Ich habe mich gestern wirklich getraut….
jedes Jahr um diese Zeit gibt’s 2 Mittelaltermärkte.
Und Rapunzel war da!!!!
Mein Freund bereitet sich schon seit Tagen drauf vor…Wohnmobil fertig machen, Einkaufen….neue Schuhe selber herstellen.
Ich hingegen war nur Unterstützerin, weil ich eben seit 1,5 Jahren nirgendwo mehr hingehe ohne Mega-Angst und somit nur unumgängliche Pflichttermine draussen wahrnehme.
Doch eigentlich wollte mein Freund schon am Donnerstag los und stieg hier in sein Outfit…und ich merkte, wie gerne ich ihn begleiten würde…ich hatte so eine Sehnsucht, auch wieder frei zu sein und Spaß da draussen zu haben.
Mich schön zu fühlen in meinem Outfit, beachtet und geachtet zu werden….
Meiner Therapeutin habe ich schon am Mittwoch die Ohren vollgejault. natürlich vollkommen sachlich und emotional unbeteiligt….geht halt nicht und fertig!
Aber als mein Freund sich fertigmachte, kamen eben meine Entzugsgefühle voll zum Tragen…Aus organisatorischen Gründen hat er es dann aber um einen Tag verschoben…
Und ich habe mich dann auch bei meiner Freundin, die ich in der Klinik kennengelernt habe, ausgejammert und sie hat mir dann Mut gemacht, es einfach zu tun.
Mit der Option, dass sie in Rufbereitschaft ist und mich sofort da wegholt, wenn ich nicht mehr kann.
Und so habe ich es gestern wirklich gewagt…mit MegaDruck und Unruhe…aber auch Aufregung und Vorfreude…leider fühlt sich das alles gleich scheiße und stressig an….und an meinem Kopfkino, was alles passieren könnte, brauche ich Euch nicht teilhaben zu lassen (das kennt Ihr selber).
Zigmal war der Impuls da, diesen Wahnsinn einfach sofort abzubrechen…während des Ankleidens, beim Kampf mit den Haaren, als wir ins Wohnmobil stiegen, auf der Fahrt dorthin, als wir auf den Parkplatz fuhren und schon sooo viele Autos da waren, als wir an der Kasse in der kurzen Schlange standen, als wir durch einen Eisenbahntunnel zum Veranstaltungsgelände mussten…als ich die vielen Zelte und Menschen sah….als die Sonne zu heiß auf meinen Kopf brannte, als wir uns zu weit vom Ausgang entfernten….ach, eigentlich die ganze Zeit…
Aber ich habe es geschafft….ich war da und habe 3 Stunden durchgehalten…mit Fußaua, Rückenaua, Angst und dem Willen, es trotzdem durchzustehen.
Es war Schwerstarbeit und die letzte Stunde dort war ich schon so kaputt wie nach einem Marathonlauf. Ich hatte wirklich Angst, dass mir vor Erschöpfung die Augen zufallen. Zuhause habe ich mich schon wieder geärgert, dass ich nicht länger aushalten konnte.
Aber auch mit dem Abholen dank meiner Freundin hat es super geklappt und mein Freund musste diesesmal nicht wegen mir zurückstecken und hat die Nacht dort alleine im Wohnmobil verbracht.
Natürlich konnte ich nicht alles sehen…es gibt Areale, wo sich die Menschen stauen…diese bleiben mir vorerst noch unüberwindbar….aber ich hab trotzdem ein paar schöne Fotos gemacht…..und heute gibt’s zur Feier des Tages auch im Blog eins von der Heldin und ihrem Recken in Gewandung vorm Wohnmobil, bevor wir zur Kasse gingen.
Mit dem Standardgrinsen…schön die Zähne zeigen und nix anmerken lassen!
Aber das kennt Ihr ja….
