuss, diesen Weg in Angriff zu nehmen und es nicht wieder zu verwerfen.

Dieser Antrag ist für mich ein Riesenschritt.
Denn mit diesem stelle ich all das auf den Kopf, was ich an Selbstbild seit meiner Kindheit von mir habe und gleichzeitig hebe ich die Schutzmaßnahme für meine Familie auf.

Ich bekenne mich dazu , Opfer zu sein…und nicht die Schuldige.
Allein den Satz jetzt hier zu schreiben, lässt mein Adrenalin hochschießen.

Ich habe keinen Kontakt mehr zu meiner Familie…
Das innere Leiden und Schweigen hat es mir immer schwer gemacht, mich als Familienmitglied zu sehen. Und die Familie hat auch nichts dazu beigetragen, dass sich das ändert.
Das war der einfachste Weg für alle Beteiligten.
Schweigen… das haben sie von mir verlangt!

Ich habe sie geschützt! Jahrzehntelang!
Vor der Wahrheit! – Vor der Realität!
Und mich dabei vergessen. ..

Fast ein halbes Jahrhundert lang habe ich mich als Schuldige und Aussenseiterin gesehen und das muss ein Ende haben.

Ich weiß, dass es nicht leicht sein wird, dass ich als Opfer im Antragsverfahren zum Opferentschädigungsgesetz anerkannt werde.
Die Verfahren dauern oft trotz eindeutiger Sachlage jahrelang…
Gutachten – Gegengutachten, Widersprüche, Klagen vor Gericht…
Davon zeugen hunderte Beiträge Betroffener im Internet.

Wie immer in diesem Land wird großzügig etwas angeboten, aber ungerne bewilligt.

Trotzdem werde ich es versuchen!
Ich werde es tun, um für mich einen Status Quo herzustellen!
Und ich weiß, ich werde die nächsten Jahre deswegen oft leiden.

Ich muss unangenehme Fragen zum Tathergang beantworten…
Denn da ich keine Zeugen habe, werde ich mich wahrscheinlich einem Glaubwürdigkeitsgutachten stellen müssen.

Es gehen eventuell Briefe in Teile meiner Familie raus.
Dann bin ich wieder die Schuldige und Unbequeme und werde mich verteidigen müssen.

Der Antrag wird vielleicht abgelehnt…
Für mich als Opfer höchstwahrscheinlich eine schlimme Erfahrung und Bestätigung, dass ich weniger wert bin als die Täter oder dass man mir nicht glaubt.

Aber ich werde es tun und hoffentlich auch in der Lage sein, das bis zum Ende durchzuziehen und an der Aufgabe zu wachsen statt daran zu zerbrechen
Ich muss jetzt lange Zeit sehr mutig sein…

Das Opferentschädigungsgesetz ist natürlich nicht dafür gedacht, dass ich mein Selbstbild ändern möchte, es hat eigentlich fürsorgende Maßnahmen als Grundgedanken.
Von denen habe ich besonders die Sachleistungen im Auge, damit ich mehr Unterstützung im Alltag bekommen kann.

Umfang und Höhe der zu erbringenden Leistungen richten sich grundsätzlich nach den auch für die Versorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen geltenden Regelungen des Sozialen Entschädigungsrechts, das unterschiedliche Einzelleistungen vorsieht:

  • Heil- und Krankenbehandlung, die weitergeleistet wird, so lange die gesundheitlichen Folgen der Tat fortbestehen;
  • Heil- und Hilfsmittel (Medikamente, Prothesen, Zahnersatz, Brillen usw.);
  • Rehabilitationsmaßnahmen;
  • Anspruch auf eine monatliche Rente, falls dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen bestehen (Höhe gestaffelt ab einem anerkannten Grad der Schädigungsfolgen von 30 bis 100); sie wird unabhängig von Einkommen und Vermögen des Antragstellers bezahlt sowie jährlich an die Entwicklung in der gesetzlichen Rentenversicherung angepasst;
  • Anspruch auf zusätzliche einkommensabhängige, monatliche Rentenleistungen, wenn sich die gesundheitliche Störung negativ auf das Einkommen ausgewirkt hat;
  • zusätzliche Leistungen, z.B. Hilfen zur Weiterführung des Haushalts, Hilfe zur Pflege bei wirtschaftlicher Bedürftigkeit;
  • ergänzende, meist einkommensabhängige Leistungen der Kriegsopferfürsorge bei besonderem Bedarf, z.B. Hilfe zur Pflege, ergänzende Hilfe zum Lebensunterhalt.

Mit Grad der Schädigung ist nicht der GdB gemeint, der beim Schwerbehindertenausweis erteilt wird…da kommts öfter mal zu Missverständnissen.

Wenn Du auch diesen Weg gehen willst, kannst Du das alleine machen oder Dir Unterstützung bei Sozialverbänden oder Vereinen wie dem Weißen Ring e.V. holen.
Doch was immer die Dir auch sagen oder raten… Jede Entscheidung liegt bei Dir!

Den Antrag auf OEG ( Opferentschädigungsgesetz) findest Du online, wenn Du „Antrag OEG“ googelst. Je nach Bundesland sind die zuständigen Institutionen verschieden.

Und alle wichtigen Infos zu Voraussetzungen , Versagensgründe, etc. findest Du hier

Eure Rapunzel


Ich werde hier ab und an dokumentieren, wie der Stand der Dinge bei mir ist.

August 2015

Der Antrag ist ausgedruckt und ich habe schon meinem Namen eingetragen..der Anfang ist gemacht.
Zusätzlich habe ich alles an Unterlagen rausgesucht, was ich zum Belegen meiner Biografie und den Tatzeitpunkten finden konnte.
Alte Meldebescheinigungen, Bilder, Adoptionsunterlagen, Klinikberichte,etc.
Da mir Unterlagen fehlen, habe ich Jugendamt, Amtsgericht, Kinderheim telefonisch kontaktiert.

Und weil ich so unruhig und gestresst war, habe ich auf Empfehlung meines Freundes alles Wichtige in einem Ordner abgeheftet.
Jetzt habe ich das Gefühl der Kontrolle wenigstens etwas zurück.


September 2015

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Ok..ich gebs zu…
Seitdem ich den Antrag ausgedruckt habe, dreht sich hier alles nur noch darum…
Ablenkung und Regulierung schaffe ich nur durch das Schreiben in diesem Blog.
Andere Dinge haben im meinem Kopf grade keine Daseinsberechtigung…
meine Kapazitäten sind voll ausgeschöpft mit diesem Thema.

Und natürlich sind Laune, Stabilität und Körperliche Verfassung wesentlich schlechter geworden. Ich schlafe kaum noch, bin fast die ganz Nacht wach und schlafe erst in den Morgenstunden ein.
Ich habe keinen Appetit oder Durst und die Übelkeit verstärkt sich wieder und ich bekomme wieder Krämpfe im Kiefer. Zusätzlich habe ich wieder mehr Fallschwindel.
Und die Angstsymptome verstärken sich auch…
2 Panikattacken mit leichten Disso Symptomen habe ich jetzt schon gehabt… in Situationen, die ich ansonsten schon gut meistern kann.

Nunja…so ist es halt.

In diesem Antrag steckt meine Lebensgeschichte, die ich noch nie so einem Fremden erzählt habe…im Gegenteil, in Kliniken verweigere ich genaue Auskunft über meine Biografie.

Und in dem braunen Umschlag stecken die dunkelsten Momente meines Lebens.
Ich habe sie nicht selber aufgeschrieben, das hat die Wohnbetreuung gemacht für mich…
Wir sind dafür extra in die Psychiatrische Ambulanz der LWL gefahren, damit ich einen wirklich geschützten Raum habe…und ich habe erzählt, geweint, gelitten…und sie hat es aufgeschrieben.

Jetzt liegt das Zeug hier und guckt mich an wie eine giftige Spinne.

Ich werde noch den Anwalt des VDK drüber gucken lassen…abgesprochen ist, dass ich dafür in der Mittagspause vorbeikomme, wenn niemand anderes im Büro ist.


November 2015

Anstatt den Anwalt des VDKs zu Rate zu ziehen, habe ich 2 Fliegen mit einer Klappe erledigt.
Bei Wildwasser habe ich mir in Begleitung meiner Betreuerin den Antrag für den Fond Sexueller Missbrauch geholt und die wirklich nette, einfühlsame, aber trotzdem sachliche Beraterin hat sich auch gleich noch den OEG- Antrag angeschaut und für ok befunden.
Zuhause habe ich noch die letzten Lücken gefüllt und das Ding eingetütet.
Abgeschickt habe ich ihn aber noch nicht.
Mit meiner Psychiaterin habe ich auch nochmal über Leistungen gesprochen, die ich beim Fonds beantragen könnte….da habe ich echt Schwierigkeiten mit, anzugeben, was für mich hilfreich und sinnvoll wäre. ich weiß es nämlich schlichtweg nicht.
Kommt Zeit, kommt Rat! Aber allzuviel Zeit habe ich ja nicht weil die Antragsfrist im April 2016 abläuft.

Insgesamt bin ich immer noch emotional ziemlich instabil, ich beschränke meine Aussenaktivitäten auf das Notwendigste und die sind ziemlich stressbesetzt.
Ausserdem bin ich dauerangespannt und nervös, meine Fingernägel und Fußnägel sehen dementsprechend aus.
Mein Umfeld rät mir schon dazu, es lieber abzubrechen meiner Gesundheit zuliebe.
Doch jetzt ist der Stein ins Rollen gebracht und Selbstfürsorge war ja noch nie meine Stärke. Vielleicht wäre es besser für mich, aber ich will keinen Rückzieher machen.
13.11.2015
Heute habe ich den Antrag persönlich zur Post gebracht.
Ich hab mir gedacht, Freitag der Dreizehnte ist nun wirklich ein passendes Datum.
Zumal ich morgen ein neues Lebensjahr erreiche und vielleicht damit auch einen neuen Lebensabschnitt starte.
Ich bin gespannt, aber nicht angespannt….es war ein Schritt….mal schauen, welche noch kommen werden….


Dezember 2015

Am 4.12. hat sich ein Brief auf den Weg zu mir gemacht…bekommen habe ich ihn allerdings erst 1 Woche vor Weihnachten, da ich 2 Wochen bei meinem Freund war wegen dem „Vorstellungsgespräch“ in einer Klinik, die auf PTBS und Angststörungen spezialisiert ist.
Leider haben sie mich aufgrund meiner Einschränkungen (wieder mal) abgelehnt.

Ich war etwas erstaunt, als ich den Brief aus dem Briefkasten fischte, er kam nämlich aus Schleswig Holstein. Hmmm…ich wohne in NRW und habe den Antrag nach Münster geschickt.
Nun denn, Auflösung kam schnell, die letzten Übergriffe fanden in SH statt und darum sind die Nordlichter nun zuständig.
Ob das gut oder schlecht ist? Ich weiß es nicht…

Da ich in der gleichen Woche noch einen Termin bei meiner Psychiaterin hatte, weiß ich nun zumindest, dass sie und auch meine Wohnbetreuungen schon jetzt das Verfahren unmöglich finden.
Denn so kurz vor Weihnachten wollten die Holsteiner mit diesem Brief doch glatt eine Niederschrift der genauen Tathergänge sämtlicher Übergriffe und Zeugennennung von mir anfordern.
Ich habe das bis ins neue Jahr erstmal auf Eis gelegt, zumal die Psychiaterin mir wegen meiner derzeitigen megaätzenden Instabilität das Versprechen abgenommen hat, diese Dinge auf keinen Fall alleine niederzuschreiben.
Und meine Wohnbetreuung will sich erstmal bei Wildwasser erkundigen, ob das so eigentlich Rechtens ist.
Trotzdem geistert die wahrscheinlich unumgängliche Schreibarbeit ständig in meinem Kopf rum und versaut mir meine Tage und meine Nächte.

Besonders die Zeugen- Benennung bürdet mir innere Konflikte auf…
direkte Zeugen sind schon verstorben und somit müsste ich jetzt genau die Menschen, die ich bisher immer verschont habe mit meinem „Leiden“, als Zeugen benennen.
Und ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, eventuellem Entsetzen, Empören und Verleugnen ihrerseits, entgegenzutreten.

Mittlerweile verlasse ich die Wohnung wieder gar nicht mehr freiwillig, die Einkäufe müssen andere erledigen, Weihnachtmarkt war auch nicht möglich und natürlich habe ich die Festtage und Sylvester schön brav in meiner Wohnung verbracht. Autofahren ist jetzt wieder sooo spannend, dass ich es nichtmal packe, 500 Meter zum LIDL mitzufahren.
Eine ordentliche Rückentwicklung, das gefällt meinem Umfeld und mir natürlich überhaupt nicht.


Januar 2016

Die Instabilität hat mich für 14 Tage in die LWL auf die Akutstation gebracht. Krisenintervention…
Und jetzt wird’s ganz paradox und für mich absolut nicht nachvollziehbar:
Der Oberarzt der Stationen für Ängste, Depressionen und Zwänge will mich nicht stationär behandeln ausser in Krisen….
Also jeder andere darf dort gegen Ängste und Depressionen stationär Therapie machen,
aber ich mit komplexer PTBS, Agoraphobie, generalisierter Angststörung, Panikstörung und Depressionen muss Therapien ambulant machen.

Wer soll das verstehen?
Selbst meine Wohnbetreuung von der LWL und meine Psychiaterin, die mich in der LWL Ambulanz betreut, konnten nichts ausrichten.
Ich habe mich per Mail beim Klinikchef „beschwert“ und in einem persönlichen Gespräch meine bescheidene Situation mitgeteilt.
Er will schauen, ob sich eine Lösung findet, aber bis zu meiner Entlassung gabs kein Ergebnis.

Wenigstens durfte ich dort mit therapeutischer Begleitung den von Schleswig Holstein geforderten genauen Bericht über die Taten zu Papier bringen.
Ich habe erzählt… die Therapeutin hat geschrieben.
Danach war ich 30 Minuten eingefroren…Freezing ist doch der allerletzte Scheiß, den wirklich kein Schwein gebrauchen kann.

Die Therapeutin hats in den nächsten Tagen ins Reine geschrieben und wieder habe ich einen geschlossenen braunen Umschlag…und ich werde NICHT Korrekturlesen, sondern das Ding einfach nach Schleswig Holstein schicken.

Ich habe mich übrigens dagegen entschieden, „Zeugen innerhalb der Familie“ zu benennen, ich habe einfach nicht die Kraft, mich dem Gegenwind zu stellen. Die waren ja auch eh nicht „Dabei“.

Im Moment frage ich mich echt, warum ich mir das OEG antue….
denn wenn mich sämtliche Kliniken ablehnen und ich auch ambulant keine Angebote finde, wofür brauche ich denn dann später die Anerkennung?

Jetzt bin ich wieder zuhause, …. mal wieder im absoluten Zustand der Leere.


Februar 2016

Am 13. habe ich endlich alles eingetütet, damit die Wohnbetreuung es wegschicken kann.
Fast 3 Wochen habe ich gebraucht, alles zusammenzubekommen.

Ich habe nämlich beschlossen, meine komplette Biografie auch gleich mal niederzuschreiben, da es diese so bisher nicht gegeben hat.
Im Gegenteil, da ich meine Biografie immer bei Ärzten und Kliniken gefiltert und gestückelt erzählt oder total verweigert habe, haben sich in den Klinikberichten eine Menge Fehler eingeschlichen.
Aber ich konnte ja auch nicht wissen, dass dieses Jahre später mal für einen OEG- Antrag von Wichtigkeit sein könnte.

Meine Wohnbetreuung hatte nun 15 Seiten auszudrucken und jede Menge Kopien zu machen von Klinikberichten und anderen Dingen (Urkunden, Meldebescheinigungen, Befunden, etc.). Der Umschlag ist somit verdammt dick geworden und komplett mit Tesa zusätzlich verschnürt, damit niemand meinen Kram unbefugt lesen kann.

Ansonsten geht’s mir immer noch bescheiden, von der Klinik habe ich nichts gehört und meine Psychiaterin hat mir vor 3 Tagen gesagt, dass niemand sie kontaktiert hat.
Soviel zum Versprechen des Klinikchefs, sich um eine Lösung zu bemühen.
Sie wird sich jetzt selber darum bemühen, mit dem Oberarzt einer anderen Station meine Aufnahme auszuhandeln. Traurig, traurig!!

Denn ich benötige dringend Hilfe…im Moment kann ich niemanden um mich herum ertragen, es ist jetzt grade halb 4 morgens und ich habe das erste mal seit 5 Tagen meine Haare entknotet. Genauso lange stecke ich schon in den gleichen Klamotten, rund um die Uhr, Aber ich kann nicht wechseln, ich kann nicht duschen…Ich häng hier den ganzen Tag tatenlos rum, meinen Haushalt bekomme ich auch wieder nicht hin.
Vor die Tür kann ich auch nicht, Autofahren ist im Moment mal wieder Horror…
meine Nachbarin hat mir gesagt, ich sehe richtig schlecht aus.

Und auf die Träume kann ich auch verzichten…meine Nächte sind mal wieder sehr sehr kurz und äusserst spannend. Happy Valentine´s Day!!

19. Februar
Heute habe ich wieder einen Brief aus SH aus dem Briefkasten gefischt.
Mir wird schon ganz komisch, wenn ich den Absender sehe…Angst und Unruhe steigen sofort, denn irgendwie erwarte ich nichts gutes von diesen Briefen. Und ich werde so unvorbereitet mit meiner Vergangenheit konfrontiert.
40 Jahre konnte ich das steuern, ob und wann ich mich mit diesem Kapitel meines Lebens beschäftige, jetzt mit dem OEG ist das vorbei.

Mit steifen Fingern habe ich den dünnen Umschlag geöffnet, steht auch eigentlich nix Weltbewegendes drin…nur, dass meine Rückantwort noch nicht eingetroffen ist und mir eine Frist von 4 Wochen gesetzt wird, diese nachzureichen.

Nunja….da meine Wohnbetreuung den dicken Umschlag mitgenommen hat zum Abschicken, konnte ich gleich davon ausgehen, dass es sich um eine Überschneidung handelt, dennoch wurde ich kribbelig, dass meine urpersönlichen Unterlagen irgendwoanders gelandet sind und Unbefugte nun meine Biografie lesen könnten.

