Bis zum 12.12.2018 werde ich jetzt mal wieder im Daueralarmzustand sein…
Dann gibt’s nämlich die nächste verhasste Vollnarkose…

Und um diese Vollnarkose, bzw. um deren Kostenübernahme durch die Krankenkasse muss man auch noch kämpfen.


zahnarztBin ich der typische Zahnarzt-Schisser? So wie man sie kennt? So mit Zahnarzt-Phobie…uuuh? Habe ich Angst vor Spritzen? Kann ich den Geruch nicht ab? Oder das helle Quietschen vom Bohrer? Hab ich Angst vor den Schmerzen?

Nunja…als typischen Zahnarzt-Phobiker sehe ich mich nicht, denn all den aufgezählten Problemen könnte ich mit relativ unkomplizierten Lösungen begegnen. Was Skills betrifft, bin ich ja schließlich nen Profi.
Tupfer mit Parfum gegen den Geruch, Kopfhörer und MP3Player gegen die Akustik, Lachgas oder eine klitzekleine Dormicumtablette…oder ne Tavor…und für hinterher halt fette Ibuprofen gegen den Wundschmerz, sofern vorhanden…

Für Rapunzel reicht das aber nicht…Rapunzel braucht die Holzhammer-Narkose… mit allem zipp und zapp…Intubationsnarkose wie für ne fette Operation.
Rapunzel kann nämlich schwer sitzenbleiben mit Adrenalin bis unterm Pony…

Zahnärzte werden nie meine Freunde sein, da können sie noch so nett und verständig sein. Ich weiß, fangen sie erstmal an, muss ich durch- und aushalten bis zum Ende.
Und das versetzt mich in den Ausnahmezustand und macht mich schwer behandelbar.

Nun werden viele sagen…“Hey! Vollnarkose! Geiloooooooo! Da merkste nix und wirst wach, wenn alles erledigt ist. Hast Du es gut, ich will das auch….“

Ja Arschlecken…daran ist für mich gar nix geilooooo, sondern das ist vergleichbar mit der Nachricht, dass in 10 Minuten eine Atombombe meinen Rapunzelturm wegballern wird. Für mich ist das der Gang zum Schafott…und so werde ich mich bis zum Narkosetermin ordentlich quälen und mein Inneres System ist im Daueralarm.

Wieso? Warum? Weshalb? Das habe ich vor einiger Zeit schon in einem anderen Beitrag abgehandelt: PTBS und Narkosen 

Aber kommen wir jetzt mal zum eigentlichen Problem in unserem tollen Gesundheitssystem…

Es gibt Kriterien, welche bestimmen, für wen die Kosten für die Vollnarkose für Zahnärztliche Behandlungen von der Krankenkasse übernommen werden:

  • Du bist unter 12 und blockst die Behandlung durch Schreien, Strampeln oder vorzugweise Beißen in des Zahnarztis Fingerlein
  • Du bist Geistig Behindert oder hast schwere Bewegungsstörungen, z.B, Tics oder Spastik
  • Du bist Phobiker und Angsthase und kannst das durch Attests belegen, dass eine schwere Angststörung vorliegt
  • Du bist ein Mensch, der Sedativa nicht verträgt, sei es wegen Allergie oder organischer Erkrankungen oder Unverträglichkeit
  • Der operative Eingriff ist so schwer, dass er ohne Vollnarkose nicht durchgeführt werden kann

Ich erfülle gleich 2 Kriterien…PTBS und paradoxe Reaktionen auf Sedativa…
Eigentlich eine klare Kiste, oder? Pustekuchen!

Ich warte ungelogen seit Januar auf den OP- Termin. Wir haben jetzt Anfang September!
Da treffen mehrere Faktoren aufeinander, die auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden.
Geld spielt da die größte Rolle….Niemand möchte zahlen und niemand möchte das Ok für die Kostenübernahme geben. Die schieben sich alle munter den Schwarzen Peter zu!

Die Krankenkasse erwartet, dass entweder der Anästhesist, der mich bis zu dem Moment, wenn ich vor ihm sitze, noch nie gesehen hat, eine Einschätzung vornimmt, ob ich die Kriterien erfülle und die Krankenkarte „durchzieht“. Kann und will er aber nicht…

Oder der Zahnarzt soll die Karte „durchziehen“…doch auch er will nicht die Verantwortung übernehmen und erwartet hingegen eine Kostenzusage der KK.

Die KK besteht aber darauf, dass diese Karte durchgezogen wird und betont noch ausdrücklichst, dass ich als Patientin dem Zahnarzt und dem Anästhesisten klarmachen soll, dass da nix im Kostenerstattungsverfahren abzurechnen ist … die Blöde wäre also ich, die dann alles an Kosten zu tragen hätte. Ohnehin wird gerne noch ein Zusatzobulus für die Anmietung des Op- Raumes in Rechnung gestellt…berechnet nach dem Zeitaufwand für die Behandlung.

