Dieses Jahr gebe ich mir das volle Programm… Und Ihr ????


Ich sehe es schon wieder zahlreich bei Facebook auftauchen…
die Stimmung geht seit spätestens Sonntag, dem 1. Advent, bei Vielen rasant in den Keller.

Es gibt sicherlich Zeiten, in denen man Weihnachten am liebsten vom Kalender schmeißen möchte, doch ignorieren funktioniert nicht…

Spätestens, wenn die ersten Discounter Dominosteine und Lebkuchen in die Regale stopfen, werden wir daran erinnert, dass es bald wieder losgeht.
Und ab Mitte November fängt der Hype an…alle Jahre wieder!
Der Fernseher bringt uns das Bild der amerikanischen Superduper-Weihnachtsfamilienveranstaltung direkt ins Wohnzimmer…
Der CocaCola- Truck zieht in der Werbung seine Bahnen, Werbung für Spielzeug, Schokolade, Multimedia und Handys beherrscht den Werbeblock.
Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet, alle Schaufenster in der Stadt werden erschlagen von Weihnachtsschmuck und überall stehen Tannenbäume mit prächtiger Deko rum.
Und überall dudelt die Weihnachtsmucke.

Erwartungen hat wirklich jeder in dieser Zeit…die Einen eben freudige und die Anderen mehr beklemmende.

Ich kenne die beklemmenden Gefühle von Einsamkeit, Verlorenheit, Unerwünschtsein, Unvollständigsein.

Gleichzeitig fährt die Trauer an diesen Tagen auf zur Höchstform…
– man vermisst vielleicht liebe Menschen, weil sie gestorben sind
– man erinnert sich an eine schöne unbeschwerte Kindheit
– oder man erinnert sich daran, dass es nie eine unbeschwerte Kindheit gab
– man vermisst seine eigenen weihnachtlichen Gefühle, die aufgrund eines Traumas nicht mehr abrufbar sind.

Ja, die Erwartungshaltung steigt…die Ängste vor einem gefühlsüberfluteten Heiligabend, wo man alleine in der Bude hockt und genau weiß, dass in fast jedem anderen Haus um ca. 18:00 Uhr die Familie am festlich gedeckten Tisch Weihnachtsgans und Rotkohl futtern wird.
Bescherung gabs dann wahrscheinlich schon…überall liegt Geschenkband und goldiges Geschenkpapier rum, die Kinder erfreuen sich an ihren tollen Puppen und Autos, die Teens an der neuen Playstation oder am Tablet, Fotos vorm Tannenbaum, noch ein leckeres Likörchen hinterher…und alle sind glücklich und zufrieden.

Nur wir nicht.

Aber letztendlich ist es unsere Entscheidung, ob Weihnachten für uns das große Drama wird oder wir uns Alternativen organisieren, damit wir nicht komplett emotional untergehen.

Für diejenigen, die gar nicht mit Weihnachten klarkommen, habe ich letztes Jahr schon eine Skill- Liste für Advent und Weihnachten gepostet. Ich habe sie rechts im Menü angepinnt, damit Ihr sie schneller findet.
Wenn es aber gar nicht ertragbar ist, gibt es auch an den Festtagen die Möglichkeit, den Kriesendienst oder die Telefonseelsorge zu kontaktieren.

Ansonsten kann man sich selber aber auch das ganze Programm zu Weihnachten geben…in der Vorweihnachtszeit mit Dekobasteln, Weihnachtsteller mit leckeren Naschis, vielleicht Keksrezepte mit einer Freundin oder dem Partner ausprobieren, mal eine exotische Likörmischung kreieren oder selber Pralinen herstellen.

Und wenns möglich ist, diesen einen superduperwichtigen Heiligabend vielleicht mit Freunden oder Nachbarn verbringen, denen es ähnlich geht oder die vielleicht gar keinen Bock darauf haben, mit der Sippe das klassische Weihnachtsprogramm zu absolvieren.

Wen könntet Ihr einladen? Oder könnt Ihr woanders mitfeiern? Gibt’s vielleicht Nachbarn, die auch alleine sind? Oder alleinerziehende Mütter, die sich bestimmt über ein bischen Unterstützung im Weihnachtsstress freuen?
Schaut Euch um, Ihr seid nicht alleine mit dem Weihnachtsfrust.
Redet offen darüber, dann ergibt sich vielleicht etwas, womit Ihr nie rechnen würdet.

Weihnachten muss nicht perfekt sein, aber es wäre doch schön, wenn es zumindest erträglich ist…und wenn dann unverhofft doch etwas Freude und Stimmung in Eure Herzen einzieht, wäre das doch wundervoll.

Macht Euch Weihnachten nicht abhängig und lasst Euch nicht die Stimmung diktieren :
– von der Norm, wie andere feiern
– von den Personen, die Euch vielleicht ausgeschlossen haben
– von Erinnerungen an Vergangenes
– von der Hoffnung auf bessere Zeiten

Lasst es nicht zu, dass Eure Gedanken und das Verhalten Anderer Euch wieder zum Opfer machen.

Ich habe dieses Jahr eine Mitpatientin eingeladen, die dieses Jahr gemeinsam mit mir in der Klinik war. Ich habe sie eingeladen, weil ich weiß, wie schwer Heiligabend alleine zu ertragen ist. Und ich habe sie eingeladen, damit auch ich ein besseres Gefühl an diesem einen Tag im Jahr habe. Je mehr Leute da sind, umso besser wird es mir gehen.

Für die Adventszeit habe ich schon alles an Weihnachtskram aus dem Keller geholt und Wohnzimmer- und Küchenfenster geschmückt. Die Utensilien fürs Keksebacken sind auch schon gekauft und der Weihnachtsteller steht auf dem Tisch mit Mandarinen, Lebkuchen, Keksen und Schoki.

Dieses Jahr wird es sogar einen Weihnachtsbaum geben.
Die Dinger sind zwar arschteuer und ich freue mich jetzt schon ganz besonders auf die Piekenadeln überall auf dem Boden, aber wenn er geschmückt im Wohnzimmer steht, werde ich hoffentlich auch ein paar glänzende Augen haben.

Also hophop! Sitzt es nicht aus! Nehmt das Ruder in die Hand!
Der Heiligabend kommt, ob Ihr wollt oder nicht.
Es ist Eure Entscheidung, wie Ihr diesen Abend übersteht.
Mit Skills, mit Familie, mit Freunden oder alleine mit Akzeptanz der Situation.

Eure Rapunzel