Also habe ich die Sachbearbeiterin angerufen, um nachzufragen. Könnte ja sein, dass die Unterlagen mittlerweile auf ihrem Schreibtisch gelandet sind.
Ganz wohl war mir dabei nicht…
Denn wie spricht man mit dem Menschen, der höchstwahrscheinlich darüber bestimmen wird, wie diese Sache für mich ausgeht?
Was ist, wenn Frau W. heute im Stress ist, schlechte Laune hat oder ihr meine Telefonstimme nicht gefällt?
Wenn ich was Falsches sage und sie mich dann sauunsympathisch findet?

Meine Sorge, dass meine Unterlagen verschütt gegangen sind, war jedenfalls größer als die Angst, bei Frau W. voll aufzulaufen.
Und die Sorge war auch vollkommen unbegründet.

Frau W. und ich haben doch glatt 45 Minuten telefoniert…die Unterlagen sind wirklich noch nicht da, aber so konnte ich auch ein paar Fragen stellen, die mir rund um die Uhr im Kopf rumschwirren.
Gutachter…ganz großes Stressthema bei mir…mit Termin und Leistungsdruck und der Gewissheit, einem Gutachter in Lübeck oder sonstwo in SH alles über mich erzählen zu müssen, würde ich es an dem Tag nichtmal bis zur nächsten Autobahnauffahrt schaffen.
Muss ich auch nicht, denn Frau W. sagte mir, dass in so einem Fall ein Gutachter in meiner Nähe beauftragt wird.

Das Gespräch war jedenfalls sehr entspannt und auch streckenweise lustig….Sie hat ein bisschen mehr über mich erfahren und kann sich jetzt auch schon ein Bild von mir machen. Und sie hat mir angeboten, wann immer ich Fragen habe, anzurufen, damit nicht soviel Stress in mir aufgebaut wird.

Ausserdem habe ich ihr von der Petition der Initiative Phönix erzählt und das viele (wie ich) OEG aus der Not heraus beantragen, weil wir nicht ausreichend Therapiestunden von den Krankenkassen genehmigt bekommen.


15. März 2016

Den Blog möchte ich mit meinem wahren Zustand nicht zuballern, darum nur hier:
Ich bin derartig im Eimer, dass ich nichtmal meine Freundin ein Haus weiter alleine besuchen kann.
Den Weg dahin habe ich geschafft, aber in ihrer Wohnung habe ich so einen Hochstress aufgebaut, dass ich wieder zurück in meine Wohnung musste. Komischerweise gings dann mal so richtig los…Hyperventilation, Weinen, Erstarren….einfach so.
Ich versteh das nicht….und habe selbst meine Dosis Quetiapin erstmal erhöht, ich nehm das Zeug jetzt auch morgens/mittags, bin dann aber quasi den ganzen Tag schachmatt gesetzt und stoned.

Meine Wohnbetreuung ist wegen meinem starken Rückzug jetzt wieder auf 3 Tage erweitert worden, damit ich überhaupt mal vor die Tür komme und in kleinen Schritten Angst-Exposition betreibe…Einkaufen z.B.
LIDL war so eine Übung…mittags wo es leer war…für einen Pack Cola…ich war danach sowas von fertig. Dabei wurde mir bewusst, dass ich seit 3 Monaten nicht mehr Einkaufen war…nirgendwo!!

Einflüsse von aussen kann ich im Moment gar nicht ertragen, selbst harmlose WhatsApp Nachrichten versetzen mich in Hochstress.


01. Mai 2016

Seit dem 16. März bin ich wieder stationär in der Klinik. Es war für mich zuhause einfach nicht mehr alleine durchzustehen. Eingefädelt hat das meine Psychiaterin, die den Oberarzt einer anderen Station gebeten, hat, mich aufzunehmen.
Das war eine Klinikaufnahme innerhalb von 24 Stunden…sehr überraschend aber auch erleichternd.
Mein Freund kümmert sich jetzt um meine Katze und meine Wohnung, sonst wäre es wirklich schwer für mich, solange in der Klinik zu bleiben.

Jetzt bin ich schon 6 Wochen in der Klinik, neue Medikamente werden eingeschlichen, ganz langsam in kleinen Dosen, aber trotzdem habe ich schon einige Nebenwirkungen zu ertragen. Dank meiner paradoxen Reaktionen auf Sedativa hat mir Stangyl beim Höherdosieren einen dissoziativen Schreianfall beschert. 2 Tage war ich danach heiser und meine Mitpatienten in den Nachbarzimmern sind vor Schreck fast aus den Betten gefallen.

Die Zeugen, die zumindest bescheinigen können, dass ich schon vor 20 Jahren über den Missbrauch gesprochen habe, haben Mitte April alle eine schriftliche Aufforderung von Lübeck bekommen, sich dazu zu äussern. Und natürlich melden die sich alle erstmal bei mir, was mich jetzt auch wieder stresst.

In den Einzelgesprächen wird nun erstmals meine Biografie und der Missbrauch genauer thematisiert…sehr gewöhnungsbedürftig für mich und natürlich ordentlich stressbelastet. Stabiler macht mich das jedenfalls nicht, aber wer weiß, wenn ich mal alles ausgekotzt habe…..Jedenfalls sind DIE der Meinung, ich habe Schuldgefühle und bestrafe mich selbst…ich merk da nur nix von, aber ich finde mich ja auch nicht depressiv.

Fortschritte in der Stabilität kann ich somit auch nach 6 Wochen Klinik leider nicht vorweisen, aber immerhin kann ich auf der Station schon frei gehen, ohne mich an der Wand abstützen zu müssen. Die Autofahrt an den Wochenenden zu mir nach Hause und zurück ist hingegen eine echte Tortour für mich, die Angst hält mich gefangen. 2mal mussten wir die Rückfahrt zur Klinik schon abbrechen und zurück nach Hause fahren…eine zusätzliche Ladung Promethazin hat dann für mehr Beruhigung sorgen müssen

Eigentlich muss ich meinen Antrag auf Verlängerung der Grundsicherung beim Sozialamt stellen, meinen neuen Schwerbehindertenausweis beantragen und mein Personalausweis muss auch neu gemacht werden…aber wie?
Ich komm ja derzeit nirgendwo stressfrei hin. Krebsvorsorge und Zahnarzt liegen sogar noch länger auf Eis.
Ich überlege, mir doch vorläufig eine gesetzliche Bereuung für die Amtsgänge einrichten zu lassen. Aber eigentlich geht mir das total gegen den Strich.

2016 ist jetzt schon als scheiß Jahr bei mir abgehakt.


28.Mai

Schweinchen Schlau hat zumindest eine Erkenntnis gewonnen….das Chaos herrscht in mir …alles im Aussen ist lediglich Brandbeschleuniger und Katalysator.
Was ich mit dieser Weisheit anfangen soll/werde, weiß ich noch nicht….ich muss jedenfalls jetzt ordentlich aufpassen, dass sich meine Wut nicht gegen mich richtet.

Seit Anfang der Woche bin ich wieder ziemlich im Eimer, davor wars eigentlich schon recht erträglich, bzw. ich hatte gute Fortschritte in der Reviererweiterung auf dem Klinikgelände gemacht,
Der Oberarzt hat mir am Dienstag wieder Naltrexon aufs Auge gedrückt, gleichzeitig Topamax erhöht, mir die Ergo in einem anderen Gebäude aufgebrummt und ab nächste Woche Tagesklinik mit täglicher Autofahrt avisiert.
Das war zuviel….und es hat Peng gemacht…Dissoziation mit Schreianfall und dann saßen der Oberarzt, die Therapeutin und Rapunzel anschließend schön gemeinsam in einem Gesprächskreis auf dem Boden in meinem Zimmer.

Disso ist überhaupt grade eins meiner Probleme…ich mag mich gar nicht mehr selber anfassen, weil meine ganze Haut wie betäubt ist…bisher kannte ich das nur bei Hochstress, dass meine Arme oder Hände taub wurden…aber jetzt ist selbst meine Blase gefühllos…und meine Zunge…ich habe keinen richtigen Geschmackssinn mehr und alles fühlt sich an, als wenn ich eine örtliche Betäubungbekommen hätte. Ein äusserst unangenehmer Zustand, der mir auch wirklich Angst macht.

Beim genaueren Hinschauen ist mir aber klar geworden, dass ich diese Probleme schon seit vielen Jahren habe, sie nur ignoriert oder für normal befunden habe. Woher soll ich auch wissen, wie es sich „normal“ anfühlt.
Ich habe mich noch nie eincremen können, meine Bodylotion landet regelmäßig nach Jahren dummrumstehen im Müll. Ich habe meinem Sohn die Milchflasche nicht temperieren können, dafür macht man ja Tropfen der Milch auf die Handgelenkinnenseite. ich hab da aber nix gemerkt….und ich bade und dusche seit Jahrzehnten zu heiß…Kreislaufprobleme und Badabbruch waren häufig die Folge.

Wo bin ich die ganzen Jahre nur gewesen mit meinem Kopf??????


11. Juli 2016

Seit 2 Wochen bin ich wieder zuhause…fast 4 Monate Klinik haben gereicht, es gab für mich keine Fortschritte mehr und so habe ich nach reiflicher Überlegung die Entlassung forciert.

Topamax ist auf meinen Wunsch abgesetzt worden…
a) Es half nicht gegen die Gewichtszunahme
b) Ich hatte das Gefühl, dass der verstümmelte Geschmackssinn und das extreme Brennen und Kribbeln in der Haut eine Nebenwirkung war.
Und anscheinend habe ich Recht, denn seit 1 Tag schmeckt die Cola wieder und die ätzenden Hautgefühle sind auf Normalmaß zurückgegangen.
Immer noch taub, aber durch Gewöhnung jetzt einigermaßen erträglich.

Letzte Woche hatte ich dann mein erstes Gespräch mit meiner (hoffentlich) neuen Therapeutin. Und oh Wunder…Sie hat mir von sich aus die Möglichkeit aufgezeigt, den Fonds für sexuellen Missbrauch anzuzapfen. Sie hat mir angeboten, den Antrag gemeinsam auszufüllen, denn das Ding fliegt noch immer unausgefüllt bei mir rum.

Das Leben hier draussen ist für mich weiterhin beschwerlich…alleine sein mag ich gar nicht, weshalb ich mich grade mehr dem Stress aussetze, mit zum Einkaufen zu gehen.
Mal klappts recht gut, mal weniger…aber nach jedem Ausflug in die Welt bin ich hinterher total erschöpft. Freiwillige Ausgänge rein zur Freizeitgestaltung gibt’s nicht, trotz des sonnigen Wetters da draussen. Früher hätte ich im Freibad gesessen…
Das fällt jetzt allein schon wegen der Gewichtszunahme flach…ich passe in meine Klamotten nicht mehr rein und fühle mich mega unattraktiv. Ich schlepp jetzt 20 Kilo mehr rum als sonst, 10 Kilo davon habe ich mir in der Klinik angefuttert.

Vom OEG gibt’s nix neues, die Zeugen haben ihre Aussagen weggeschickt, was genau drinsteht, weiß ich nicht…will ich auch nicht wissen. Viel zu den Vorgängen können sie eh nicht schreiben, denn ich habe ja niemals überhaupt irgendjemandem genau erzählt, was mir angetan wurde.

Vorgestern bin ich zufällig beim Googeln nach Medikamenten auf eine Seite gestoßen, wo auch eine Verlinkung zu Statistiken über die OEG- Anträge der einzelnen Bundesländer hinterlegt war. Schleswig Holstein hat eine Ablehnungsquote von mehr als 50 Prozent. Das sind natürlich klasse Aussichten für mich ohne Strafanzeige und ohne Zeitzeugen.
Eine Fifty- Fifty- Chance…nunja, besser als nix…im Lotto sind die Quoten schließlich noch beschissener.


8. August 2016

So, jetzt ist es quasi 1 Jahr her, dass ich beschlossen habe, den Antrag auf Opferentschädigung auszufüllen.

Wirklich viel ist nicht passiert bisher…
nur mein Gesundheitszustand ist in die Knie gegangen.

Wenn ich daran denke, wie es mir letztes Jahr ging und was ich alles unternehmen konnte….und dieses Jahr bestand bisher nur aus Klinik und Überleben zuhause.

Den Sommer 2016 gibt es für mich gar nicht, denn ich war dieses Jahr bis dato nicht einmal zur Freizeitgestaltung draussen…nur zur Psychologin, zur Therapeutin, zur Klinik, zur Ergotherapie und zum Einkaufen. Und alles nur mit Druck und Angst.
Letzte Woche war ich immerhin mal mit meiner Wohnbetreuung bei KIK, das ist nicht weit entfernt, vormittags ist da auch tote Hose und mich hält nur 1 Ampel auf der Strecke auf.
KIK war nötig, denn dank der Gewichtszunahme passe ich in meine Klamotten nicht mehr rein. Unterwäsche, Hosen, Röcke…mir ist alles zu klein und ich musste um eine Kleidergröße aufstocken. Bei den Oberteilen habe ich jedoch das Problem, dass ich nur am Busen und an der Hüfte mehr zugelegt habe…also entweder oben zu groß und an der Hüfte passend oder oben passend und an der Hüfte zu eng…toll.
Jedenfalls musste ich Geld ausgeben, dass ich eigentlich gar nicht habe…aber Bekleidungsgeld gibt’s ja schon ewig nicht mehr vom Amt.

Langsam werde ich unruhig, weil ich gar nichts vom OEG höre…ich kontrolliere jetzt schon täglich meinen Briefkasten und trage mich mit dem Gedanken, mal in SH anzurufen und den Stand der Dinge abzufragen…aber ich trau mich nicht, ich möchte jetzt nicht noch eine negative Nachricht verarbeiten müssen.



11. August 2016

Ich war doch mutig und habe gestern in SH angerufen. Leider hatte die Sachbearbeiterin meine Akte nicht parat und so haben wir heute nochmal miteinander telefoniert.

Aktueller Stand:
Dieses Jahr haben sich anscheinend die Zuständigkeiten geändert…wenn die Taten in verschiedenen Bundesländern stattfanden. Es läuft wohl darauf hinaus, dass jedes Bundesland „seine“ Taten selber bearbeiten soll.
Also in meinem Fall wäre jetzt auch NRW zuständig.
Aber mein Antrag wurde noch während der alten Regelung gestellt, wo das Bundesland, wo die letzten Taten stattfanden, allein zuständig ist.
Wie es letztendlich wirklich laufen wird, konnte meine Sachbearbeiterin nicht sagen, meine Akte liegt bei der Vorgesetzten. Die wird entscheiden, ob sie alleine oder NRW mit im Boot sein muss.

Und ich weiß nicht warum, ich habe heute am Telefon geschummelt und so getan, als wüsste ich nicht, dass die Zeugen angeschrieben wurden. Keine Ahnung, warum ich das gemacht habe…so bin ich normalerweise überhaupt nicht.

Jedenfalls wurde heute nochmal über das Procedere wegen der Glaubwürdigkeit gesprochen…dass ihre Vorgesetzte entscheiden wird, ob es ausreicht, mit meiner Aussage und der der Zeugen meine Glaubwürdigkeit nachzuweisen.
Und sie sagte mir heute, dass es nicht so sein wird, dass meine Erkrankung als Nachweis genommen wird…sondern die Schlüssigkeit meiner Einlassungen und der Hörensagen- Zeugen.


28. September 2016

Heute hatte ich wieder das Bedürfnis, mal nachzuhaken, wie denn der Bearbeitungsstand ist.

Meine Akte liegt in der Grundsatzabteilung (?), weil noch immer nicht klar ist, wie damit verfahren werden soll. Erst nächste Woche ist wohl eine bestimmte Juristin wieder da und meine Sachbearbeiterin wird sie dann darauf ansprechen.

Tröstlich ist, dass meine Sachbearbeiterin sofort wusste, wer ich bin und dass sie schon länger einen Zettel mit meinem Namen an der Pinnwand hat, damit das nicht untergeht.
Sie teilte mir dann auch noch mit, dass die Bearbeitung der Anträge bis zu 2 Jahren dauern kann….hmmm…dann kann ich mich ja schon seelisch auf 3 Jahre vorbereiten, wenn meine Akte schon seit Monaten nicht mehr bearbeitet wird aufgrund der Unsicherheit, wer zuständig ist.


4. November 2016

Ich habe noch nichts gehört vom OEG…aber immerhin gehe ich wegen dem OEG regelmäßig an den Briefkasten, was ja sonst auch schwer ist.
Ich werde so langsam unruhig, weil sich gar nix bewegt.

Oder vielleicht bewegt sich da doch was ohne mein Wissen, denn vor 2 Wochen hat mein Halbbruder, mit dem ich seit 8 Jahren keinen Kontakt habe, mein Facebookprofil gesucht und mir 2 Likes zu Textbildern hinterlassen.
Eins war vom Inhalt her: “ Jeder muss seine Rechnung bezahlen“ und das andere Bild
“ Bei manchen Menschen denke ich, bleib wie Du bist- und bei anderen: Bleib, wo Du bist“
Damit hat mein Bruder mir richtig einen reingewürgt, ich bin noch die Woche danach im Eimer gewesen…meine Therapeutin hat mir geraten, solche Grenzüberschreitungen nicht mehr zu erdulden und meinen Bruder bei Facebook zu blockieren. Aber bisher konnte ich mich nicht dazu durchringen.

Ich frage mich nun, warum er ausgerechnet jetzt auf mein Profil gegangen ist…Geht’s meiner Mutter vielleicht nicht gut? Oder hat das OEG meine Mutter angeschrieben?

Nachfragen will ich aber nicht…ich habe Angst vor der Antwort und der Reaktion meines Bruders. Ich bin zu instabil, um Gegenwind auszuhalten.

Ich habe auch schon überlegt, bei der Sachbearbeiterin in SH nachzufragen, aber ich will auch nicht schlafende Hunde wecken…nachher kommen die vielleicht erst durch meinen Anruf auf die Idee, meine Mutter zu befragen.

Mein Körpergefühl ist immer noch unter aller Sau…Blase taub, 3 Finger der rechten Hand taub, Haut ebenfalls….gestern habe ich mir doch glatt in die Hose gepullert, weil ich vom Klo aufgestanden bin und eben nicht gemerkt habe, dass ich noch gar nicht fertig war.
Wie ein Kleinkind, manoman!!

