Der 30 Kilometer- Radius ist noch nicht gebrochen, aber ich habe neue Heldentaten zu verkünden…
Mit dem Womo haben wir dieses Wochenende zum ersten mal außerhalb der Stadtgrenze übernachtet, letztes Mal wurde es ja nur das LWL Gelände hier vor Ort.
Dieses Wochenende nun Freies Stehen an einem See… 21 Kilometer von Zuhause entfernt.
Für die Nicht-Camper unter Euch: „Freies Stehen“ heißt, irgendwo hinstellen und übernachten außerhalb eines Campingplatzes.
Und auf der Fahrt ging es mir gut…wir haben am Zielort sogar ein Eis in der Eisdiele gekauft und auf der Straße geschlabbert.
Ein Eis aus der Eisdiele…das ist ein Erlebnis, welches ich ebenfalls in den letzten 2 Jahren nicht hatte. Teuer, aber lecker…
Obwohl der See nur 21 Kilometer entfernt ist, bin ich dieses Wochenende das erste Mal dort gewesen. Und ich war beeindruckt, da der See größer ist als ich erwartet habe.
Knapp 3 Kilometer sind´s um den See herum, für mich also gefühlt einmal zum Mond und zurück. Den Nachmittag haben wir somit nur im Entfernungsradius zwischen 2 Parkbänken verbracht, aber es war leer und einfach nur schön. Es kam ein kleines Gewitter auf und wir sind schnell zurück zum Wohnmobil.
Nach dem Abendessen im Wohnmobil sind wir nochmal zum See und haben einigen kleinen Fledermäusen bei der Jagd knapp 1 Meter über der Seeoberfläche zugeschaut und den tierischen Hintergrundgeräuschen gelauscht. Meckernde Enten, hier und da noch ein Vogel, der was zu Piepen hatte, das Zischen eines Schwanenpäärchens, dass wohl von irgendwas bei der Nachtruhe gestört wurde…Fröschequaken und Grillenzirpen….
Zurück im Womo habe ich zigmal beim Backgammon gegen meinen Freund verloren, aber egal.
Und dann kamen meine verhassten Magenschmerzen, die in letzter Zeit wieder vermehrt auftauchen…psychosomatisch natürlich. Ich habe keine Ahnung weshalb sich dieses quälende Symptom nach jahrelanger Zurückhaltung wieder so vehement zurückmeldet, ich könnte wirklich drauf verzichten.
Schweißüberströmt und vor Schmerz gekrümmt habe ich diese Phase aber überstanden und ein Abbruch der WomoTour kam für mich nicht eine Sekunde in Frage.
Trotzdem war meine Nacht im Wohnmobil wundervoll….und entspannt!
Mein Freund hat mich morgens fotografiert, weil ich im Schlaf so happy aussah.
Nach dem Frühstück sind wir wieder an den See und dort habe ich meinen Freund mit meiner, im stillen schon am Vortag geplanten, Aufgabe überrascht:
Ich hatte mir vorgenommen, einmal um den ganzen See zu wandern.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, wie weit das ist…das habe ich grade erst für diesen Beitrag gegoogelt. Aber dass es weit für mich war, war mir schon klar…Für mich ist alles weit, was mehr als 5 Gehminuten von meinem Auto entfernt ist.
Als wir dann starteten, sagte mein Freund nach kurzer Zeit schon: “ Na? Bekommst Du Angst vor Deiner eigenen Courage?“ Voll erwischt!
Wie immer bei Hauruck-Aktionen fragte ich mich, welcher Teufel mich geritten hat, sowas in Angriff zu nehmen. Ich habe mich dann damit beruhigt, dass ich jederzeit meine Plan ändern darf und umkehren kann. Auch eine relativ neue Erkenntnis, die noch einiger Übung bedarf…..DAS RECHT, DIE EIGENE MEINUNG ÄNDERN ZU DÜRFEN.
Nach knapp einem Drittel der Strecke erreichten wir das erste Etappenziel…dort gibt es 2 abgesperrte Areale….einen WasserSportverein und ein Gemeindegrundstück der katholischen Pfarrei.
An dem Kreuz darf man Steine mit Wünschen und Bitten niederlegen.
