Ich bin schludrig im Bloggen….jetzt habe ich schon ca. 12 Stunden ambulante Therapie hinter mir und ab heute gibt’s einen Kurswechsel.
Ich sag´s gleich vorweg….dieser Beitrag könnte triggern.
Meine Therapeutin Frau C. ist erfahrene Trauma Iherapeutin und wendet unter anderem Hypnotherapie, EMDR und NLP an.
Bisher war mein Ziel, dass ich mittels NLP meine falschen Glaubenssätze vielleicht auflösen könnte, dementsprechend waren auch die letzten Therapiestunden aufgebaut.
Wir haben mit Imaginationsübungen begonnen, was ja auch ganz gut klappt. Ich habe zusätzlich für zuhause eine Sprachaufnahme von Frau C., so kann ich das auch abends laufen lassen.
In Therapiestunde 10 haben wir uns mit meinem boykottierenden Anteil beschäftigt.
Ähnlich wie bei einer Familienaufstellung haben wir mit 2 Stühlen gearbeitet.
Stuhl 1 stand für mich als Rapunzel
Stuhl 2 stand für das Terror-Rapunzelinchen
Und ich musste mich jedesmal umsetzen und in Rapunzel und Rapunzelinchen hineinfühlen. Das war sehr ungewohnt für mich und erstmal auch sehr befremdlich, beschäftige ich mich doch erst seit kurzem mit Anteilen.
Egal, Endergebnis war eine total verheulte Rapunzel (Shit, andere sehen gut aus, wenn sie weinen, ich sehe aus wie ein Albino, blass und knallrote Augen)
Rapunzelinchen steht bei mir anscheinend für unterdrückte Wut…Ihr Wunsch wäre es, alle zu bestrafen und mit der Kalaschnikow einmal quer durch die Familie zu gehen.
Das kann Rapunzel aber nicht zulassen, sonst gäbe es demnächst Blogbeiträge aus der Forensik 😉
Für Stunde 11 hatte ich dann die Hausaufgabe, 3 Bilder aus meiner Kindheit rauszusuchen, in denen ich glücklich war. Eine schwere Aufgabe, das war mir sofort klar, dementsprechend habe ich das die ganze Woche vor mir hergeschoben, ordentlich drüber rumgegrübelt und erst am letzten Abend die Fotoalben gewälzt. Letztendlich habe ich nur 2 Bilder gefunden, aber selbst an denen hatte ich noch rumzumäkeln.
Am Folgetag in der Therapiestunde habe ich das auch angemerkt…also Hausaufgabe im Grunde genommen voll vergeigt. Aber bei meinen Endlos – Grübel – Aktionen waren mir 2 Situationen im Kopf, zu denen es keine Fotos gibt.
Situation 1)
An einem Freitag dem 13. habe ich eine Klassenarbeit mit einem „Sehr gut“ zurückbekommen und am Nachmittag bekam ich meinen allerersten tragbaren Kassettenrecorder. Ich habe mich damals mega gefreut und seitdem ist Freitag der 13. kein Unglückstag für mich.
Leider hat dieser Cassettenrecorder aber mein Singen im Treppenhaus abgelöst, wenn ich dort gesessen habe, um nicht zum Täter in die Wohnung zu müssen. Also ist selbst dieses tolle Glückserlebnis noch mit schlechten Erinnerungen verbunden.
Situation 2)
Ich gehöre zu den starken Geburtenjahrgängen und dementsprechend war es schwierig, Ausbildungsplätze zu finden. Rapunzel hatte gleich 3 davon zur Auswahl und auch einen schon mündlich angenommen, doch dann flatterte noch ein Brief ins Haus…
Die Zusage für die Ausbildung zur Drogistin in einer Parfümerie. Ich bin total ausgeflippt und den Berg hochgerannt zu dem Haus einer Klassenkameradin. Doch sie war nicht da und ich hatte keinen, mit dem ich mein Glück in dem Moment teilen konnte. So habe ich mich dann auf den Bürgersteig der sehr steilen Straße gesetzt und gleichzeitig gelacht und geweint…ich war total aus dem Häuschen.
Ich hatte es wirklich geschafft, neben all den tollen Mädchen, die mit mir gemeinsam beim Einstellungstest waren, zu bestehen…ich hatte mir NULL Chance ausgerechnet.
Doch sie haben sich für mich entschieden…für MICH…ich war fassungslos.
Frau C. hat dann wieder eine Imagination mit mir gemacht, in die sie dieses Erlebnis eingebaut hat…und plötzlich waren diese Gefühle wieder da…in der Imagination kullerten bei mir wieder die Tränchen, so dass ich hinterher dachte, die Imagination wäre für den Arsch gewesen.
Aber Frau C. sagte, dass zwar die Tranchen gelaufen wären, ansonsten hätte ich aber während der Imagination gestrahlt. Ausserdem gäbe es ja auch Tränen des Glücks, Tränen wären eben das Ergebnis von Adrenalinabbau.
Nunja…anscheinend war aber weder die Arbeit mit dem Anteil noch die letzte Glücks-Imagination zufriedenstellend für Frau C., denn heute in Therapiestunde 12 haben wir wieder über meine Dissoziationen gesprochen…wie sich die Schreianfälle äussern, wann sie ausgelöst werden, wie die abgestoppt werden. Sie hat mich gefragt, ob ich in diesen Momenten visuell oder gefühlt Flashbacks habe…doch das kann ich gar nicht sagen.
Ich selber bin ja bei diesen Attacken in einer gewissen Weise bewusstlos, ich habe keinen Einfluss und keine Erinnerung an diese Schreianfälle.