Da kommt man sich vor wie ne Flipperkugel, die hin und her geschossen wird.
Akute Zahnschmerzen darf man da nicht haben, denn das zieht sich alles hin…
Ich
habe z.B. 2009 länger als ein Jahr warten müssen, bis die sich einig geworden sind und endlich die notwendige Zahnbehandlung durchgeführt wurde im ambulanten Anästhesiezentrum.

Hier in der Stadt, welche wahrlich kein Dorf ist und über 2 Krankenhäuser und 2 ambulante OP Zentren verfügt, gibt’s neuerdings aber noch eine ganz andere Schwierigkeit.

Die Zahnärzte, welche sich überhaupt bereit erklären, derartige Behandlungen unter Vollnarkose durchzuführen, bekommen zuwenig oder gar keine Termine mehr in den OP- Zentren. Fettabsaugungen, Silikonmöpse und größere OPs bringen dem Anästhesisten eben mehr Geld.
Das nervt natürlich, behindert den reibungslosen Ablauf in den Zahnarztpraxen und sorgt für lange Wartelisten und jammernde Patienten.
Mein Zahnarzt hat die Schnauze voll und macht deswegen gar nix mehr mit Vollnarkose.
Deshalb hat er erstmal seine Kollegen abgeklappert, wer mich da übernehmen könnte.
Nundenn, seit JANUAR stehe ich auf der Warteliste für die OP bei einem anderen Doc…nicht einfach für mich, schließlich musste ich für die erste Untersuchung ja auch in seiner Praxis auftauchen. Meine Wohnbetreuung ist selbstredend immer dabei. Dafür geht dann auch ordentlich Betreuungszeit drauf.

Bis zum Sommer hatte ich mich auf Platz 5 der Warteliste hoch“gewartet“…und seitdem geht gar nix mehr!
OP-STOP…wegen Streitigkeiten um die Talerchen!
Die Anästhesie hier im Ort will mehr Geld von den Zahnärzten, bzw. den Krankenkassen….Scheiß was darauf, wie es den Patienten geht, jetzt wird hier erstmal um die Kohle verhandelt und keiner weiß, wie lange das dauern wird!

Jetzt bin ich also letzte Woche beim 3. Zahnarzt gewesen, in der Nachbarstadt!
20 Kilometer entfernt…für mich megastressig, weil ich ja auch so gerne in kleinen Autos mitfahre. Die Wohnbetreuung und ich haben den Donnerstag davor erstmal eine Probefahrt bis vor die Tür der Praxis gemacht, ob ich das überhaupt bis dahin schaffe. Und den Montag darauf durfte ich mich dann dem Stress aussetzen, Fahrstuhl in den 3 Stock, neue Röntgenbilder, neuer Zahnarzt und Assistentinnen…Ja, das war mit viel Tränen und dissoziativem Rumeiern verbunden. Danke auch an das bekloppte Gesundheitssystem meiner Stadt!

Und siehe da…die Nachbarstadt ist anscheinend das Schlaraffenland der Vollnarkosen für Zahnbehandlungen…der Arzt fragte mich nur, ob ich ein Attest bringen kann wegen der Unverträglichkeit von Sedativa. Hatte ich gleich dabei….aber das war dann auch gar nicht mehr notwendig, weil ich ihm dann sagte, dass ich schwerbehindert bin.
Der Arzt wollte dann nur noch wissen, wie hoch der GdB ist…hätte ich 100, dann hätte ich in 2 ambulanten OP- Zentren operiert werden können…ich hab aber „nur“ 90, weshalb ich nur in einem Krankenhaus, wo sie Belegbetten haben, in den Schlaf gelegt werden kann. Und Zuzahlung für Saalmiete gibt’s auch nicht…alles für mich kostenfrei!!! Dauert allerdings auch wieder mehrere Monate bis zum Termin am 12.12.

Warum geht das in meinem Heimatort nicht genauso „einfach“?

Das System der Krankenkassen bedarf hier dringend der Überarbeitung…es ist eine Zumutung für Patienten, besonders für Akutpatienten mit Schmerzen, wenn diese monatelang auf Behandlung warten müssen, weil weder Zahnarzt noch Anästhesie auf den Kosten hängenbleiben wollen!

Wie immer gilt….Psychisch Kranke haben keine Lobby… die Kassenzahnärztliche Vereinigung ist da auch keine Hilfe, die habe ich schon 2008 auf die Problematik hingewiesen.

Und weils so schön ist, werden jetzt auch noch meine wöchentlichen Betreuungsstunden reduziert, weil zuviel Zeit für die Zahnarztbesuche draufgegangen ist…

Wie sind denn Eure Erfahrungen mit der Kostenübernahme?