Ich muss zugeben, ich bin kein sonderlich gläubiger Mensch. Dennoch habe ich mir gedacht, schaden kann´s ja nix, wenn ich von dem Angebot Gebrauch mache.
So habe ich ein paar Steine zusammengesucht (ich wollte schon immer mal so ein Türmchen bauen)
Ich habe mich für die unterste Treppenstufe zum Platzieren meines Steinturmes entschieden, schließlich stehe ich wieder mal ganz am Anfang meines Kampfes, Lebensqualität zurückzuerobern.
Aber was sollte ich mir wünschen? So auf Kommando fiel mir wenig ein…ich habe für mich eh nur einen einzigen Wunsch: Gesundheit
Also habe ich mehr für Menschen, die mir am Herzen liegen, die Wünsche formuliert….jaaa…und auch für den Weltfrieden.
Spirituell gestärkt haben wir dann die anderen 2 Drittel der Seeumrundung in Angriff genommen.
Und weils so gut klappte, wurde ich übermütiger und habe mir zusammengesponnen, dass ich es vielleicht irgendwann mal schaffe, alleine um den See zu gehen und dann wäre ich geheilt….bzw. ich hätte es gelernt, Spannungszustände wie Angst auszuhalten und die Dissoziationen frühzeitig abzuwehren.
Doch dann holte die Realität mich ein.
Eine Firma, deren Grundstücksmauer direkt an den Rundweg grenzt, hat wohl 2 Wachhunde auf dem Gelände. Die bellten in einer Tour und der Tonlage nach waren sie groß und wenig gut gelaunt.
Meine Phantasie ging mal wieder mit mir durch, ist eh sehr aktuell nach dem Angriff von 4 Doggen auf eine Frau vor einer Woche.
Seifenblase geplatzt! Allein wegen der 2 Hunde würde ich niiiieeeee alleine da lang gehen…nie!!!!
Auf der Zielgeraden flachste mein Freund dann rum: „Wir können jederzeit umkehren, wenn Du nicht mehr kannst, Du musst nur Bescheid sagen, dann gehen wir zurück.“
Scherzkeks 😉
Und da er das noch zweimal wiederholte, habe ich ihn dann gewarnt: “ Pass auf, sonst nehme ich Dich beim Wort.“
Ich hätte Bäume ausreissen können…ich habe die ganze Strecke geschafft. Und ich hätte die Strecke nochmal in Angriff genommen, aber mein Freund hat mich dann ausgebremst.
Ich wäre gerne noch geblieben, aber er meinte, es wäre eine gute Zeit, zurück nach Hause zu fahren. Ich hätte in den 1,5 Tagen ordentlich was geschafft und wie er mich kennen würde, würde es mich später umhauen und die Erschöpfung nach der körperlichen und psychischen Anstrengung seinen Tribut fordern.
Und ich muss sagen, er hatte recht.
Zum Abschied gab es nochmal ein Eis aus der Eisdiele und auf dem Rückweg haben wir noch kurz bei LIDL angehalten und eingekauft….
Abendessen fiel dann später aber für mich aus. Ich bekam starke Unterleibsschmerzen und etwas erhöhte Temperatur, sobald wir zuhause waren. Und ich bin dann mit Schmerztablette auf dem Sofa eingeschlafen.
Wie gut er mich doch kennt….
Aber ich bin immer noch happy….ich bin 3 Kilometer gelaufen….Für andere ein Katzensprung- für mich eine Marathon.
Das Wohnmobil, egal wie alt und klapprig, hat sich schon bezahlt gemacht.
Meine olle Schildkröte… ich glaube, ich habe noch nie so an einem Fahrzeug gehangen wie an diesem. Und ich hoffe, es wird mich noch gaaaanz lange in die Welt hinausbegleiten.
Eure Rapunzel
10. Juli 2017 at 7:26
Liebe Rapunzel, ich freue mich von ganzem Herzen für dich und deinen Freund. Für dich ein großes Weiterkommen mit schönen Stunden. Ich glaube immer wieder mutig sein in kleinen Schritten, auch wenn es danach ein Energieloch gibt. Ein dickes Eis drauf essen !! Liebe Grüße Lotta
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