Meine Therapeutin macht jetzt Achtsamkeitsübungen mit mir, wo ich lernen soll, meinen Körper zu beobachten und zu spüren, ohne es als gefährlich zu bewerten.
Sie war auch so nett und hat die Übung für mich auf mein Handy gesprochen, so dass ich das auch zuhause üben kann.

Rausgehen ist immer noch mega schwierig…ich muss schon einen zwingenden Grund haben…Arzt, Therapie, Einkaufen…natürlich alles in Begleitung. Leider gehen für diese Pflichttermine sämtliche Betreuungsstunden drauf, so dass für Freizeitbeschäftigung kein Budget mehr vorhanden ist.
Der Sommer ist ausgefallen…und den Herbst kann ich auch abhaken.


25. November 2016

Mir ist es zu ruhig…ich laufe täglich zum Briefkasten, in der Hoffnung, endlich wieder was vom OEG zu hören. Andererseits habe ich aber auch Schiss…weshalb ich einen Anruf bei der Frau W. Woche um Woche vor mir herschiebe.

In Erwartung, dass es Schwierigkeiten mit dem OEG geben könnte und ich klagen müsste, habe ich heute abend eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen. Ich bin zwar Mitglied im VDK, aber das ist mir nicht sicher genug.

In der Einzeltherapie arbeiten wir jetzt mit meinen anderen Anteilen .. primär dem, der die Selbstfürsorge boykottiert. Dabei hat sich herausgestellt, dass dieser Anteil, der anscheinend wahnsinnig wütend ist, sich zu wenig beachtet fühlt und gehört werden will.

Heute habe ich mich das erste mal seit Monaten wieder etwas geschminkt.


30. November 2016

Gestern nach der Cranio musste ich 2 Telefonate erledigen, die beide nicht zu meiner Zufriedenheit verliefen…ich war leicht aggro…aber ich hab mir dann gesagt:“ Was solls, dann kann ich auch noch beim OEG anrufen.“
Gesagt, getan….der Antrag liegt immer noch in der Grundsatzabteilung. Ich habe der SB, die da ja nun wirklich nix für kann, dann schonmal darauf hingewiesen, dass so langsam eine Untätigkeitsklage in Betracht kommt.

Die SB hat mir dann nochmal erklärt, woran es eigentlich hakt…

Das Gesetz, dass jedes Bundesland seine Fälle bearbeiten soll, gabs schon immer…Nur wurde es eben immer so umgesetzt, dass eben das Bundesland, welches zuletzt zuständig war, den Antrag bearbeitete.
Aber nun hat ein Bundesland geklagt, dass sie immer soviele Ausgaben haben, für die eigentlich andere Bundesländer heranzuziehen wären…

Toll…also alle Antragsteller mit Fällen, die in mehreren Bundesländern stattfanden, müssen sich jetzt wahrscheinlich damit rumärgern, dass die Uneinigkeiten der Bundesländer auf ihrem Rücken ausgetragen werden.


4. Januar 2017

Merry Christmas und a Happy New Year!
Ob das Jahr happy wird, bleibt abzuwarten…die Feiertage habe ich jedoch gut hinter mich gebracht…zu Sylvester hatten wir gleich 2 Ex- Mitpatienten zu Gast.
Weihnachten gab es Fondue und Sylvester Raclette, was für mich Premiere war. Und an beiden Tagen hatten wir viel zuviel zu Futtern eingekauft.

Körperlich geht’s mir derzeit ganz gut, was heißt, es ist erträglich…so langsam gewöhne ich mich an meine taube Haut, wobei die Cranio eine große Unterstützung dabei ist.

In der Psychotherapie wird allerdings jetzt mit Traumatherapie begonnen, wo ich ordentlich Bammel vor habe. Doch Frau C. ist der Meinung, andere Therpievarianten wären bei mir wenig erfolgversprechend.

Bezgl. meines Antrages gibt es wenig spektakuläres zu berichten. Ich habe heute wieder mal in Lübeck angerufen, um zu hören, ob es endlich voran geht, aber Pustekuchen.
Frau W. ist mittlerweile auch nicht mehr amused, denn sämtliche Anfragen an Grundsatz- Abteilung und an die Vorgesetzte blieben bisher unbeantwortet. Frau W. hat mir heute die Telefonnummer ihrer Vorgesetzten gegeben und mir empfohlen, mal direkt mit der Dame zu sprechen. Leider ist sie erst nächste Woche wieder im Haus.

Aber um mal ein bisschen Munition zu haben, habe ich heute beim LWL in Münster angerufen, um mal zu hören, wie die dort mit ihren OEG Anträgen verfahren. Denn im Zweifelsfall wäre ja Münster für meine früheren Taten zuständig.
Tja…Münster arbeitet so wie bisher…solange, bis sie eine andere Anweisung vom Ministerium bekommen. Also ist das nicht Deutschlandweit so, dass die Anträge der Betroffenen mit Tatorten in mehreren Bundesländern auf Eis liegen, sondern ich habe grade eben die Arschkarte, dass SH so handelt.

Daraufhin habe ich nochmal in Schleswig Holstein angerufen, um mal die Nordmänner auf Kurs zu bekommen….Frau W. hat mich aber gebeten, erst mit der Vorgesetzten zu sprechen, bevor ich mich an das Ministerium für Arbeit und Soziales wende…und das werde ich definitiv tun, wenn sich da jetzt nicht innerhalb dieses Monats was bewegt.


26. Januar 2017

Heute vormittag klingelte das Telefon und Frau G. ,die Vorgesetzte von Sachbearbeiterin Frau W. ,war am Apparat.
Ich habe die letzten 3 Wochen immer wieder mal probiert, sie zu erreichen, hatte aber keinen Erfolg. Frau W. hat deswegen nochmal ein Zettelchen mit der Bitte um Rückruf auf den Schreibtisch von Frau G. gelegt.
Ja…und heute war es soweit, endlich gibt’s die Nachricht, dass es weitergeht.

Leider aber nicht so, wie ich es erhofft hatte. SH hat jetzt eine Doppelakte angelegt und wird sie an NRW, Versorgungsamt Münster LWL, weiterleiten. Es ist wirklich so, dass jetzt wohl jedes Bundesland seine Fälle bearbeiten muss. Wobei aber letztendlich wahrscheinlich wieder nur eines der Bundesländer die Gelder zahlen wird. Hmmmm…..

Wirklich gefallen tut mir das nicht…jetzt lesen noch mehr Menschen, die ich nicht kenne, meine Geschichte und noch mehr Menschen werden darüber urteilen.
Ausserdem zieht es sich jetzt noch länger hin, weil NRW vielleicht noch ganz andere Infos von mir haben möchte…oder die Zeugen nochmal befragen wird…oder, oder oder….
Natürlich alles nur negative Mutmaßung von mir, aber das ist nunmal mein Naturell. Immerhin merke ich jetzt schon öfter mal, wo es bei meiner Denkweise hakt. Das ist auch ein Fortschritt.

Was mich etwas irritiert hat, Frau G. wollte mir den Bearbeitungsstand von SH, bzw. ihre Entscheidung…also Daumen hoch oder runter….nicht mitteilen. Das verstehe ich jetzt nicht so wirklich, denn immerhin bin ich die Antragsstellerin und denke, wenn nicht ich wer dann? Nunja…Frau G. war dabei jetzt nicht unfreundlich, im Gegenteil…aber ich finde es trotzdem komisch…schließlich warte ich nun schon 1 Jahr.

Was ist eigentlich, wenn das eine Bundesamt „ja“ sagt und das andere „nein“?

Ich habe Frau G, dann noch gefragt wie es sich verhält mit der Kostenübernahme meiner Therapien bei laufendem Verfahren. Zuerst ist wohl immer die Krankenkasse dran, aber falls die nicht mehr zahlen sollten, dann kann ich mich an SH wenden.
Ich hab nämlich ein bisschen Sorge, dass meine Therapie vielleicht nicht verlängert wird. Meine Therapeutin ist grade dabei, den Antrag dafür zu stellen.
Und ich will auf keinen Fall meine Therapeutin verlieren, ich bin so froh, bei ihr zu sein, auch wenn es immer sehr anstrengend für mich ist in den Sitzungen.
Ich bin jedesmal aufs Neue überrascht, dass ich bei ihr in Tränen ausbreche und meine Stimme versagt, wenn ich Vorfälle aus meinem Leben erzähle…die gleichen Vorfälle habe ich bisher immer so erzählen können, als wenn es mich gar nicht beträfe.
Das ist anscheinend ein Zeichen des Vertrauens in die Therapeutin, dass ich anfange, auch Emotionen zu den Vorfällen zu spüren.

Im Moment sind wir dabei, die Bildschirmtechnik zu üben mit kleineren Traumata, die mich nicht gleich aus den Schuhen hauen.
Mit EMDR wird sie erst beginnen, wenn die Genehmigung der Krankenkasse für die Verlängerung der Therapie da ist.

Der Antrag für den Fonds sex. Missbrauchs liegt hier übrigens immer noch unvollendet rum…


24. Februar 2017

Noch liegt die Genehmigung für die Verlängerung der Einzeltherapie nicht vor und wir haben nur noch 2 Stunden. So lässt es sich wirklich toll arbeiten in der Therapie!
Denn solange die Genehmigung nicht da ist, fängt meine Therapeutin nicht an mit EMDR.
Sie sagt, es ist zu gefährlich, wenn wir plötzlich mittendrin abbrechen müssten.

Also heißt es Warten….wie beim OEG.

Während ich das geschrieben habe, kam mir spontan der Gedanke, doch mal wieder nachzuhaken in Schleswig – Holstein…und eine nette Sachbearbeiterin sucht jetzt grade nach meiner Akte ,um zu schauen, wie der Stand der Dinge ist.

Pech gehabt, sie kann die Akte nicht finden, weder auf dem Schreibtisch von Frau W. noch auf dem Tisch der Vorgesetzten. Aber sie sagt, das könnte immerhin das Zeichen sein, dass grade etwas bearbeitet wird….und nun habe ich wieder was dazugelernt:
Neben der Vorgesetzten und der SB Frau W. gibt es noch die Sachbearbeiter, die die angeordneten Ermittlungen letztendlich in die Wege leiten, bzw. umsetzen. Und da soll ich am Montag mal anrufen.

Im Gespräch erfuhr ich dann, dass im Jahre 2020 ein neues reformiertes OEG an den Start gehen soll….


28. Februar 2017
Wie geplant habe ich heute wieder in SH angerufen und auch gleich die richtige Sachbearbeiterin am Telefon gehabt.
Sie hat meine Akte gesucht, gefunden und dann gesagt, dass sie sich den Stand der Dinge grade durchlesen muss….und dann sagte sie, dass sie die Akte für den 1. März auf Wiedervorlage hat, weil sie auf die Antwort von NRW warten…NRW hat die Akten schon.

Und dann las sie nochmal in der Akte ….da war von einem Gutachten die Rede….und dass nach diesem Gutachten eine Anerkennung erfolgt ist.

Ich hab zum Glück gesessen, denn es überrollte mich wie ein Tsunami…Sie glauben mir!!
Ich bin sofort in Tränen ausgebrochen und konnte mich gar nicht mehr beruhigen.
Ich hab mich entschuldigt dafür, aber die Sachbearbeiterin sagte, sie haben ständig mit diesen Fällen zu tun und es wäre nur natürlich, dass ich jetzt so zusammenbreche. Sie würden wissen, wie wichtig den Opfern diese Anerkennung ist. Ich solle mal tief ein- und ausatmen und mir was Gutes gönnen.

Ich hab dann meinen Partner angerufen, der saß in einer Fortbildung…und eine Freundin….ich hab ungelogen mehr als 2 Stunden geheult, es sind wirklich alle Dämme bei mir gebrochen. Meine beste Freundin, die den ganzen Schlamassel und auch meine Schwester, meinen Bruder und meine Mutter kennt, konnte ich leider nicht anrufen.
Sie sitzt mit ihrem Schlaganfall in der REHA, da kann ich nicht noch mit meinem Mist um die Ecke kommen.

Selbst den Beitrag hier im Blog habe ich tränenüberströmt eingetippt.

Und jetzt habe ich einen Brummschädel und etwas Temperatur….was Aufregung und Heulerei ausmachen kann…..

Und selbst wenn der LWL Münster ablehnen sollte, ist das für mich auch nicht so schlimm—-denn zumindest einmal in meinem Leben wurde heute anerkannt, dass es eine Straftat war, sich an mir zu vergehen. Auch wenns nur telefonisch war….


27. März 2017

Meine Sorge war vollkommen unbegründet…

Da ich nichts von NRW gehört habe, musste ich letzten Freitag zum Telefon greifen…Ich kann es einfach nicht vertragen, wenn ich nicht weiß, ob meine Akte auch wirklich da gelandet ist, wo sie hinsoll oder vielleicht in unbefugte Hände geraten ist.
Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass andere Menschen meine Geschichte lesen und es mir nicht automatisch schadet oder ich vielleicht vom Blitz getroffen oder sonstwie bestraft werde.

Der zuständige Sachbearbeiter ist im Moment leider krank, darum schlugen meine Anrufversuche auch alle fehl…aber dann bekam ich einen Rückruf von einer Kollegin oder sogar Vorgesetzten.
Frau S. hat mich sogleich beruhigt, dass meine Akte schon bei ihnen auf dem Tisch liegt, aber aufgrund der Zuständigkeitsdifferenzen eben auch erst die Anwälte drauf schauen mussten. Sie versprach mir, sich kommende Woche selber einzulesen und mich dann zurückzurufen, ob noch was fehlt oder wie es weitergeht. Das fand ich schon ziemlich nett, da es eigentlich nicht ihre Aufgabe ist, sondern die des kranken Kollegen. Aber sie war sehr verständnisvoll und hat schon meine Not erkannt, dass es einfach schon so lange dauert wegen den Zuständigkeitsproblemen.

Heute Vormittag kam dann vollkommen unvorbereitet der Rückruf:
Auch NRW wird mich anerkennen…ich bin gleich wieder in Tränen ausgebrochen und jetzt wo ich das hier schreibe, habe ich schon wieder Hochwasser in den Augen.
Und sie legt ihrem Kollegen einen Zettel hin, dass er mir, sobald er wieder auf dem Damm ist, die Anerkennung auch schriftlich zusenden wird, damit ich auch endlich mal was in den Händen habe.

Nach der anfänglichen Erleichterung hat die Stimmung dann aber umgeschlagen.
Mein Rückschluss, dass ich mich nicht einem Glaubwürdigkeitsgutachten stellen muss, ist nämlich, dass meine eingereichten Unterlagen quasi mit jedem Wort und jedem Körperzustand förmlich schreien: „Missbrauch, Missbrauch!“

Und dann sind meine Gedanken zu meiner Familie gewandert…Dass die es wohl nie erfahren werden, dass ich anerkannt werde als Missbrauchsopfer, weil sie es damals nicht sehen wollten und heute wohl auch kein Interesse an der Wahrheit hätten.
Und zum ersten Mal habe ich sowas wie Hass auf den Täter verspürt und auch mal ausdrücken können- aus der Tiefe meines Herzens habe ich „Scheißkerl“ und „Dreckschwein“ gesagt.


19. April 2017

Heute bin ich auch im Schleudergang…
Ich habe gestern mal wieder beide Bundesländer angerufen, um den Stand der Dinge zu erfahren, weil ich die Anerkennung, die mir schon mündlich von beiden Bundesländern zugesagt wurde, noch immer nicht schriftlich vorliegen habe.
SH teilte mir dann mit, dass sie immer noch auf NRW warten…und der SB aus NRW hatte gestern wegen längerer Krankheit erst seinen ersten Arbeitstag und bat mich, heute nochmal anzurufen.
Dieses habe ich auch getan…und er sagte mir, es gebe von NRW keinen Anerkennungsbescheid für mich, meine Unterlagen würden jetzt in die Ärzteabteilung gebracht und die würden den GdS bestimmen für die Taten in NRW…und SH müsse dieses auch tun…und dann bekäme ich das fertige „Werk“ von SH….er hätte aber „Eilig“ draufgeschrieben, weils schon so lange rumliegt.
Hmmm….und jetzt rätsel ich, inwiefern der GdS bestimmt wird, wenn gar nicht alle Unterlagen von meinen Ärzten und Therapeuten vorliegen…

Da ich seit letzter Woche schon im Plan hatte, nach Ostern das OEG zu kontaktieren…plus Osterstress, plus Geburtstag meiner verstorbenen Oma gestern, plus Erinnerung und Näherrücken ihres Todestages… bin ich schon das ganze Wochenende wieder äussert instabil…ich habe starke Schwindelanfälle, Sehstörungen und fühl mich mal wieder getrennt von Kopf und Körper.
Ich ärgere mich wahnsinnig, dass ich das absolut nicht im Griff habe mit meinen Symptomen.
Mit der Wohnbetreuung wollte ich heute eigentlich in den Botanischen Garten, aber letztendlich hats nur bis zum Ende meiner Straße gereicht. Wir haben dann umgedreht und ne Stunde im Auto vor meinem Haus gesessen und gequatscht.


7. Juni 2017

Heute habe ich mal wieder in SH angerufen, hatte schon vor Pfingsten das Bedürfnis dazu, dachte jedoch, dass die SB vielleicht im Urlaub ist.
Ist auch so, hatte heute eine Kollegin am Hörer…von Münster ist noch nix da und in SH liegt meine Akte auch beim medizinischen Dienst.
Ich habe darauf hingewiesen, dass es neuere Klinikberichte aus 2016 gibt, die dem Amt noch nicht vorliegen….Sie wird sie jetzt anfordern und auch Münster das mitteilen.
Denn so könnte eventuell ein zeitverzögerndes und vor allem stressiges Gutachten verhindert werden

Meine Verfassung ist derzeit recht stabil, habe sogar letzten Freitag das erste mal seit 1,5 Jahren die Stadtgrenze überschritten…in meinem neuen (alten) Wohnmobil.
Ich war so happy, dass mir gleich die Tränen in die Augen schossen, als wir das anvisierte Ziel in knapp 30KM Entfernung erreicht hatten. So darf es gerne weitergehen…


20.Juli 2017

Die Zeit fliegt, wir haben jetzt Hochsommer und ich bin noch kein bisschen weiter. Es ist Urlaubszeit, weshalb ich gar nicht erst versuche, in SH anzurufen.
Aber ich schaue jeden Tag in den Briefkasten, ob ein Brief für mich gekommen ist.

