Auch bei PTBS und Angststörungen kann man sich „hocharbeiten“…
Ergebnis ist die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung.

Das Verhalten, die Grundeinstellungen, die Persönlichkeit…alles verändert sich…
Es wird chronisch…

Ich kann heute kaum noch auseinanderhalten, was Teil der Posttraumatischen Belastungsstörung ist und was ich mir durch Erwartungsängste und negative Erfahrungen antrainiert habe.

Eins weiß ich aber…beim Ausbau meiner PTBS – Karriereleiter war ich erfolgreicher als in jedem anderen Job.

Parallel dazu habe ich den Bau von meinem Rapunzel-Turm begonnen.
Stein auf Stein…Immer ein bischen höher…bis ich nicht mehr runter kam…

Ich hatte bis 24 Jahre „lediglich“ Schlafstörungen, schlechte Träume, Gedankenkreisen, Schwierigkeiten im Kontakt und Umgang mit anderen Menschen, Fremdheitsgefühle, kein Körpergefühl, jede Menge Unsicherheiten und Ängste, Magenschmerzen ,etc.

Als Kind hätte ich schon zum Therapeuten geschleppt werden müssen,
aber damals war das leider noch nicht so…da wurde sowas Zuhause gelöst oder ignoriert.

War auch nicht schön, aber damit konnte ich wenigstens einigermaßen leben…

Bis zum Tag X…

Retraumatisierungen haben mich zu so einem lebensunfähigen Wrack gemacht…
Retraumatisierungen, die eigentlich nix mit dem ursprünglichen Trauma zu tun haben.
Retraumatisierungen, die „lediglich“ die gleichen Gefühle, Ohnmachtszustände und Körperreaktionen wie das Ursprungstrauma ausgelöst haben.

Retraumatisierung durch Narkosen….
Normales Tagesgeschehen in Kliniken und Krankenhäusern.
Ich weiß gar nicht, ob in den Aufklärungsbögen überhaupt das Thema Trauma angesprochen wird….

Die Panikstörung war geboren…
und auch die war in den 90ern selbst bei Ärzten in Deutschland ziemlich unbekannt.
Ich stand alleine da…in Todesangst..dass ich sterbe oder verrückt werde.
Mein Hausarzt hat mir eine Packung Diazepam in die Hand gedrückt, die er in seinem Schrank rumfliegen hatte…..das wars!
Eine davon habe ich genommen..danach nie wieder!

Tja…und dann kommt der Lerneffekt…
dem kann sich NIEMAND verschließen…
Du lernst jeden Tag, ohne dass Du es merkst…
Das ist nicht steuerbar…

Nur wenn man auf Kommando lernen muss, für eine Prüfung z.B., dann streikt der Kopf gerne mal….
Aber ansonsten funktioniert das vorbildlich und unbemerkt…. auch da, wo es nicht soll…

Trigger helfen dabei…Du verbindest Erinnerungen mit Gefühlen.
Packst Du einmal auf eine heiße Herdplatte, wirst Du das bewusst niemals mehr tun.
Hörst Du öfter ein Lied, dass Dir gut gefällt, kannst Du bald den Text auswendig…und sogar Jahrzehnte später wirst Du mitsingen können. Du vergisst den Text nicht.

Und so vergesse ich auch nix…
Wo ich ne Bauchlandung gemacht habe, wo ich versagt habe oder Angst hatte, wo Stress und Panik ausgelöst wurden.
Die meisten meiner heutigen Probleme haben mit dem Ursprungstrauma nix mehr zu tun, ein Hinterfragen und eine tiefere Bedeutung zu suchen, ist somit unsinnig. Es ist antrainiert.

Ergebnis: Andauernde Persönlichkeitsveränderung, Agoraphobie, generalisierte Angststörung, schwere Depressionen, Essstörung, Suizidgedanken, Verhaltensstörungen, Dissoziationen, dissoziative Gangstörung, etc. … summa Summarum: Komplexe PTBS…

Ich bin heute misstrauischer, dauerängstlich, ständig unruhig und nervös und fühle mich wie ein Alien in unserer Gesellschaft. Ich habe mich zurückgezogen in meinen Turm…
Hoffnung auf Heilung habe ich aufgegeben.

Löschen der Festplatte wäre eine Lösung, gibt’s aber leider noch nicht.

Und die nächste Narkose kommt bestimmt…
denn Zahnarztbehandlungen sind bei mir normal nicht möglich aufgrund der PTBS.

Schöne Scheiße….ein Teufelskreis.

Eure ratlose Rapunzel