27. Mai 2017 at 14:38
Ja, liebes Rapunzel, der Grinsefrost ist Dir anzusehen. Trotzdem bewundere ich Deinen Mut. Vor allem Deinen Mut zu sagen, wann Schluss und Rückzug angesagt ist. Und manchmal bin ich Dir fast neidisch darum, dass Du Dich so lange in Deinem Turm einschließen kannst. Mich zwingen Schwimmen und Selbsthilfegruppe schon an fünf Tagen die Woche vor die Türe und es ist schrecklich dorthin in öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, immer mit der Angst im Leib, versehentlich berührt zu werden …
Wie schwierig, meine Kontaktpflege überhaupt ist, habe ich unlängst einmal jemanden mitgeteilt, der mit mir telefonieren wollte: Sie können mich gerne anrufen. Skypen mag ich nicht, die noch schlechtere Sprachqualität als am Telefon belastet mich. Schön wäre, über Festnetz zu telefonieren, da ist die Sprachqualität am besten. Von Händi (Sie) zu Festnetz (mir) geht auch, solange sie dabei stationär bleiben. Das mag ein wenig exzentrisch klingen, doch scheue ich es, zu telefonieren (hat wohl etwas mit meinen Aspergeranteilen zu tun). Aber einmal in ein Telefongespräch verwickelt, bin ich ganz unauffällig, solange die Verbindung gut ist. – Ich wurde daraufhin nicht angerufen. Ja, an meiner Furcht vor dem Telefon verwelkte schon so manche Freundschaft …
LG Lotosritter
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27. Mai 2017 at 19:25
Hallo mein Ritter….
meinem Telefon ist der Anrufbeantworter vorgeschaltet, so kann ich immer entscheiden, ob ich den Hörer abnehme oder nicht.
Ich sage das jedem, der meine Nummer bekommt, denn ohne Ansprache auf dem AB sinken die Chancen auf Null, mich an die Strippe zu bekommen.
Vielleicht wäre das auch eine Option für Dich?
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27. Mai 2017 at 17:18
toll…. ich finde es wirklich bemerkenswert das Du das gemacht hast…RESPEKT
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27. Mai 2017 at 19:16
Danke schön, ich bin selber noch immer beeindruckt und trotzdem schmälert die innere Stimme diesen Erfolg schon wieder.
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27. Mai 2017 at 21:40
ja das ist schade….besser ein kleiner Erfolg – als gar keinen zu haben 🙂
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28. Mai 2017 at 0:25
Ich wollte es nochmal wissen und war heute abend nochmal da…aber das lief nicht ganz so gut wie gestern.
Ich hatte gedacht, wenn ich schon im Flow bin, dann muss ich gleich eins oben drauf setzen….aber es war heute wesentlich voller und dementsprechend hatte ich ordentlich Schwierigkeiten. Schade auch…aber ich bin trotzdem nicht sofort geflüchtet, sondern habe ausgehalten und versucht, es als Übung zu sehen.
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27. Mai 2017 at 18:47
Wie wunderbar und siehst Du? Dein Mut ist belohnt worden :D. Ach wie ich das alles kenne-als würdest Du auch mich in Worte fassen. Denn ICH habe mich heute auch getraut – kein Mittelaltermarkt, aber kulturelle Landpartie. Herzlichen Glückwunsch, dass Dir der Schritt gelungen ist :D. Ich bin auch total erledigt, war auch knapp 3 Stunden unter Leuten – aber ich bin anders erledigt als sonst – nämlich mit einer kleinen Glücklichkeit im Herzen und auch Stolz! Weiter so – erobern wir uns ein Leben zurück!
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27. Mai 2017 at 19:14
Ja, liebe Namensvetterin, da können wir uns heute gegenseitig die Tapferkeitsmedaille an die stolze Brust heften 🙂
Manchmal müssen wir eben trotz aller Ängste über unsere Schatten springen, um auch die Chance auf ein bisschen Lebensqualität zu haben.
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27. Mai 2017 at 21:35
Ich freue mich für dich!!!!! Ihr seht beide wie aus einem Märchen aus. Lg Lotta
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28. Mai 2017 at 0:23
Danke schöööön 🙂
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