Meine Therapeutin geht nach der Sitzung nächste Woche erstmal den ganzen August in wohlverdienten Urlaub, doch bevor sie die Praxis schließt, wird sie die nächste Verlängerung bei der Krankenkasse beantragen…
Sie sagt, sie hat gehört, dass Kollegen aufgrund der neuen Psychotherapierichtlinien schon mehrfach erfolgreich größere Stundenkontingente beantragt und auch genehmigt bekommen haben….Sie möchte das bei meinem Fall auch versuchen und sofort 35 Stunden Verlängerung haben. Sie sagt, wir brauchen mehr Planungssicherheit, bei mir wäre soviel in Bewegung, dass sie es nicht verantworten könnte, wenn wir plötzlich aufhören müssten und dann nur noch absolute Notversorgung in Frage käme.

Derzeit bearbeiten wir grade mein Missverhältnis mit meiner Mutter…und somit auch meine Biographie….und wie mein Verhalten heute auf Überlebensstrategien von damals beruht. Ich bin ein Mensch, der leider alles und jeden verteidigt, dazu muss ich die Menschen nichtmal kennen….Vollkommen unnütz und vor allem vollkommen hirnrissig, ich mach ständig die Anwältin.
Das kommt leider viel zu oft vor und kommt auch nicht immer gut an…aber es fällt schwer, erlerntes Verhalten zu ändern. Aber immerhin bemerke ich jetzt wenigstens schon ab und an mal solche Verhaltensauffälligkeiten an mir.

Meine Therapeutin sagt, für Kinder wie mich wäre das eine Überlebensstrategie gewesen, um nicht am Fehlverhalten der Bezugsmenschen kaputt zu gehen.
Also sie haben Mist gebaut und mir geschadet und ich habe mir „Ausreden“ für sie überlegt, damit mich die Gleichgültigkeit oder Härte oder eben die Übergriffe nicht umbrachten.
Und anscheinend mache ich das bis heute….dadurch haben aber andere immer wieder die Möglichkeit, meine persönlichen Grenzen zu überschreiten, ohne dass ich es merke…und selbst wenn ich es spüre, und sei es auch nur körperlich, weil irgendwas in meinem Inneren die Alarmglocken zumindest leise bimmeln lässt, entschuldige ich das Verhalten des Anderen, indem ich Gründe zu deren Entlastung suche.

Vor 2 Wochen bekam ich unter anderem deswegen die Hausaufgabe, meiner Mutter einen Brief zu schreiben und ihr alles an den Kopf zu werfen, was ich ihr eigentlich schon längst hätte sagen müssen. Nicht, um diesen Brief dann auch an meine Mutter zu schicken, sondern um ihn meiner Therapeutin vorzulesen.
Ich sollte einen richtigen Auskotz-Brief schreiben und auch ruhig mal schimpfen und fluchen und auf Etikette und Höflichkeiten verzichten.
Ich habe mehrere Tage an dem Brief gesessen und oft rumgeschnieft und letztendlich wieder nur ein recht harmloses 8seitiges Pamphlet zustande bekommen, was eigentlich nur zeigt, wie beschissen ich in den vielen Jahren dran war.

Diesen Mittwoch sollte ich den Brief vorlesen…ich hatte gedacht, das würde ich mit ausreichend Abstand können, doch vor lauter Heulerei konnte ich nachher gar nicht mehr richtig vorlesen. Man, was habe ich mich geirrt, wie sehr mich das doch auch als Erwachsene immer noch fertig macht. Wir sind noch nicht fertig mit dem Brief, nächsten Mittwoch muss ich den Rest vorlesen….

Den Bericht für das OEG hat sie schon weggeschickt, war wohl lediglich ein Formular, das meine Diagnosen abfragte.‘

Letzte Woche hatte ich auch meinen Quartalstermin bei meiner Psychiaterin, bei dem ich mir neben den Rezepten dann auch gleich die Entlassungsberichte der LWL aus 2016 kopieren ließ, da mir diese für meine eigene Mappe fehlten.
Es ist schon komisch, wenn ich solche Berichte lese, die über mich geschrieben wurden…
und wie klar wohl meine Störungen zu dem langjährigen SMB und den psychischen Missbrauch passen….mir war das nie bewusst, wie gestört ich eigentlich bin…und wie typisch mein Verhalten ist.

Ich habe dann Frau K. gefragt, weshalb nicht Ärzte in der Lage sind, sowas zu erkennen und anzusprechen bei so eindeutigen Anzeichen. Sie meinte, Gynäkologen würden vielleicht in den letzten 20 Jahren schon drauf geschult…aber es wäre auch schwierig mit dem Ansprechen…Sie hätte öfter mal Patienten, wo sie das vermuten würde, doch es könnte auch richtig nach hinten losgehen, wenn sie nachhaken würde.
Es würde eben oft seine Zeit brauchen (wie bei mir), dass das Opfer selber in der Lage ist, die Wahrheit zu erkennen und auch zu „verkraften“.
Wahrscheinlich hat sie Recht, ich sehe und spüre ja, wie sehr mich das offene Reden und Berichten körperlich und psychisch nochmal on Top so richtig fertiggemacht hat.

Aber ich habe auch Schönes zu verkünden….man gewöhnt sich an alles….und so geht es mir für meine Verhältnisse derzeit wirklich gut. Die Sonne scheint, es ist Sommer…und dank meiner Schildkröte, das Wohnmobil, komme ich endlich wieder mehr vor die Tür.

Mittlerweile haben wir einmal übernachtet an einem See in 20 Km Entfernung und ich habe es schon 2mal geschafft, um diesen See herumzugehen. Zuletzt gestern und ich hab die 3km mit Pausen in 1,5 Stunden geschafft…eine verdammt lange Zeit, die ich von einem sicheren Ort entfernt war. Hinterher bin ich zwar kaputt und erschöpft, aber auch happy und stolz, dass es endlich wieder etwas bergauf geht.

Im Gegenzug steigen aber meine Ängste, was passiert, wenn das Wohnmobil mal kaputt geht und ich die Reparatur nicht bezahlen kann. Ich kann es zwar nicht selber fahren, aber es ist für mich grade das Tor zur Welt…raus aus meinem Gefängnis


01. August 2017

Da ich nun ständig in den Briefkasten schaue, ob Post gekommen ist, manchmal 3mal am Tag, habe ich heute in SH angerufen, um mal zu hören, wie die Lage ist.

Frau W. hat leider keine Neuigkeiten für mich, NRW hat sich bis jetzt noch nicht zurückgemeldet.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir beide jetzt jeweils eine Sachstandsanfrage in NRW machen.

Ich habe sie dann auch gefragt, wie es aussieht, wenn die Krankenkasse meine Therapie nicht mehr zahlt, es läuft ja grade der Antrag auf die „letzten“ 35 Stunden.
Mal schaun, letztendlich behandeln sie Therapien genauso wie die Krankenkassen, aber wenn ich es plausibel vermitteln kann, dass die Therapie der Heilung oder der Erhaltung des Ist-Zustandes dient, dann könnte man da vielleicht auch noch ein paar Stunden rausholen.

Seit einer Woche habe ich hier auch ein Buch von Peter Levine liegen, ich lese mich da so etappenweise durch…. und habe die ganze Zeit das Gefühl, als wenn er von mir schreiben würde…über Erstarrung, dass ich nur die Gefühle Angst, Hilflosigkeit und Wut kenne (das erzähle ich anderen schon seit Jahrzehnten), dass ich Schwierigkeiten habe, mich im Hier und Jetzt zu halten und deswegen Probleme mit der Achtsamkeit und dem Halten und Pflegen von sozialen Beziehungen habe.

Mit den Übungen, die in dem Buch stehen, kann ich mich allerdings mal wieder nicht anfreunden, ich schaffe es nichtmal, Übung 1 zu beginnen….da wehrt sich in mir mal wieder was ordentlich dagegen, meinen Status zu verändern. Ich habe aber auch keine Lösung, wie ich dieses Problem auflösen und umgehen kann, obwohl ich mir dessen tagtäglich voll bewusst bin und gerne mit den Übungen starten würde. mennoooo!!


02. August 2017

„Wer redet, dem kann geholfen werden“

Ich habe mich heute entschieden, doch erst nochmal direkt mit NRW zu telefonieren, bevor ich so eine unpersönliche Sachstandsabfrage als „Druckmittel“ einsetze.

Mein zuständiger Sachbearbeiter hat mich dann mit dem Medizinischen Dienst verbunden und nach erneuter Schilderung meiner Situation wurde ich an die leitende Ärztin weitergereicht.
Frau O. , mit einem außergewöhnlichen und vor allem langen Doppelnamen, zeigte sich sehr verständig, da meine Akte seit April in der Medizinischen Abteilung auf Halde liegt, da leider immer wieder andere eiligere Fälle vorgezogen werden müssen.
Sie wird meine Akte jetzt jedoch auch vorziehen, denn sie versteht, dass das Verfahren einfach schon viel zu lange dauert.


21. August 2017

Letzte Nacht habe ich beschlossen, das zweite „dickmachende“ Antidepressivum abzusetzen. Trimipramin ist bekannt für Gewichtszunahme…und wohl auch für Wassereinlagerungen. 20 Kilo Übergewicht habe ich jetzt, Tendenz steigend!

Ich werde es jetzt langsam ausschleichen und hoffe, dass ich auch ohne das Zeug stabil bleibe…und dass langsam wieder die Kilos purzeln…allerdings habe ich massig Angst, dass meine Haut sich nicht zurückbildet und ausgeleiert ist.



06. September 2017

Scheiß Tag… der LWL Münster NRW gesteht mir zwar zu, dass ich Opfer bin, aber da ich unter die Härtefallregelung nach Paragraph 10a falle und in deren Augen keinen GdS von 50 erreichen würde, bin ich nicht versorgungsberechtigt.
Darum gabs heute die Ablehnung.

Sie haben sich nichtmal die Mühe gemacht, überhaupt einen GdS festzustellen…das wäre zu schwer und überhaupt würde eigentlich alles von meinem Beziehungs- und Entwicklungstrauma kommen. Ich habe zwar eine paar psychische Macken, die wohl auf den Missbrauch zurückzuführen sind, aber anscheinend sind die nicht der Rede wert.

Dann gabs noch den Hinweis, dass Schleswig Holstein unabhängig von NRW über die späteren Jahre entscheiden wird, sowie die übliche Widerspruchsfloskel. Bämm!

Tja….so wie es aussieht, werde ich dann demnächst, wenns ganz beschissen für mich laufen sollte, gleich gegen ZWEI Bundesländer und ihre Bescheide Widerspruch einlegen und dann wahrscheinlich auch ZWEI Gerichtsverhandlungen führen dürfen.

Welche Rechtsschutzversicherung oder welche Prozesskostenhilfe wird da mitspielen?
Ich werde demnächst an 2 Fronten Krieg führen dürfen.

Meine Angst ist jetzt riesengroß…
ich glaube nicht, dass SH die „Spendierhosen“ anhaben wird und den späteren Jahren einen gerechten GdS zukommen lässt, wenn sie die Folgen schön bequem auf die Jahre, für die NRW zuständig ist, abwälzen können.

Ich habe heute Rotz und Wasser geheult….


11. September 2017

Nach einer Auszeit am Wochenende mit dem Wohnmobil an der Weser geht’s mir nun wieder etwas besser.

Die 2 Tage nach dem Öffnen des Briefes war ich nur noch im StandBy- Modus…ohne Aktivierung von Aussen blieb ich in der Starre….emotional und auch körperlich…alle Systeme waren auf Notversorgung herunter gefahren…ein wirklich ekelhafter Zustand, der bei vollem Bewusstsein nur schwer zu ertragen ist.

Als meine Wohnbetreuung mich Donnerstags abholte (ich hatte bis dahin noch niemand informiert) , hat sie sofort gesehen, dass es mir nicht gut ging….und als sie mich drauf ansprach, bin ich auch sofort in Tränen ausgebrochen.

Auf ihren Hinweis hin hat meine „alte“ Wohnbetreuung mich heute angerufen und wir haben die weitere Vorgehensweise besprochen. Sie riet mir, mich mit Wildwasser e.V. in Verbindung zu setzen, doch da habe ich telefonisch niemanden erreicht.

Ich habe mir dann die Nummer vom Weissen Ring rausgesucht und der Herr an der Strippe hat mir dann die Nummer von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin gegeben.
Wie sich beim Telefonieren mit ihr dann herausstellte, ist sie Anwältin.
Sie hält nicht viel vom OEG und sagte wortwörtlich: „Was das OEG betrifft, bin ich vollkommen desillusioniert. Das hat sich der Staat was gutes ausgedacht, aber es wurde schlecht umgesetzt.“

Sie war übrigens erstaunt, dass ich nach §10a „bewertet“ werde, obwohl ich auch nach 1976 Opfer desselben Täters war.
Mal schaun, ich habe Ende September einen Termin bei ihr, da wird dann der Widerruf initiiert…und sie will Akteneinsicht anfordern.


27. September 2017

Ganz beschissener Tag heute….

Ich warte seit einer Woche auf die Einschätzung meines Falls durch einen Fachanwalt, der mir in der Facebookgruppe für den Erfahrungsaustausch bzgl. OEG empfohlen wurde.
Nachdem ich ihm meinen Fall telefonisch kurz geschildert hatte, hat er um Zusendung der Ablehnung gebeten, damit er sich mal schlau machen kann.
Ich hab sie ihm geschickt und auch meinen „Lebenslauf“, den ich dem Amt habe zukommen lassen. Da alles so unklar war, hat er erstmal den Widerspruch eingelegt und um Akteneinsicht gebeten.
Deshalb habe ich auch meinen Termin, den ich heute bei der Anwältin gehabt hätte, vorm Wochenende abgesagt.

Klarer Auftrag war : Einschätzung der Erfolgschancen nach Widerspruch….
Der Anwalt war früher auf der „anderen Seite“ in Münster tätig und weiß somit genau, wo die Fallstricke ausgelegt werden.

Und diese Einschätzung habe ich heute bekommen. Und anscheinend nehme ich jeden Fallstrick mit, den es nur geben kann.
Ich konnte mittags erst einen Teil auf dem Handy laut lesen ( mein Freund hörte zu), da mittendrin, wie verabredet, meine Wohnbetreuung zum Einkaufen kam. Sie hat sofort an meinem Gesicht gesehen, dass was nicht stimmt, als ich zur Haustür rauskam und auf ihr Auto zuging.
Während des Einkaufs bei LIDL gings natürlich nur um diese Mail….ich hab unkonzentriert dieses und jenes in den Einkaufswagen geschmissen.

Als ich zurück nach Hause kam, war mein Freund schon so nett gewesen und hat das ganze Schreiben für mich ausgedruckt….und ich habe es dann weiter vorgelesen.

Der Anwalt hatte sich schon beim Telefonat gewundert, weshalb ich von beiden Ämtern „anerkannt“ werde als Opfer von Straftaten….und heute hat er mir in der Mail unmissverständlich klar gemacht, dass er meine Glaubhaftigkeit nach „deren“ Kriterien angezweifelt hätte….und dass ein Richter diese ebenfalls anzweifeln könnte und mich höchstwahrscheinlich ein Glaubwürdigkeitsgutachten erwarten, bzw. das Gericht eigene Rückschlüsse auf meine Einlassungen ziehen würde.

Da ich mich aber schon jetzt in verschiedenen Punkten widersprechen würde, ist der Ausgang ungewiss, bzw. zu erwarten, dass gegen mich entschieden wird.
Ich habe nach seiner Ansicht unterschiedliche Angaben gemacht in Antrag 2015, in der schriftl. Auskunft nach Aufforderung vom Versorgungsamt im Januar 2016 und in meinem etwas später verfassten Lebenslauf im Februar 2016….

Desweiteren ist er der Ansicht, dass es korrekt ist, dass NRW für die Fälle separat entscheiden darf, da der SMB durch den Großonkel nicht zum innerfamiliären Missbrauch gezählt würde vom Gesetz. ER war kein Elternteil und gehörte nicht zur Kernfamilie….und wir hätten auch nicht in einem Haushalt gelebt…somit wäre nach dem Gesetz ALLES an Übergriffen EINZELN zu bewerten.
Darum wäre §10a korrekt angewandt.

Ausserdem hält er es ebenfalls für schwierig bis unmöglich, den GdS in Hinblick auf meine Biografie zu bestimmen. Aber das wäre eh hinfällig, weil mir die Beweisbarkeit der Taten schon das Genick brechen würde.
Also das hat er so nicht geschrieben, ich gebs mal salopp mit meinen eigenen Worten wieder, das Schreiben ist nämlich mehrere Seiten lang.

Tja…was mache ich jetzt?
Ich hatte letzte Woche noch gesagt, wenn der Anwalt meine Chancen schlecht einschätzt, werde ich seinem Rat folgen und die Dinge auf sich beruhen lassen.
Aber heute stehe ich da, fühle mich ungerecht behandelt…ja schlimmer noch…meine Glaubwürdigkeit wird in Frage gestellt (von dem Anwalt)

Ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht…mein Kiefer und meine Zähne schmerzen seitdem ich die Mail gelesen habe, ich habe pochende Rückenschmerzen, die die Wirbelsäule bis zum Nacken hochziehen…
Ich habe heute mehrere schwere Heulattacken gehabt, aber…oh Wunder…auch beim Reden „Darüber“ mit meinem Freund bin ich nicht in die Schreidissoziation gefallen, obwohl ein paar mal innen in mir der Impuls, mich zu „verabschieden“ sehr stark war.
Ich denke, das habe ich unter anderem dem Naltrexon zu verdanken…vor einem Jahr hätte mein Freund mich sofort wieder in die Klinik verfrachten können zur Krisenintervention.

Ich habe mich heute definitiv besser im Griff als noch vor einem Jahr. Allein das ist schon ein Fortschritt für mich.

Trotzdem ändert das nichts daran, dass ich jetzt eine Entscheidung von immenser Tragweite für mich treffen muss.

Mein Freund möchte, dass ich mich an meine eigene Bedingung halte, die ich festgelegt hatte vor der Einschätzung des Anwaltes.
Rückzug, wenn der Anwalt die Chancen als schlecht bewertet.

Er meint, ich habe viel erreicht, mehr als ich erhofft habe, weil ich immer wusste, dass meine Chancen schlecht stehen auf Anerkennung…da ich eben keine Beweise habe für den SMB.
Beide Ämter hätten mich anerkannt, das wäre mehr, als Andere geschafft hätten. Sie haben mir geglaubt, dass ich Opfer bin.
Ich soll mich damit zufrieden geben und an meine Gesundheit denken und mein Leben nicht weiter von dem SMB und zu erwartenden Konflikten mit dem LWL und dem anstehenden Stress bei Gerichtsverhandlungen diktieren lassen. Und das Ganze dann auch noch über einen Zeitraum von mehreren Jahren..im schlimmsten Fall würde ich mich mit 60 noch mit den Ämtern streiten.

Mein Freund meint es gut und ich weiß, er hat recht….und trotzdem fühle ich mich schrecklich, ungerecht und unfair behandelt, nicht ernstgenommen….also wie immer, wenns um meine Rechte als Mensch geht.
Ich habe halt (wie immer) Pech, wenns um meine persönliche Integrität und Unversehrtheit geht.

Frage ist nun: Kann ich damit leben?

Zu der anwaltlichen Einschätzung und der Bewertung dessen, was ich bisher zu Papier gebracht habe bzgl. des SMB, hätte ich eine Menge zu sagen.
Ich habe mich nicht widersprochen…ich rede nur von verschiedenen Dingen, die mir wiederfahren sind. Es ist eben das erste Mal überhaupt, dass ich mich zu den Dingen, die vor langer Zeit passiert sind, äussere.

Und diese Dinge erzählte ich so, wie sie mir in den Kopf kamen…niemand hat mich systematisch befragt, nachgehakt oder zeitliche Abläufe nochmal hinterfragt….
Ich habe mit Weinen, Hyperventilieren, Zittern und Verkrampfen erst meiner Wohnbetreuung für die Beantragung von OEG einiges, wo ich dachte, es ist relevant, erzählt. Ich habe erzählt, sie hat versucht, mitzuschreiben und gleichzeitig mich ruhig zu halten….und ich habe nicht Korrektur gelesen und den Umschlag einfach zu den Antragsformularen dazu gepackt.

Das Gleiche ist ein Jahr später, wo ich mich auf Aufforderung durch das Versorgungsamt nochmals genauer zu Tathergang und Zeiten äussern sollte, während der Krisenintervention in der Klinik mit einer jungen Therapeutin gelaufen…
Ich habe erzählt geweint, gejammert gekrampft, sie hat Notizen gemacht und gleichzeitig versucht, mich im Hier und Jetzt zu halten… und mir bei Entlassung einen verschlossenen Umschlag mitgegeben, den ich ungeöffnet an das Amt weitergeleitet habe.

Meine Glaubwürdigkeit gerät jetzt deswegen ins Wanken? Kann ich das akzeptieren?
in mir sträubt sich alles, das so hinzunehmen.

Nächster Punkt ist, dass ES nicht als innerfamiliärer Missbrauch angesehen wird.
ER ist rechtlich gesehen, bis 1974/75 der Lebensgefährte der Schwester meiner Oma gewesen. Nach der Adoption durch meine Oma ist sie rechtlich zu meiner Mutter und der Täter somit zum „Onkel“ als Lebensgefährte meiner „Tante“ aufgestiegen.
Für mich und alle anderen gehörte er zur Familie…die lebten fest zusammen, sie haben an allen Familienfeiern zusammen teilgenommen….Er ist der Mann in der Familie, der für mich die einzige feste männliche Bezugsperson neben meinem Vater war. Wobei mein Vater und auch mein Opa wirklich Nebenrollen in meinem Leben hatten.
Er hat mir beigebracht, wie man die Uhr liest und wie man die Schnürsenkel zubindet.
Er war mein Betreuer, wenn Betreuung notwendig war…er bekam kein Geld dafür.
Die Betreuung war auch nicht stundenweise, sondern fand immer in deren Haushalt statt mit Übernachtung…Tageweise, Wochenweise….in den Ferien oder wenn ich krank war und nicht in die Schule/Kindergarten konnte.
Ich habe sehr viele Fotos von ihm in den Alben…er war sehr präsent in meinem Leben.
Und die Taten sind immer und immer wieder nach dem gleichen Schema abgelaufen…im Rahmen dieser Betreuung.
Es ist mir nicht möglich, diese Taten zeitlich aufzudröseln…das schaffe ich nur für 4 Taten, die sich eben von den anderen unterschieden…und selbst da kann ich bis auf die (meines Erachtens) letzte Tat keinen genauen Zeitpunkt festlegen.

Denn auch wenn nach der letzten (durch mich selbst vereitelten) Tat, soweit ich mich erinnern kann, keine weiteren Übergriffe mehr erfolgt sein sollten….Für mich war das nicht klar, wenn ich zukünftig diesem Mann begegnete….für mich war in dem Moment die Gefahr präsent, ich konnte nicht wissen, ob er sich an dem Tag an mir vergreifen wird oder nicht. Dementsprechend war jedes Treffen auch weiterhin Angstbesetzt und ich habe alle meine begrenzten Möglichkeiten eingesetzt, um mich vor dem eventuell kommenden SMB zu bewahren.

Und wenn dieser Mann auch dem Gesetz nach nicht zur Kernfamilie gehörte…für den Rest der Familie zählte er dazu….denn nur so konnte meine Oma mich Jahre später zum Schweigen bringen, dass ich die FAMILIE zerstören würde, wenn ich den Missbrauch zur Anzeige brächte.

Nächste Frage, die sich mir stellt…Was ist, wenn sich das OEG aufgrund von den angekündigten Gesetzesänderungen auch zugunsten der Opfer ändern könnte, die bisher durchs Raster gefallen sind? Wenn sich zukünftig Bewertungsparameter ändern?
Wenn ich mich jetzt nicht zur Wehr setze und die Ablehnung meines Antrages akzeptiere…akzeptiere ich die dann für immer? Oder kann das Verfahren später nochmal eröffnet werden bei Gesetzesänderungen?

Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll….eine Entscheidung ist fällig, aber wie soll die aussehen?
Vorhin lief ein Film mit Didi Hallervorden…“Sein letztes Rennen“

„Weiterlaufen…Immer weiterlaufen…
Wer stehenbleibt, hat schon verloren!“

Was soll ich tun?
Ich habe nur noch knapp 35 Therapiestunden, dann ist mein Budget ausgeschöpft…Der Fond dauert noch mehr als 13 Monate, bis die überhaupt meinen Antrag bearbeiten.

Mein Freund sagte es heute sehr treffend: „Du versuchst seit Jahren, Deine Krankheit zu verstehen und auch anderen mit deinem Blog zu helfen.
Nur Du hast Dich noch nie mit der Ursache Deiner Erkrankung beschäftigt.“

Soviele meiner körperlichen Probleme sind Symptome des SMB….das hat meine Psychiaterin letzten Freitag grade erst wieder für mich total unvorbereitet gesagt, als ich davon sprach, dass meine Haut weiterhin taub ist und besonders die DangerZone nicht zu mir gehört und ich weiterhin es grade so kurz vor knapp schaffe, rechtzeitig die Toilette aufzusuchen, wenn ich Pipi muss….Ich spüre die Blase nicht…ich spüre auch nicht, wenn ich fertig bin….da ist alles taub….
All diese Dinge waren mir aber nie bewusst, weil ich sie ignorieren musste, weil ich mir sonst hätte eingestehen müssen, dass ich OPFER bin…so habe ich mich nie gesehen, da es ja anscheinend jeder für normal hielt und hält, was mir passiert ist und selbst meine Oma hat lieber weggesehen.

Ich brauche meine Therapeuten, um an meinem Umgang mit dem SMB weiter arbeiten zu können….JETZT mehr denn je!!!!


3. November 2017

In den letzten Wochen hat sich einiges getan.

Der Anwalt hat die Widerspruchsbegründung für mich fertig gemacht und abgeschickt.
ich habe damit ordentlich Bauchschmerzen, denn der MB von 74-ca77 ist komplett unter den Tisch gefallen.
Die Therapeutin in der Klinik hat beim Aufschreiben der Taten einige gravierende Fehler begangen, die sich jetzt nicht ohne weiteres korrigieren lassen, ohne dass dann höchwahrscheinlich alles in Frage gestellt werden würde vom OEG. Und der Wisch von der Therapeutin ist nunmal derzeit die Basis, dass mir geglaubt wurde.
Es fühlt sich schrecklich an, dass die ca. 3 Jahre Missbrauch jetzt stillschweigend übergangen werden müssen, doch ich folge da besser dem Rat meines Anwalts.
Er ist der Profi.

Ich habe auch den WeißenRing kontaktiert und der Aussendienstler hat sowohl mit dem Anwalt und auch dem LWL Münster gesprochen, wie der aktuelle Stand ist.
Dann hat er bei mir einen Hausbesuch gemacht, mich darüber informiert, dass wohl Frau. S von Münster gesagt habe, mein Anwalt wäre genau der Richtige für meinen Fall.
Es kann nicht sein, dass ich in einem Bundesland nach 10a und im anderen nach §1 OEG bewertet werde. Das wäre unmöglich, den GdS auf die Bundesländer zu splitten und dann auch die Leistungen darauf zu „Verteilen“.

Herr D. vom WR hat den Antrag auf Kostenübernahme fertiggemacht und in der Hauptstelle auf Dringlichkeit hingewiesen.

Von Münster habe ich nun letzte Woche eine Aufforderung bekommen, mich einem Gesundheitsgutachten zu stellen…ausgerechnet in Bielefeld.
Allerdings ist die Gutachterin in 30 Kilometern Entfernung….wo eine Strecke gefahren werden muss, die mich extremst triggert. Eigentlich triggert der ganze Ort, doch diese Strecke ist „schuld“, dass ich selber gar keinen PKW mehr alleine fahren kann….
Und da ich seit 2 Jahren meine Komfortzone und Stadtgrenze im PKW überhaupt nicht überschreiten kann…dafür haben wir ja das Wohnmobil gekauft…und selbst das ist Stress….befürchte ich, dass die Kombination PKW/ Triggerstrecke/ Gutachtertermin für mich unüberwindbar sein wird.

Die Gutachterin ist telefonisch nicht zu erreichen von normal Sterblichen, weswegen ich letzten Freitag schon Münster kontaktiert habe. Münster wollte sich selber kümmern, was sie auch getan haben…die Gutachterin lehnt Hausbesuche ab.
Gestern habe ich deswegen eine andere Ärztin des LWL Münster an der Strippe gehabt, die erstmal noch genauer wissen wollte, wo mein Problem liegt. Alternativ bot sie mir eine Gutachterin an, die von mir aus noch weiter weg ist …hahaha.

Heute hat sie mich wieder kontaktiert…Sie wird die Begutachtung nun selber vornehmen am 27.11. bei mir zuhause.

Das Gutachten ist übrigens keine Reaktion auf meinen Widerspruch zu der Ablehnung aus Münster. Nee, das Gutachten wurde angefordert von Schleswig Holstein und Münster um Amtsbeihilfe gebeten.


8. November 2017

Jubel….der Weiße Ring übernimmt meine Kosten im Rechtsstreit gegen den LWL Münster.
Als ich heute vormittag von der Therapie nach Hause kam, lag der Brief im Briefkasten.
Bis ich das Ergebnis lesen konnte, habe ich innerlich nur gebetet und gebettelt, dass es keine Ablehnung ist….dann bin ich hoch in die Wohnung und in Tränen ausgebrochen, dass mir geholfen wird.



16. November 2017

So, nun bin ich 50 und auf meinem Geburtstag hat mich meine Schwester angerufen.
Nach fast 10 Jahren das erste Lebenszeichen, dass es auch noch Familie gibt.
Wir haben heute 3 Stunden telefoniert und ich habe meine ganze Biografie in diese 3 Stunden gestopft…mit allem Zipp und Zapp…Wer weiß, wann und ob ich nochmal die Gelegenheit dazu habe.
Die schlimmste Erkenntnis in diesem Gespräch, ER hat auch meine Schwester begrapscht. Nicht so wie mich, aber er konnte seine Drecksfinger auch von ihr nicht lassen.
Jetzt tobt in mir Krieg: Warum habe ich ihn nicht angezeigt mit 16? Warum habe ich meinen Mund nicht aufgemacht? Hätte ich meine Schwester damit beschützen können?
Hätte meine Schwester dann auch was gesagt und mir geholfen?
All diese Möglichkeiten und Varianten spiele ich in meinem Kopf jetzt hoch und runter….und ich weiß, ich werde zu keinem Ergebnis kommen, was meine Seele beruhigen könnte.


27. November 2017

Heute vormittag war die Gutachterin da. Meine Wohnbetreuung war die ganze Zeit dabei.

Von kurz nach 9 bis 11:30 gabs hier das Rede-Antwort- Spiel. Es war sehr anstrengend und es bleibt abzuwarten, was dabei rauskommt.
Die Dame war sehr einfühlsam und zurückhaltend, musste aber natürlich auch ihrem Auftrag nachkommen und bestimmte Fragen stellen, um die Taten in NRW und SH auseinanderzudividieren, bzw. deren Folgen.

Ich war trotzdem am Ende…


04. Dezember 2017

Mich hat das Gutachten derartig mitgenommen, dass meine körperliche und psychische Verfassung wieder auf absoluter Talfahrt ist.
Mir tut alles weh, bin nur noch müde, schlafe nachts nicht, dafür liege ich bis mittags im Bett…bekomm nix gebacken…habe schon die Betreuung reduziert.
Meine Angst alleine zuhause verstärkt sich grade auch wieder….
wahrscheinlich werde ich jetzt an meine Restbestände Nortrilen rangehen müssen, damit es mich nicht in die Klinik bringt.


06. März 2018

Merry Christmas und Happy New Year…

Ostern steht vor der Tür und heute ist wohl der Tag für schlechte Nachrichten.
Am Telefon habe ich heute Mittag von meiner Freundin erfahren, dass ihre 17jährige Nichte auf der Intensivstation in Hannover liegt und sterben wird. Es ist hart zu hören, dass ein junges Leben so schnell ausgelöscht werden kann….und natürlich denke ich an meinen Sohn und bin unendlich dankbar, dass ich nicht an der Stelle von Alinas Mama bin. Ich weiß nicht, wo ich noch die Stärke hernehmen könnte für so einen Schicksalsschlag.
Kinder sollten einfach nicht vor ihren Eltern gehen müssen…

Heute Abend hatte ich dann noch eine Mail von meinem Anwalt im Postkasten….
NRW hat den Widerspruch vom SEPTEMBER jetzt seiner Rechtsabteilung übergeben. Solange lag der Kram in der Medizinischen Abteilung.
Mein Anwalt hatte auf meinen Hinweis hin vor einem knappen Monat mal nachgehakt, wie der Stand ist…3 Monate Bearbeitungszeit waren da schon überschritten.

Also warten wir dann jetzt mal auf die Ablehnung des Widerspruchs, damit wir den Weg der Klage beschreiten können.

Von Schleswig Holstein höre ich gar nix…ich weiß noch nichtmal, ob die mittlerweile das Gutachten auf dem Tisch liegen haben. Aber auch da bin ich auf das Schlimmste eingestellt…die Länder wollen einfach nicht für ihre Opfer zahlen. Und es ist ihnen piepegal, ob die Opfer durch die Verfahrensweise noch mehr leiden…Hier wird mehr neues Leid angezündet als gelöscht.
Von der Reformierung des OEGS in 2 Jahren erwarte ich auch nicht viel…zumindest nicht für unsereins mit dem §10a an der Backe.

Meine Schwester war vor ein paar Wochen das zweite mal zu Besuch bei mir…diesesmal war es für mich schon etwas besser auszuhalten….wir haben wieder einiges an Bildern angeschaut, sie selber hatte auch 2 Fotobücher von ihrem Leben mit.


18. Juli 2018

Heute hatte ich einen Rückruf aus dem Sekretariat der Opferschutzbeauftragten für NRW, Frau Auchter-Mainz.
Entstanden ist der Kontakt durch ein Mitglied in einer Facebook-Gruppe.
Ich habe heute detailliert mein „Leid“ mit den Versorgungsämtern in NRW und SH geklagt…dass NRW meine gesundheitlichen Schäden auf Milieuschäden schiebt,
SH schiebt die erkennbaren Missbrauchsfolgen, die NRW mir noch nichtmal zugesteht, hingegen auf die Taten in NRW.
Ja, wer hat auch schon gerne den schwarzen Peter.

Dann habe ich der Dame erklärt, dass ich durch die Besonderheit der Zuständigkeit von 2 Bundesländern auch noch benachteiligt werde, da mein Anwalt, der durch diese Besonderheiten wesentlich mehr Arbeit hat, jetzt auf Erfolgshonorarbasis abgerechnet werden will.
Ja, ich schreibe „Will“, denn ich fühle mich schon fast genötigt, weil ich schließlich in einer Art Abhängigkeit zum Anwalt stehe und mir zu diesem Zeitpunkt ein Wechsel wahrscheinlich zum Nachteil gereichen würde. Ich habe somit keine Argumente, seinen Forderungen nicht nachzukommen, sondern nur Angst, dass er mich hängen lässt, wenn ich nein sage.

Desweiteren habe ich darauf hingewiesen, dass die Formulare für den Antrag auf OEG dringend eine rechtliche Belehrung auf dem Deckblatt benötigen:
„Was Sie jetzt sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden!“

Die rechtliche Verbindlichkeit war mir bei Antragstellung überhaupt nicht bewusst…und auch die Damen, die meine „Aussage“ niedergeschrieben haben, wussten das nicht.
Das Ausfüllen darf eigentlich nur stattfinden im Beisein eines Anwalts oder einer Person, die sich mit dem OEG auskennt und vertraut ist mit Aussagenaufnahme auf Staatsanwaltsniveau.
Kliniken, Therapeuten, etc, die mit Opfern zu tun haben, müssten darüber aufgeklärt werden, dass Ungenauigkeiten einem Opfer zum Verhängnis werden können im weiteren Antragsverfahren.

Fallspezifisch bei mir habe ich auch nochmal angemerkt, dass der Begriff „Innerfamiliärer Missbrauch“ zu eng gegriffen ist…das gilt ja „nur“ für Vater, Bruder, Opa…möglichst in häuslicher Gemeinschaft.
Onkel, die nicht verheiratet sind mit der Tante, zählen nicht dazu…egal, wie eng das Verhältnis ist innerhalb der Familie und er der Hauptbetreuer neben meiner Oma war und ich verdammt viele Tage und Nächte in seinem Haushalt verbringen musste…
Das Familienverhältnis war immerhin so innig, dass ich damit unter Druck gesetzt werden konnte „Wenn Du was sagst, machst Du die Familie kaputt“
Für das OEG zählt das nicht…ich habe somit keine Beweiserleichterung und müsste JEDE Tat einzeln nachweisen. Wie ich das für einen Zeitraum von ca. 9 Jahren schaffen soll, ist mir schleierhaft.

Mal schaun, was daraus wird…solange es hilft, anderen Opfern meine Erfahrung mit dem OEG zu ersparen, bin ich zufrieden…
Ich hab nur ein bischen Muffe, dass eine Einmischung der Opferschutzbeauftragten bei meinem Verfahren für mich vielleicht Nachteile bringen könnte.

Abwarten….

Was gibt’s sonst neues, ausser das meine Mutter am 15. März gestorben ist und niemand es mir gesagt hat?
Nix….


11. November 2018

Nun ist es fast genau 3 Jahre her, dass ich den Antrag auf OEG gestellt habe. Am 13.11.2015 habe ich den Antrag per Einschreiben weggeschickt.

Ich wusste, dass es ein langer Weg sein wird, doch dass ich allein 3 Jahre damit verbringe, mich nach den ablehnenden Bescheiden durch den Widerspruch zu quälen, hätte ich nicht gedacht.

Ok, ich mache es kurz….
nachdem ich meinen Anwalt nach 2 Monaten absoluter Funkstille daran erinnert habe, dass es mich und meinen Fall auch noch gibt und die Herrschaften der Versorgungsämter seit 5 Monaten keinen Piep mehr von sich geben, hat er eine Sachstandsanfrage in SH gestellt…

Heute kam die Rückmeldung, dass SH, bzw. die Medizinische Abteilung, beabsichtigt, mir einen GdS von 30 zu geben. Im Anhang war sogar die Stellungnahme der Medizinischen Abteilung…sie gehen nur auf PTBS, den Rest ignorieren sie oder schieben es auf biografiebedingte Vorschäden.

Ich habe dem Anwalt grünes Licht gegeben, dass erstmal anzunehmen…und dann sehen wir weiter. Immerhin falle ich bei SH nicht unter §10a Härtefallregelung und wäre damit Rentenberechtigt.

Hammer ist, dass ich trotz dieser positiven Nachricht, seit dem ersten Lesen sofort wieder Kieferschmerzen habe… schon den ganzen Tag.


6. September 2019

Es ist kaum zu glauben, fast ein Jahr später habe ich einen Bescheid von Schleswig Holstein in der Hand…

Dank eines Mitarbeiterwechsels waren zum Jahreswechsel 2018/19 plötzlich alle festgestellten Dinge nix mehr wert, weil die neue Mitarbeiterin des Versorgungsamtes noch ein paar Fragen an die Medizinische Abteilung hatte.
Nicht nur ich, sondern auch mein Anwalt sind mehr als entsetzt gewesen, dass dieser Mitarbeiterwechsel eine Herabsetzung meines GdS zur Folge hatte.
Es wurde…Achtung!!!…angedacht, doch gemeinsam mit NRW eine Nachbegutachtung zu veranlassen…draus geworden ist nix ausser einer schriftlichen Nachbearbeitung ihrer eigenen Stellungnahme durch die Gutachterin, die hier bei mir zuhause war.

Und selbst dieses Gutachten, welches im Auftrag von SH erstellt wurde, wurde in Frage gestellt und allenfalls ein GdS von 10 abgeleitet…Wofür dann überhaupt die Quälerei?
Das ist Opferverarsche!!!
Dieser Dame im Versorgungsamt in Lübeck werde ich auch noch persönlich ein paar Worte zukommen lassen, Ich wünsche ihr alles schlechte auf dieser Welt und dass sie hoffentlich baldigst in meinen Schuhen laufen muss. Ja…ich erwäge da auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde oder ähnliches…bisher musste ich die Füße still halten.

Gestern am späten Nachmittag hatte ich 2 Briefe im Postkasten…schon die ganzen letzten Tage war ich unruhig, ich hatte es schon im Gefühl, dass da wieder was auf mich zukommt. Mittlerweile habe ich Sensoren für stressbesetzte Post.
Als ich die beiden Briefe sah, hatte ich gleich das P in den Augen, das hat so eine durchschlagende Wirkung auf meinen Körper, wenn ich nur die Absender lese…allein die Farbe der Briefumschläge reicht schon.
Oben habe ich mit zittrigen Fingern den Brief von Schleswig Holstein zuerst geöffnet, es handelte sich um die Kostenbefreiung nach dem Bundesversorgungsgesetzt (BVG).
Somit war klar, dass sich da etwas bewegt hat, mich verwunderte nur, dass nicht über meinen Anwalt korrespondiert wurde.
Ich hab ihm dann auch abends gleich noch eine Infomail geschrieben.

bescheid 2019SH

Der andere Brief kam aus Berlin, vom Fonds Sexuellen Missbrauchs, den Bescheid, dass ich Betroffene von sexuellen Missbrauchs innerhalb der Familie bin und jetzt Leistungen von dort beziehen kann.
Dazu gabs nochmal ein Formular, um meine Hilfeleistungen nochmal zu aktualisieren….hat ja auch NUR 2,5 Jahre gedauert seit Antragseingang am 25.4.2017.
Ja, dieser Aktualisierungswisch wird mich auch nochmal so richtig fordern, ich muss da nochmal in Berlin anrufen…die wollen soviel an Unterlagen zu den beantragten Leistungen…wobei ich noch immer nicht weiß, was ich beantragen soll.
Ich weiß weder, was mir helfen könnte noch wie ich das umsetzen sollte mit der Begleitung zu de jeweiligen Dingen. Ich hab jetzt doch schon Probleme mit der Abhängigkeit von anderen Personen, um vor die Tür zu kommen. Ohne Umfeld und ohne Vertrauen in diese Personen ist das alles äusserst kompliziert.

Gestern abend hat meine Psychosomatik dann seit langer Zeit mal wieder so richtig zugeschlagen….Schwindel wie eine Besoffene und immer kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Ich konnte nicht mehr richtig gehen und es zog mich wie ein Magnet die ganze Zeit nach rechts.
Ich hab erst gedacht, mein Blutdruck ist abgesackt (organisch), doch das Blutdruckmessgerät zeigt nur leicht erhöhte Werte.
Immerhin war es mir dann möglich, selbst die Verbindung zwischen den Briefen und meinem körperlichen Zustand herzustellen…das ist wirklich ein großer Fortschritt.
Also alles psychisch und ich habe ne Ladung Promethazin genommen und mich ins Bett verfrachten lassen. Kopfhörer auf und ganz leise durch eine Phantasiereise abgelenkt und beruhigt…und dann bin ich auch eingeschlafen.

Heute morgen gings mir dann wieder besser, aber natürlich dreht sich jetzt wieder alles in meinem Kopf nur um meine Opfergeschichte und ich belauere meinen Körper…der Scanner ist voll aktiviert heute. Schonhaltung, was sonst…und harmlose Berieselung durch Michael Landon auf Sat1 Gold.

Heute war dann ein dicker Brief von meinem Anwalt im Postkasten…der richtige Bescheid vom Landesamt für Soziale Dienste Schleswig Holstein.

1,5 Jahre für die Bearbeitung von einem Widerspruch, bravo!

Ich habe jetzt den Bescheid, dass meinem Widerspruch teilweise abgeholfen wurde…anerkannt mit einem GdS von 10 mit TEILSYMPTOMEN EINER PTBS…und natürlich nicht versorgungsberechtigt.
Mein Anwalt sagte, es sei wichtig, zumindest einen Bescheid in den Händen zu haben, der bestätigt, dass ich Opfer bin und auch akute Folgeschäden habe.

NRW..der LWL Münster…ist noch dreister…die bearbeiten meine Akte anscheinend gar nicht mehr.
Und nun gehts vor Gericht!!!
Seit Antragstellung Mitte November 2015 bis heute sind 3 Jahre und 9,5 Monate vergangen. Ein Armutszeugnis für unseren Staat, bzw. seine Institutionen, die Opfern helfen sollen!!
Was gabs sonst noch seit dem letzten Eintrag:
Seit Jahresanfang bin ich ohne Einzeltherapie, die Stunden sind ausgelaufen, eine Verlängerung wurde von der Kasse abgelehnt.
Meine Therapeutin hat ausnahmsweise für mich Notfallstunden eingerichtet…ca. einmal im Monat kann ich zu ihr. Ich bin ihr sooo dankbar dafür.
Derzeit habe ich nur Ergotherapie, und auch die ist für mich lebenswichtig geworden…für die Psyche und vor allem für meinen abgetrennten Körper.
Desweiteren kloppe ich mich mit meinem Rathaus um das Merkzeichen H vor dem Sozialgericht…es wäre für mich schon eine große Hilfe, wenn ich wüsste, dass die Kosten für die Wege zu Arzt oder Therapie von der Krankenkasse getragen werden müssten.
Aber ohne das Merkzeichen H wird das nix.
Da ich aber einem fremden Anwalt vom VdK nicht alle meine Einschränkungen und die Ursachen erzählen kann…Retraumatisierung nicht ausgeschlossen…habe ich die Klage ohne Anwalt gemacht.
Und genau darauf reitet jetzt die Gegenseite rum…wer eine Klageschrift erstellen kann, kann keine kognitiven Einschränkungen haben….eine Frechheit. Anscheinend wird in unserem Rathaus Dummheit und mindere Intelligenz erwartet von psychisch Kranken.



28. Juli 2020

Bin ich schon weiter in Sachen OEG?
Natürlich nicht!!

Unsere Familienministerin Frau Giffey, der Rest der Politikerelite und der ganze Verwaltungsapparat sollten sich in Grund und Boden schämen, Opfer derart zu schikanieren.

Es gibt jetzt die Reform des OEG, verabschiedet kurz vor Jahreswechsel 2019… gültig aber erst ab 2024. Mit ein paar Ausnahmen, die Opfer von sex. Missbrauch nicht weiter betreffen.

Aber mich betrifft etwas anderes. Es wurde festgelegt, dass ab 1. 7. 2020 nun das Bundesland, in dem man seinen Wohnort hat, für die komplette Bearbeitung der Anträge zuständig ist….
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde meine Klage quasi auf Eis gelegt vom Gericht… Super!

Jetzt ist SH komplett raus und nur noch NRW für mich zuständig…ausgerechnet das Versorgungsamt, welches sich seit Widerspruch unrechtmäßig tot stellt.
Lassen wir uns überraschen, wie sich das Verfahren jetzt entwickelt. Ich erwarte jedenfalls nix positives und fühle mich nur noch verarscht, wenn ich daran denke, dass es fast 1 Jahr gedauert hat, bis sich SH und NRW nach Antragseingang 2015 geeinigt hatten, dass jeder „seine“ Fälle bearbeitet.

Mit dem Merkzeichen H bin ich auch noch nicht durch…

Im Dezember 2019 hatte ich eine Gutachterin hier, bestellt vom Gericht…
Ich muss sagen, so schwer der Termin auch für mich war, diese Gutachterin hat wirklich erkannt, wie beschissen ich dran bin und ein sehr ausführliches und aussagekräftiges Gutachten zu meinen Gunsten erstellt.
Diese Kröte zu schlucken, fällt meinem Rathaus nicht leicht…Ihr Angebot: GdB 100 und Merkzeichen H ab dem Tag des Gutachtens 😦

Nope… hier in Deutschland gilt das immer noch ab Antragstellung und deshalb habe ich dieses Angebot abgelehnt.
Ich habe kurz überlegt, ob ich das annehme, damit ich den Stress los bin und meine Ruhe habe, doch es fühlte sich einfach nicht richtig an.
Jetzt hat das Gericht nochmal eine Ergänzung eingefordert von der Gutachterin, welches bestätigt, dass ich gemäß der dokumentierten Leidensgeschichte schon wesentlich länger die Kriterien für das Merkzeichen H erfülle….
Ich warte jetzt täglich auf ein Urteil von der Richterin.

Vom Fonds gabs jetzt auch endlich Nachricht, alles, was ich beantragt habe, wurde genehmigt…auch peinlich für unsere Politiker…3 Jahre und 2 Monate Antragsbearbeitung!
Und wann es wirklich Geld auf meinem Konto zu sehen gibt, bleibt abzuwarten.
Die Auszahlungen ziehen sich bei anderen Betroffenen monatelang hin.

Ansonsten bin ich seit 2 Monaten komplett ohne Einzeltherapie, die Akutstunden sind verbraucht. Wegen Corona gabs auch im März/ April keine echte Wohnbetreuung für mich, sondern nur telefonische Notversorgung.
Erst seit Mai werde ich wieder zur Ergotherapie gebracht…diese habe ich jetzt allerdings 2mal wöchentlich, damit ich überhaupt aktiviert werde…Ausgang ist sehr knapp bemessen, vor meinem Urlaub im Juni war ich 4 Wochen ausser zur Ergo nur in der Wohnung und mal im Garten… wie im Gefängnis.

Generell geht’s mir nicht gut…in meinem Kopf wird’s immer leerer und ich verstumme.
Ich habe der Welt und meinem Umfeld einfach nix mehr zu sagen und ich weiß nicht mehr, wie ich mich überhaupt aktivieren kann, mit meinem Umfeld in Kontakt zu treten und meinen Alltag zu bewältigen… Jeder Tag ist ein Kampf.

Es geht mir nur etwas besser, wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind, dann schaffe ich Dinge, an die ich selbst nicht zu glauben wage.


11. November 2020

In 2 Tagen jährt sich der Tag, an dem ich meinen Antrag auf Opferentschädigung weggeschickt habe, zum 5. Mal.

Whow, 5 Jahre und nicht wirklich weiter.

Und anscheinend ist es auch scheissegal, es ist niemand an einer zügigen Bearbeitung interessiert.

Wenn ich nicht in regelmäßigen Abständen bei meinem Anwalt nachfragen würde, würde sich wohl gar nix mehr bewegen.

So werden aber das Gericht und der LWL ab und zu unangenehm von mir geweckt, bringt aber nix.

Denn selbst das Gericht lässt sich vom LWL verarschen, indem es nicht darauf reagiert, dass der LWL seit Monaten einfach keine Reaktion auf gerichtliche Anschreiben zeigt.

Ich bin am Überlegen, selbst den Richter anzuschreiben und darauf hinzuweisen, dass der LWL auch seit 2 Jahren nicht auf meinen Widerspruch reagiert und ob er auch so lange zu warten gedenkt.

Beim Fonds tut sich auch nix, so dass ich vor 3 Tagen die Präsidentin angeschrieben habe.

Und bei meiner Klage auf das Merkzeichen H bewegt sich auch nix.

Es ist wirklich blamabel und wirklich demaskierend für unsere Regierung, dass sie es zulässt, dass mit Opfern von Straftaten so umgegangen wird.



08. Januar 2021

Happy New Year…
Ende November bin ich Oma geworden und schon jetzt kotze ich ab, dass ich mit meinem Enkel nie alleine auf einen Spielplatz gehen kann….und ob ich als Babysitterin geeignet sein könnte, ist mir auch noch nicht klar. Ich kann ja nichtmal für mich selbst sorgen. Was ist, wenn ich ein Baby/Kind in der Hütte habe und durchknalle? Es ist schrecklich, sich selbst als unfähige durchgeknallte Oma beurteilen zu müssen.

Ich wäre gerne so ein starker Halt für den Jungen wie meine Omi es für mich war, aber ihr werde ich niemals das Wasser reichen können. Am 18. April würde sie 100 Jahre alt werden, ich hoffe, wir schaffen es, dass ich dieses Jahr endlich wieder zu ihr auf den Friedhof oben an der Ostsee komme. Ich war jetzt soviele Jahre nicht dort, weil ich eben nicht alleinige Entscheiderin bin. Und lange war es ja auch gesundheitlich wirklich unmöglich…aber seit 2 Jahren wäre es theoretisch machbar gewesen mit dem Wohnmobil.

Beim Sozialgericht habe ich eine Sachstandsanfrage wegen dem Urteil für das H gestellt- Corona blabla, da wird sich wohl auch in der nahen Zukunft nix tun….
Und der LWL Münster bewegt sich auch nicht….ich habe noch nichtmal die offizielle Info bekommen, dass sie jetzt für alles zuständig sind durch die OEG Reform…Tja…ein Scheißladen bleibt ein Scheißladen.

Das einzig Positive seit Jahren…der Fonds wurde im Dezember komplett an mich ausgezahlt.


06. März 2021

Oh Wunder, endlich gibt’s das Urteil vom Sozialgericht . Das Merkzeichen H wird mir ab Antragstellung 06.2018 zugesprochen. Der Richter hat eine weitere Rückdatierung wegen Formfehlern abgelehnt, aber bestätigt, dass die Vorraussetzungen für das Markzeichen H schon mindestens 2017 vorgelegen haben.

Freue ich mich? Nö, es ist aber eine angenehme Ruhe in meinem Kopf, dass diese Baustelle erledigt ist.

Vom OEG gibt’s nix bemerkenswertes zu berichten, nur Münster hat jetzt endlich offiziell die Zuständigkeit für das Klageverfahren übernommen und Akteneinsicht gewährt…und was vorher schon klar war…seit Ablehnung haben die NICHTS getan…der Widerspruch ist bis heute nicht bearbeitet….und keiner sagt was.

Dem Richter habe ich einen langen Brief geschrieben….und nicht abgeschickt, wird eh nix bringen.

Die letzten 3 Wochen habe ich 3mal meinen Enkel zum Babysitten bei mir gehabt, man, hatte ich vor dem ersten Tag Schiss…auch wenns nur für 2 Stunden war…aber es hat gut geklappt…und heute hatte ich ihn sogar fast 5 Stunden bei mir, allerdings war die Mama in Rufbereitschaft.

Ansonsten habe ich wieder freudige Erwartungshaltung…am 1. April steht die nächste Vollnarkose für Parodontoseprophylaxe und ne Füllung an…wieder in der anderen Stadt, aber da ich jetzt die 100 habe im Schwebi, in einer ambulanten Anästhesiepraxis.


25. April 2021

Whow, Münster ist echt der Knaller…

Sie haben jetzt nen Monat gebraucht, um einen Satz zustandezubringen.

Sie teilen die Auffassung, dass trotz gesamtheitlicher Bewertung aller Fälle kein Versorgungsanspruch entstehen wird.

Das ist echt schon menschenverachtend und ich wünsche jedem dieser Experten dort, dass sie auch mal auf der Opferseite stehen werden.


28. Mai 2021

Es ist irgendwie Schicksal oder Magie…

Über Pfingsten waren wir mit dem Wohnmobil endlich oben in Schleswig-Holstein. Von Freitag bis Montag Mittag bei Freunden, dann schnell nen Coronatest machen und dann ab nach Hohwacht und Lütjenburg.

11 Jahre ist es her, dass ich bei meiner Oma auf dem Friedhof war. Dieses Jahr war es mir aber superwichtig, da meine Oma dieses Jahr ihren 100. Geburtstag gehabt hätte.

Und wie soll es anders sein, auf der Rückreise bekam ich auf der Autobahn eine mail von meinem Anwalt. Ich hasse es dermaßen, von Nachrichten so überfallen zu werden und habe richtig Angst, diese zu lesen… Aber natürlich muss ich sie sofort lesen, ich könnte es nicht weiter rausschieben.

Aber diesesmal war es gar nicht so schlecht…

Das Gericht hat darauf hingewiesen, dass ich nicht unter Paragraph 10a falle, da SH eine Fortsetzung des gleichen Täters war.

Desweiteren wurde auf den unbearbeiteten Widerspruch von 2017(!) in NRW hingewiesen, der auch mal bearbeitet werden müsste.

Heute habe ich dann mal mit dem Anwalt telefoniert und über das weitere Vorgehen beratschlagt.


28. August 2021

Der Sommer ist quasi vorbei, hier hats heute nur geregnet.

Trotzdem scheint mir heute ein bißchen die Sonne aus dem Arsch, denn heute gabs Post von meinem Anwalt.

NRW stimmt dem Gericht zu, dass mein Fall nicht unter 10a fällt.

Die Mühlen mahlen zwar immer noch erschreckend langsam, aber zumindest weht der Wind jetzt aus der richtigen Richtung und ich schöpfe etwas Hoffnung, dass letztendlich das Verfahren für mich ein akzeptables Ende finden könnte.

Meine Akte liegt jetzt beim ärztlichen Dienst zur Bewertung des GdS…

Das Gericht wartet das Ergebnis für NRW ab, bevor es für SH weitergeht.


10. Oktober 2021

Immer wieder Sonntag kommt die Erinnerung🙄

Post von meinem Anwalt, warum eigentlich fast immer zum Wochenende?

Der Abhilfebescheid von NRW ist endlich da, nach sage und schreibe 4 Jahren seit Widerspruch.

Es wird anerkannt dass ich Opfer bin von 1972 – 1979, der GdS bleibt aber weiterhin bei sagenhaften 10.

Mein Anwalt hat jetzt das Gericht beauftragt, eine Entscheidung zu fällen, ob beide Verfahren zusammengelegt werden.


13. November 2021

Es ist schon bezeichnend, dass ich auf den Tag genau am 13.11.2015 den Antrag auf OEG mit der Post weggeschickt habe.
Genau 6 Jahre später habe ich heute nun auch die offizielle Ablehnung des Widerspruchs im Kasten… Was für ein Erfolg.
Klasse Geburtstagsgeschenk🙄

Jetzt muss die Klage vorbereitet werden, der Richter hatte einer vorgezogenen Zusammenlegung nicht zugestimmt.


15. Februar 2022

Gibts Neuigkeiten? Nicht wirklich.

Aber es gab Stressmomente für mich.

Für die PKH für die Klage gegen NRW musste ich tatsächlich einen neuen Antrag stellen und diesesmal wollten sie alle meine Vermögensverhältnisse ganz genau durchleuchten.

Kurz gesagt, sie waren auf mein Wohnmobil scharf.

Klasse, ein Wohnmobil, dass über den Fonds zur Abmilderung der Tatfolgen finanziert wurde, soll veräussert und für die Klage zur Erteilung eines angemessenen GdS für die Tatfolgen eingesetzt werden.
Das ist absolut paradox.

Ich bin bald durchgedreht, das hat mich so gestresst.

Mehrfach habe ich dann mit der Geschäftsstelle vom Fonds Kontakt gehabt und mir wurden 2 Schreiben zugesandt, um eine Verwertung des Wohnmobils zu verhindern.

Ob diese Schreiben ihren Zweck erfüllt hätten, musste ich zum Glück nicht herausfinden, denn vollkommend überraschend für mich übernimmt meine Rechtschutzversicherung die Klagekosten.

Die Aufregung war also vollkommen umsonst, hat mir aber wieder mal gezeigt, wie instabil ich bin.

Was gabs noch?

Ironischerweise werden dann jetzt doch beide Klagen zusammengelegt.

Da steigt doch echt bald keiner mehr durch.

Es geht also voran… Langsam, aber immerhin.

Das heißt für mich aber auch, dass ein neues Gutachten näherrückt. Und davor habe ich so Angst.

Ich habe sowieso nur meinen Scheiss im Kopf, quasi rund um die Uhr denke ich an den Täter, die Taten, was es mit mir macht und dass ich nicht darüber reden kann ohne mich total zu zerlegen.

Ich kann über alles reden, was mir im Leben passiert ist, nur nicht über den MB. Was ich denke, fühle, wovon ich träume, welche körperlichen Symptome ich habe.

Ich will auch nicht mit einer Gutachterin darüber sprechen.. Denn dann landet all das, was ich sage, original oder sogar noch falsch oder abgeändert auf Papier und wird auch noch bewertet und zerpflückt.

Und es wird sich absolut meiner Kontrolle entziehen, wer das über Jahre hinweg zu lesen und bewerten bekommt.

Ich spreche mit niemandem darüber, habe ich noch nie… Nicht mit Therapeuten, nicht mit der ABW, und auch nicht mit meiner besten Freundin.

Und jetzt sollen wildfremde Personen mein Innerstes zu sehen bekommen?

Ich will nicht, dass z.B. mein Anwalt diese Dinge erfährt, wie soll ich ihm jemals wieder als gleichwertige Geschäftspartnerin gegenüber treten?

Und wie soll ich damit umgehen, wenn Dinge verfälscht wiedergegeben werden oder wieder so tolle Verharmlosungen wie beim letzten Gutachten passieren?

Ich versuche immer, stark zu bleiben, aber hier habe ich Angst, dass es mich zerstören wird.

Darum hatte ich heute, obwohl ich eigentlich keine Psychotherapie mehr möchte, einen Ersttermin bei einer Traumatherapeutin.

Ich brauche dringend eine Insellösung, weit abseits von meinem Umfeld, wo ich versuchen möchte, erstmals über den MB wirklich in Ich-Form zu sprechen, dass ich es bin, die es getroffen hat, dass ich die Angst, den Schmerz, die Schande und den Ekel aushalten musste und dass ich heute noch jeden verdammten Tag darunter leide.

Ohne dass jemand aus meinem Umfeld etwas darüber erfährt und vielleicht sein Verhalten mir gegenüber verändert oder ich mich ausgeliefert und minderwertig fühle.

Allein das Tippen vom letzten Satz treibt mir die Tränen in die Augen.

Ich habe sooo Angst, mir zu gestatten, meine Gefühle dazu zuzulassen, denn ich fühle mich wie ein Vulkan, von dem, wenn er einmal ausbricht, nichts mehr übrigbleiben wird.

Das Erstgespräch heute war schon hart, Traumatherapie hat sie sofort verneint, da ich eben noch Aussagen muss für das Gericht.

Aber sie wird mich als Klientin aufnehmen.

Der Anfang ist gemacht…


31. März 2022

Es gab Post, das Gericht hat sich wieder aktuelle Berichte zu meiner Gesundheit gezogen.
Das haben wir zum Anlass genommen, endlich das Gerichtsurteil zum Merkzeichen H und das Gutachten dazu in den Pott zu werfen. Der Anwalt hatte das gar nicht mehr auf der Kette, ich musste ihn daran erinnern. Das zieht sich einfach alles zu lange hin


11. Mai 2022

Heute habe ich meinen Anwalt anrufen müssen, denn ich brauche eine Auszeit von schlechten Nachrichten. Bis Ende Juli soll er sämtlichen OEG Kram von mir fernhalten, es destabilisiert mich einfach jedesmal zu sehr, wenn es Neuigkeiten gibt.

Es gibt zwar keine direkte Post mehr seit dem Widerspruchsverfahren, dennoch sitzen mir die Jahre mit dem direkten Kontakt zu SH derart in den Knochen, dass ich immer Angst und Stress habe, wenn ich durch das kleine Sichtfenster im Briefkasten sehe, das Post da ist.

Ich kann das dann auch nicht ignorieren, ich muss die Post rausholen und auch öffnen… Ich kann das nicht auf später verlegen. Steht da dann was stressiges drin, ist der Tag gelaufen, dann ist das, was in dem Moment anstand, für mich hinfällig, weil ich mich hinlegen und beruhigen muss.

Doch seit Klage kommt alles per mail über meinen Anwalt, sehe ich seinen Namen im Mailpostfach, passiert genau das selbe. Ich gerate in Stress.

Montag wars wieder soweit, der LWL Münster hat das Pflegegutachten abgeschmettert, da die Gutachterin nicht qualifiziert genug wäre, sie keine Kausalität herbeigeführt hat, sie einfach ungeprüft meine Beschwerden übernommen hätte und durch die Blume, dass ich sie manipuliert hätte. Und dass das Gutachten bzgl meiner Einschränkungen weit entfernt von dem Gutachten des LWL wäre.

2 Tage war ich jetzt richtig durch, heute morgen habe ich deshalb erst meinem Anwalt gemailt, dass er das und das und das dem Piiiieeep schreiben soll.

Danach war ich bei meiner neuen Therapeutin, die mich gefragt hat, ob es eine Option wäre, mit dem OEG aufzuhören, um meine Gesundheit nicht weiter zu gefährden. Im Moment könnte ich alles schmeissen, denn diese Reaktion vom LWL zeigt deutlich, dass ich sie als Opfer einen Scheiss interessiere und dass sie wenn ich zum nächsten Gutachten muss, wahrscheinlich alles, was ich dann erstmals sagen muss, zerreden und abwerten werden. Wie soll ich das ertragen? Wie soll ich das überleben?

Ich sehe heute von der vielen Heulerei so aufgequollen aus, mein Anwalt hat mich auch noch nie heulend am Telefon erlebt, er sagt, ich soll jetzt nicht aussteigen.

Ich hab Todesangst vor einem neuen Gutachten, die letzte Gutachterin hat mein Vertrauen total zerstört mit ihrer Bewertung…

Und der Frau hab ich nix von meinen Gefühlen und Gedanken von damals und auch von heute zu dem Kram erzählt.

Wie soll ich das machen mit nem neuen Gutachten? Ich will nicht darüber reden und ich will später nicht lesen, was ich gesagt habe… Und ich will nicht, dass meine Aussge zerpflückt und bewertet wird, oder vom LWL abgewertet wird.

Ich will nicht, dass jeder lesen kann, was in mir ist.


04. Juli 2022

Laut Beweisanordnung vom 28.06.2022 soll ein neues Gutachten erstellt werden. 60 Kilometer von mir entfernt in einer Gemeinschaftspraxis, bei der nicht ein einziges Mal das Wort PTBS auf der Webseite auftaucht.

Ich bin sehr beunruhigt…ich komme grade aus dem Urlaub und der Anwalt musste nun unsere abgesprochene Funkstille deswegen aufheben. Mein bischen Erholung hat sich sofort in Luft aufgelöst.

Verstörend finde ich, dass der Richter doch schon erkannt haben müsste, dass ich eben nicht für Gutachten mal so eben 60 Kilometer durch die Weltgeschichte gondeln kann….aber was sag ich, selbst meinem Anwalt wars nicht klar, er kam mit Taxi oder Krankentransport….Nope!

Einzige Variante wäre das Wohnmobil, doch die Praxis ist mitten in der Stadt und ohne eigene Parkplätze.
Ich hab keine Ahnung, wie das laufen soll und ob es Sinn macht, sich einer Gutachterin zu stellen, die keine Ahnung von KPTBS hat.
Ich möchte einfach Ruhe von dem ganzen Scheiß!


29. August 2022

Heute habe ich meinen Anwalt kontaktiert…die Gutachterin meldet sich einfach nicht….wie lange soll ich darauf warten? Und wie lange braucht die dann wieder, bis sie das Gutachten nach dem Termin erstellt hat?
Dieses Jahr wird das alles wieder nix….
Was heißt… ein weiteres Jahr werden mir Leistungen vorenthalten, weil Ämter und unbetroffene Personen einfach alle Zeit der Welt haben und die Gerichte überlastet sind mit unnötigen Klagen.


08. September 2022

Mir platzt der Arsch!
Ich hab Corona, mir gehts eh schon schlecht und heute bekomme ich vom Anwalt die Nachricht, dass die Gutachterin im Juli schon dem Gericht mitgeteilt hat, dass sie mich frühestens am 17.11. begutachten kann und hat um Fristverlängerung gebeten.
Und das Gericht hat durch Nichtantworten quasi zugestimmt, aber uns nicht darüber informiert.
Ganz tolle Kiste und mal wieder ein deutliches Signal, dass Opfer auch vor dem Sozialgericht nichts wert sind und es jedem egal ist, wie es mir damit geht, dass mir seit 2015 nur Steine vom OEG in den Weg gelegt und mir Leistungen vorenthalten werden.
Wen interessierts schon, dass das Gerichtsverfahren durch eigene Versäumnisse mal eben um ein Jahr verlängert werden könnte, seit beschlossen wurde, dass noch ein Gutachten erstellt werden soll.

2015….. in der Zeit feilen andere an ihren Karrieren, beenden oder starten Kriege, ändern Gesetze oder erbauen Kathedralen….

aber so ein OEG Antrag dauert halt….


10. September 2022

ich sitze hier und tippe wie ne Irre an einem Brief für den Richter, damit es zukünftig keine Verzögerungen mehr zu meinem Nachteil gibt.
Das Schreiben in Abänderung wird auch der Petition für den Landtag zugefügt, für die Einrichtung einer unabhängigen Monitoringstelle und einer Beschwerdestelle für Opfer und Angehörige.


03. Oktober 2022

Wir sind mit dem Wohnmobil bei einem Treffen gewesen in Niedersachsen…ich habe den Umschlag für die Petition für NRW absichtlich in einem dritten Bundesland in den Briefkasten geworfen.

o9lg4efk-1Und ein paar Tage später habe ich mich entschlossen, auch eine Petition für Schleswig Holstein abzuschicken.


17. November 2022

Den Brandbrief an den Richter habe ich nicht abgeschickt, die Angst, dass mir das schaden könnte war zu groß.
Dafür war dieser Tag dem Gutachten in Bad Oeynhausen gewidmet…3 Stunden war ich drin. Begleitet hat mich die Wohnbetreuung und Frank hat uns mit dem Wohnmobil da hinchauffiert.
Es war schwer…. noch in der Nacht (und auch die Tage zuvor) habe ich daran gesessen, eine zusätzliche Aussage für die Gutachterin fertigzumachen, weil ich ja weiß, dass ich nicht reden kann.
Ich war die ganzen Tage zuvor unter absolutem Hochstress…nix ging mehr, mein Geburtstag musste auch ausfallen.

Wir konnten in der Nähe der Praxis parken, doch meine WB und Frank mussten mich eher tragen, da ich immer wieder einklappte wie ein Klappmesser… letztendlich bekam ich keine Chance, die Biografie und das vorherige Gutachten gradezurücken…die Gutachterin ließ mich nicht, obwohl ich ne ganze Tasche mit Unterlagen und Fotoalben dabei hatte…ihre Zeit war vorbei und ich durfte gehen.
Wir mussten vor der Praxis noch eine Weile ausharren, bis ich mich einigermaßen bewegen konnte, Frank hat das Wohnmobil zum Glück schon näher rangeholt.

Einen fetten Stapel Fragebögen hat sie mir in die Hand gedrückt…ich solle mind. 14 Tage warten mit dem Ausfüllen…


22. November 2022

Die Fragebögen waren ätzend…sie lagen bei mir auf dem Wohnzimmertisch…ich habe sie sofort Samstag ausgefüllt…ich wollte sie einfach weg haben aus meiner Wohnung.


09. April 2023

ich bin total im Rückstand mit diesem Blog….es ist Ostersonntag und ich habe nicht ein einziges Osterei hier als Deko . Weil mir einfach nicht dazu zu Mute ist. Aber egaaaal, mein Geburtstag im November ist ja auch schon flach gefallen wegen dem OEG.

Am 23. Februar hat mir mein Anwalt das Gutachten geschickt…seitdem krieche ich auf dem Zahnfleisch, bin total instabil und kann mich gar nicht aufrappeln.

Ein GdS von 20….der Rest sind ungenau abgeleitete Persönlichkeitsstörungen.
Dafür habe ich mich zu der Gutachterin gequält? Nichtmal den ICD 11 wollte sie anwenden, obwohl die Versorgungsämter per Rundschreiben vom Ministerium angewiesen wurden, diesen zu nutzen.

Das gilt natürlich nicht für den LWL, der stellt sich doof und unwissend und versucht sogar dem Gericht weißzumachen, nix davon zu wissen, mein Anwalt solle Belege und Urteile dazu bringen. Dabei gibt es sogar ein Urteil vom Bundessozialgericht, dass der ICD11 angewendet werden soll…“nach den neuesten medizinischen Kenntnissen“

Der LWL Münster ist nicht dazu da, um Opfern zu helfen…es geht nur noch um Kohle und ums Rechthabenwollen, und dazu ist diesem Mauschelschuppen so ziemlich alles recht….und das ohne mit der Wimper zu zucken auch auf Kosten der Gesundheit des Opfers.
Das, was ich diese Woche lesen musste an Stellungnahme vom LWL…wer das verfasst hat- dieser Person wünsche ich das Schlimmste auf Erden…oder zumindest mein Leben!

Eine derart unempathische Person an so einer Stelle im Versorgungsamt ist wirklich Körperverletzung.
Der LWL kommt seinen Aufgaben jahrelang nicht  richtig nach, im Gegenteil, er ignoriert seine Ermittlungspflicht…und will mir jetzt dafür den Buhmann zuschieben?

Aber mit den Opfern von Lügde wird ja auch nicht besser umgegangen…


13. Juni 2023

Ich bin in Italien.
Diesesmal habe ich ausnahmsweise mein Laptop mitgenommen, denn meine Gesamtsituation und die Reaktionen vom LWL und Gericht und parallel dazu die Ignoranz der Politiker, die die Petitionen abwehren mit dem Verweis auf die Sozialministerien. denn diese3 bescheinigen den Versorgungsämtern erstklassige Arbeit, wir wären nur Einzelfälle und uns stünde ja der Rechtsweg offen, haben mich unfassbar wütend gemacht.

Und darum habe ich eine Umfrage entwickelt, die aufzeigen soll, dass Betroffene, die im OEG versacken, keine Einzelfälle sind, sondern dass es strukturelle Missstände in den OEG Verfahren zum Nachteil der Opfer gibt und der extrem langwierige Rechtsweg häufig gar nicht notwendig wäre und vor allem auch nicht jedem Betroffenen offensteht.

Es ist schwierig, die Betroffenen zum Ausfüllen der Umfrage zu bewegen und so manches mal habe ich mich jetzt schon gefragt, warum ich mir diesen Stress eigentlich antue. Mir wird eine Änderung sowieso nicht nutzen, nur zukünftigen Betroffenen.
Doch ich kompensiere damit zu einem kleinen Teil auch meine eigene Hilflosigkeit, was den mittlerweile sehr abwertenden Umgang des LWL mit meiner Person betrifft.
Ich möchte, dass das aufhört….niemand hat das Recht, auf Betroffenen rumzuhauen, bloß weil es deren Job ist, Ansprüche abzuwehren und es für sich auch noch vollkommen ok zu finden. Das ist retraumatisierend, destabilisierend und reisst die Betroffenen immer wieder zu Boden…auch mich!
Den Damen und Herren, die das seit der Klage sehr offensichtlich tun ( da ist keine Spur von vorsichtigem mitfühlendem Umgang zu sehen), wünsche ich nur noch einen Positionswechsel in mein Leben.
Die Arroganz und Abgebrühtheit dieser Mitarbeiter zeigt, was da hinter den Kulissen des LWL abgeht, während nach vorne Umsicht und Mitgefühl für die Öffentlichkeit propagiert wird. Ekelhaft!!!!

Nundenn…die Umfrage läuft und seit der Fachtagung zum neuen SER wissen auch diejenigen, die dort, anwesend waren, dass es diese Umfrage gibt und einige haben Interesse an den Ergebnissen.
Natürlich glänzten die Versorgungsämter/ Sozialministerien von fast allen Bundesländer wie erwartet durch Abwesenheit… Feigheit? Desinteresse?
Aber andere wichtige Personen, die sich ernsthaft für noch notwendige Nachbesserungen in der Umsetzung des neuen Sozialen Entschädigungsrechts interessieren, sind angereist.

Es tut sich vielleicht sogar grade durch Support einer anderen Person eine Riesenmöglichkeit auf, die noch nicht in trockenen Tüchern ist…aber wenn das klappt, dann ist das ein Meilenstein für die Sichtbarkeit von Opfern und ihrem Martyrium mit den OEG Verfahren. Ich hoffe inständig, dass der Personenkreis nicht abspringt und an die Umsetzung ihres Vorhabens geht. Doch dafür brauche ich mehr, viel mehr Teilnehmer für die Umfrage. Doch woher nehmen? Ich bin nicht so der Kontaktfreaggle, ich mag nicht mit fremden Leuten über meine Umfrage und meine Beweggründe sprechen und um Hilfe bitten…
Hilfe einfordern – das ist eine sehr große Baustelle bei mir.

Mein Anwalt ist auch nicht so begeistert von meinem Engagement…allzuviel Klugheit wird den Betroffenen auch schnell zum Nachteil ausgelegt bei Ämtern und Gerichten. Ist das nicht beschämend und unfassbar traurig?
Wenn ich als Betroffene für meine Rechte und die Rechte anderer kämpfe, muss ich Angst vor Konsequenzen und Nachteilen in meinem Fall haben? In welchem Land leben wir hier?

Was ist los mit unserer Gesellschaft?
Ist ein höherer IQ wirklich schädlich für die Anerkennung der Folgeschäden einer Straftat?
Müssen Opfer gefügig, dumm, schwach, hilflos und vor allem schweigend nach Aussen auftreten, damit das Gegenüber in seiner beschränkten Opfersicht bleiben kann?
Muss ich mich so zeigen, dass das Gegenüber sich wohlfühlt mit seinem Opferbild?

Das ist doch pervers….

Eine meiner wenigen Ressourcen soll mir zum Verhängnis werden? Dass ich rund um die Uhr schreiben kann, um für mich Kontrolle über die Situation zurückzubekommen, wenn ich getriggert bin?

Nunja… das Laptop ist dieses Jahr dabei in Italien und ich habs gestern tatsächlich das erste mal rausholen müssen, um die Umfrage auch von hier zu betreuen. Am Handy bekomme ich das nicht hin.
Schwups bin ich im Thema…Mist…die Nacht war natürlich kurz und ich nutze jetzt den Vormittag, in meinem Zimmer im Halbdunkeln auf meinem Bett zu hocken und mein Tagebuch hier mal auf den neuesten Stand zu bringen, anstatt im Garten zu sitzen und mit Hund und Katze zu spielen.

Mein Anwalt hat übrigens wieder Kontaktsperre bis Ende Juli….bis dahin bin ich für ihn und alle anderen in Sachen OEG nicht erreichbar.
Ich möchte keine bösen unkontrollierbaren Überraschungen, die mich wieder komplett aus der Bahn hauen und mir den Sommer versauen würden, weil meine ABW und auch meine Therapeutin in den Urlaub gehen und ich ohne Unterstützung mit dem, was Gericht oder Amt von mir wollen, klarkommen müsste.

Für solch übergriffiges retraumatisierendes Verhalten ist auch nach dem Sommer wieder jede Menge Zeit.

Die Gutachterin hat übrigens noch eine Stellungnahme abgeben müssen…das Ergebnis ist klar…die macht nur den Job, den das Gericht ihr aufgetragen hat,  Prüfen der zu dem Zeitpunkt vorliegenden Unterlagen plus eigene Befragung…ICD 11 ist was für die Zukunft und alles, was ich jetzt noch an Einlassungen gebracht habe, wertet sie eher negativ.
Interessant ist, dass sie behauptet, ich hätte während der Befragung nicht angesprochen, dass meine Biografie nicht korrekt ist.
Das ist eine handfeste Lüge…ich habe eine ganze Tasche mit Unterlagen zu meiner Biografie und Fotoalben und die korrigierten Klinikberichte, sowie das korrigierte Gutachten der LWL- Gutachterin dabei gehabt. Ich bekam nur keine Gelegenheit, das mit ihr durchzuarbeiten. Ich habe es mit Ach und Krach geschafft, ihr zum Ende der Begutachtung noch Fotos vom Tag des letzten Übergriffs und ein paar Briefe zu zeigen, ohne weiter darüber sprechen zu können.

Das kann meine ABW bezeugen.

Stattdessen habe ich mich dann tage- und nächtelang gequält und erstmaligst eine (soweit mir derzeit bekannt) eine Anamnese zu erstellen und mit dem SMB zu koppeln… das war wirklich richtig Quälerei, ich war froh, dass der Kater mich ein bisschen erden konnte mit seinen Krallen in meinen Beinen. Aua.
Ausserdem habe ich auch nochmal die krassesten Fehler in den Klinikberichten und den Gutachten schriftlich ausgearbeitet. Alles aufzählen, sprengt den Rahmen.

Interessiert nur weder den LWL, geschweige die Gutachterin
Lapidar wurde inhaltlich ungefähr mitgeteilt, ich hätte das früher tun müssen.

Das Gericht hat auch nicht so wirklich Bock, eine klare Vorgabe an die Gutachterin weiterzugeben trotz Urteil vom Bundessozialgericht…mein Anwalt sagt, mein Fall geht eh in die Berufung, je nachdem, zu wessen Nachteil das Urteil fallen wird, darum überschlägt sich auch das Gericht nicht mit der Beweisführung. Seiner Einschätzung nach wird auch der LWL nicht nachgeben, selbst wenn der Richter zu meinen Gunsten entscheidet.

Und das ist das wirklich beschämende und demaskierende….
Der LWL will einfach nicht zahlen…nur darum gehts, es geht nicht um unklare Rechtsfragen…

Ich als Opfer spiele für den LWL Münster gar keine Rolle… das ist alles nur BlaBla für die Öffentlichkeit.

So…und jetzt setze ich mein Urlaubsgesicht auf und gehe nach unten zu den Anderen…
„Buon Giorno, sto bene, grazie….“


27.06.2023 Das Gericht beabsichtigt eine Entscheidung nach §105

ohne mündliche Verhandlung,  da die Sache keine besonderen Schwierigkeiten tatsächlicher oder rechtlicher Art aufweist und der Sachverhalt geklärt ist.

Hier ist gar nichts geklärt, besonders ist die Beweisaufnahme nicht abgeschlossen, weil meine Angaben nicht gewertet wurden und es wird der falsche ICD verwendet!


20. Juli 2023

Heckmann bittet um Fristverlängerung und fordert die fehlenden Fragebögen an… eine „Taktik“, um die ich gebeten habe, denn ich sitze seit Wochen an einem Schreiben für den Richter mit genaueren Angaben zu meinem Leben und meinen Einschränkungen, doch ich schaffe es gesundheitlich einfach nicht, es schnell fertigzubekommen….ich brauche mehr Zeit und ausserdem möchte ich wissen, was ich in den Fragebögen angegeben habe, was mir bei der Gutachterin Punktabzug beschert hat…die kann ja sonst was behaupten oder auch Fehler bei der Auswertung machen…wer soll das überprüfen, wenn die Fragebögen nicht auch zu den Akten beigefügt werden.


31. Juli.2023

Der LWL möchte mir die Einsicht der Fragebögen verwehren.

…vermag der Beklagte nicht zu erkennen, was die Fragebögen am Beweisergebnis ändern sollten. Zumal die Klägerin diese ja selbst ausgefüllt hat, sodass ihr wohl bekannt sein dürfte, was sie angegeben hat. Es steht der Klägerin frei, den Weg des § 109 SGG zu beschreiten. Andernfalls ist die Angelegenheit ausgeschrieben.

Das ist ja wohl mal der Oberhammer an Unverschämtheit…diese Frau hat null Ahnung von dem, was ich da ablegen musste und wieviel Fragen das waren, 17 Fragebögen…mehr als 200 Fragen, aber ich muss ja wissen, was ich angegeben habe.
Ich hab nen GdB von 100 auf Psyche…was für ein Schuppen ist der LWL eigentlich? Schwerbehindertenrechte werden hier echt mit Füßen getreten, diese Frau hat die Empathie von Käsefüßen…ich wünsche ihr wahrlich nur noch schlechtes….
Ein arrogantes Miststück ist sie….ja…das ist meine Meinung….

Mir dann ein teures privates Gutachten zu empfehlen, obwohl sie doch schon genau weiß, dass sie dem Ergebnis auch nicht folgen würde, ist einfach nur noch frech und ne ziemlich linke Nummer. Der LWL bekleckert sich mit dieser Frau nicht grade mit Ruhm. ich hoffe, es kommt der Tag, wo sie ihren Job verliert wegen solcher miesen Aktionen.


22. August 2023

Das Gericht sendet die fehlenden Fragebögen zu, was sagte ich, mehr als 200 Fragen? Quark, das sind wesentlich mehr, das kann niemand im Kopf haben, was man da angibt…

Ansonsten bewegt sich das Gericht aber nicht zu dem ICD 11 und den anderen Dingen, die mein Anwalt schon bemängelt hat beim Gutachten.
Irgendwie ist das Gericht einfach nur ne Poststelle, die nur die Briefe vom LWL an meinen Anwalt weiterleitet und seine Antworten wiederum an den LWL.


18. September 2023

Mein Anwalt fordert eine erneute Stellungnahme der Gutachterin, zu den Fragebögen und anderem, was ich ihm vorbereitet habe.


19. September 2023

Endlich ist mein wirklich umfangreiches Anschreiben von mir an den Richter zum Verlauf von meinem OEG Verfahren von Antrag bis heute fertig.

60 Seiten zu meinen Symptomen, Sachverhalten und Zeitangaben… seit Mitte Juni habe ich daran gesessen…es war so unsagbar schwer, die ganzen Gerichtsakten zu lesen, immerhin habe ich 2 Aktenstränge, einmal von Schleswig Holstein und einmal von NRW.
Und das immer bestmöglichst mit viel Abstand zu Tatangaben, Frank und die Wohnbetreuung sind hier regelmäßig „ausgeflippt“, weil es nichts anderes mehr für mich gab…mein Sofateil war belegt mit meinen Ordnern, ständig musste Frank die Fotoalben rausrücken, die ich ihm nach Erstellung der Timeline gegeben hatte, damit ich nicht Tag und Nacht alles hervorkrame.
Mein Sommer ist für das OEG draufgegangen, ja…das war der Sommer 2023 mit absoluter Konfrontationstherapie. 

Ok…und auch für die Umfrage….also auch für das OEG…oder eher gegen das OEG.


23.09.2023

Eingang Gerichtsbescheid vom 18.09.2023

Völlig unerwartet ging Samstag abend eine Mail meines Anwalt ein…
Ich konnte in der Vorschau schon sehen, dass der erste Satz war „Es tut mir leid“…
Ja…wir waren zu langsam…während wir unsere letzten 2 Briefe zum Gericht schickten, hat der Richter schon entschieden…ohne auf meine angekündigte Aussage zu warten. Es gab Textbausteine auf dem Sachstand von Juni 2023 ohne Unterschrift des Richters…

Der Richter glänzte derart durch Unsichtbarkeit während der letzten Monate, dass ich den Gedanken habe, dass dieser Inhalt schon bei der Ankündigung des Gerichtsbescheids Ende Juni niedergeschrieben wurde und dann auf Termin gelegt wurde und dann einfach abgeschickt wurde…

Denn all unsere vorherigen Einwände wurden nicht mit einem Wort in diesem Gerichtsbescheid erwähnt.
ICD11, Versorgungsmedizinische Grundsätze, GdS Einstufung Vor- und Nachschäden, Beweisstand Timeline, Fragebögen….nix davon…absolut nix!!!!!

Die Begründung für den Zeitpunkt dieses Gerichtsbescheides ist interessant, der Sachverhalt wäre geklärt…Von Wegen!

Und ich habe Fristen nicht eingehalten…ja klar!

Das Gericht konnte vorliegend nach Anhörung der Beteiligten gemäß § 105 Sozialgerichtsgesetz (SGG) ohne mündliche Verhandlung durch Gerichtsbescheid entscheiden, da der Sachverhalt geklärt war und die Streitsache auch keine besonderen Schwierigkeiten tatsächlicher oder rechtlicher Art aufwies.
Die mit Verfügung vom 27.06.2023 gesetzte Anhörungsfrist von vier Wochen zu der beabsichtigten Entscheidung durch Gerichtsbescheid ist am 03.08.2023 abgelaufen.
Auch die von dem Bevollmächtigten der Klägerin beantragte Fristverlängerung zur Stellungnahme bis zum 22.08.2023 ist seit mehreren Wochen abgelaufen. Eine weitere Fristverlängerung hat die Klägerin auch nach der Übersendung der von ihr erbetenen testpsychologischen Fragebögen am 18.08.2023 nicht beantragt.

Der Kracher….die Fragebögen zur Komplettierung der Stellungnahme wurden uns erst mehrere Tage nach Ablauf der Fristverlängerung zugesandt.
Wir waren so blauäugig, das das Gericht uns deswegen die üblichen 4 Wochen Zeit lässt.
Das war nicht der Fall, obwohl das Gericht genau weiß, dass nach der richterlichen Anordnung es mehrere Tage dauert, bis so eine Anordnung auch tatsächlich beim Anwalt ankommt…
18.8. Anordnung – 18.9. Gerichtsbescheid…. pünktlicher als die Bahn!
Wenn das Gericht mal die ganze Zeit so flott gewesen wäre, z.b. als der LWL sich monatelang nicht bewegte wegen der Aufforderung, meinen Widerspruch zu bearbeiten…oder als die Gutachterin auf Antwort wartete, dass sie erst spät die Begutachtung durchführen kann…

Ja…warum sollte es auch gut laufen für mich…da hat ein Richter meiner Meinung nach keinen Bock, Stellung zu beziehen, denn der Sachverhalt war und ist nun wirklich alles andere als geklärt und ich habe das Nachsehen.
Deutschland ist wirklich ein toller Rechtsstaat…

Ich war erstmal panisch, wo denn meine Stellungnahme abgeblieben ist…nicht dass die nachts durch die Gerichtsgänge spukt…doch mein Anwalt meinte, sie wurde trotz abgeschlossenem Verfahren meiner Gerichtsakte hinzugefügt.

Auf in die Berufung….ich hoffe, meine Rechtsschutzversicherung streikt jetzt nicht…


13. Oktober 2023

Heute hat der Anwalt die Berufung auf den Weg geschickt….Freitag der 13.

Meinen Antrag auf OEG habe ich 2015 auch am Freitag, den 13. abgeschickt….
Ich hoffe, dieses mal bringt es mir mehr Glück, denn exakt in einem Monat habe ich die 8 Jahre OEG Verfahren voll.
Nochmal 8 Jahre? Bitte nicht.
Mein Anwalt hat gesagt, diese Verfahren sind so langwierig, da ist es durchaus möglich, das sich Anwalt oder Betroffener aus dem Leben verabschiedet wegen Altersschwäche.