Dann habe ich von meinen letzten beiden Nächten erzählt…von den wieder mal absolut miesen Träumen, die ich habe.
Vorletzte Nacht hat es Badegäste eines Badesees in die Einzelteile zerfetzt, als 3 Bomben hintereinander in dem See hochgegangen sind..es war eine verdammt blutige Metzelei.
Letzte Nacht hingegen habe ich geträumt, dass ein mir unbekanntes Mädchen im Nachthemd aufgewacht ist und einen großen roten Blutfleck in Höhe der Innenschenkel auf dem Nachthemd hatte. Und ich war abwechselnd das Mädchen oder eben ich, auf der Suche nach dem Täter. Dabei habe ich Umkleidekabinen in einem Hallenbad durchsucht.
Generell träume ich viel von Umkleidekabinen, von verdreckten Toiletten und Toilettenräumen, von Wirbelstürmen, Godzilla, Zombies…Und ich beschütze die anderen immer und versuche sie zu retten.
Ich habe im Traum noch nie eine Wohnung besessen, und die Wohnungen, die ich sehe, sind alle immer total blanko und unrenoviert.
Naja, jedenfalls, als ich Frau C. von dem Traum mit dem Mädchen erzählte, stiegen mir die Tränen hoch und auch Frau C. bekam einen etwas milchigen Blick.
Jedenfalls ist sie heute umgeschwenkt…sie möchte statt NLP doch lieber EMDR mit mir machen. Sie hat nur etwas Sorge, dass ich nicht stabil genug dafür bin, bzw. dass es sich bei mir noch mehr verschlechtert.
Noch schlechter,? Mennooooo
Sie hat mich heute auch gefragt, ob ich den OEG Antrag auch gestellt hätte, wenn ich gewusst hätte, wie sehr mich das destabilisiert.
Nein…ich hätte die Finger davon gelassen, aber jetzt ist es zu spät.
Ich habe mir nur gewünscht, dass wir mit dem EMDR erst nach Weihnachten anfangen. Bis dahin lernen wir noch ein paar Imaginationsübungen.
Heute war die Tresorübung dran…. Ich habs wieder als Sprachaufnahme auf dem Handy und soll es jetzt täglich üben.
Eure Rapunzel
.
30. November 2016 at 17:48
Hallo Rapunzel,
das hört sich schwierig an. Hoffe Du findets das Richtige an Therapie für dich. Mit uns funktionieren solche Therapiearten nicht, es geht eigentlich nur das jemand da ist, mehr nicht.
l.g. sternenstaub
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30. November 2016 at 17:50
Ich lass mich überraschen, allzuviel erhoffe ich mir auch nicht davon, da ich eben auch dissoziative Amnesie habe und mich nicht an sehr viel erinnern kann…aber Versuch macht kluch -)
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30. November 2016 at 18:03
Hast Du die Amnesie auch bei den Therapieinhalten? Hier gibt es dizzoziative Phänomene mit ausgeprägten Erinnerungslücken.
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30. November 2016 at 18:25
Ja….es gib konkret nur 4 Situationen, an die ich mich gut erinnern kann…alles andere lieg im Nebel
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1. Dezember 2016 at 13:10
Hi Rapunzel,
hui, da ist einiges los bei Dir. Da kommt mir so einiges bekannt vor aus den letzten Therapiejahren und aus deinen Gedanken. In meiner alten Thera hab ich auch mal Fotos mitgebracht und angeschaut. Fotos wo ich glücklich aussehen? Fehlanzeige. Gibts keine und die wenigen, da gibts halt auch was zu meckern, aber ehrlich gesagt auch zurecht, denn man sieht, dass es meistens ne aufgesetzte, gezwungene Freude ist.
Und diese Rachephantasien sind auch ganz stark. Und auch wie so oft bei mir, beides. Nach dem Motto „kann keiner Fliege was zur Leide tun, würde die Fliege aber gern mit dem Panzer überfahren und um sicherzugehen noch ne Atombombe drauf werfen“.
Ich denke ich kann gut nachvollziehen wie anstrengend das grad für dich sein muss. Und dass du erst nach Weihnachten mit der EMDR anfangen willst find ich völlig nachvollziehbar und ich finde, dass du dich da auch gut um dich selbst kümmerst. Wenn ich mal von mir ausgehe, dann ist Weihnachten eh so ne Zeit wo, wie sag ich das so diplomatisch wie möglich, „wo ich per se kotzen könnte“! 🙂
LG
Sappy
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1. Dezember 2016 at 15:58
Jaja ale ahre wieder Weihnachten…aber dieses Jahr gebe ich mir das volle Programm, incl. Weihnachtsbaum. Neben Sohn und Freundin kommt auch noch eine Mitpatientin aus der Klinik, die ansonsten auch mutterseelenallein zuhause hängen würde. Und ich weiß ja nur zu gut, wie ich mich selber an Weihnachten fühle….
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2. Dezember 2016 at 14:03
Hallo Rapunzel,
weiß zu gut wie es Dir geht, habe selbst viel (Trauma-)Therapie hinter mir und jetzt endlich einen stabilen Zustand erreicht. Es lohnt sich also 😉
Was ich Dir sagen möchte: Bei den Hausaufgaben gibt es kein richtig oder falsch, ist ja keine Schule mit Noten, sondern Thera und Aufarbeitung.
Allles Gute für Dich!
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2. Dezember 2016 at 17:21
Danke schön Luzia,
Ich hab einfach etwas Hose voll, weil ich größtenteils unter dissoziativer Amnesie leide und noch mehr „Wahrheit“ vielleicht nicht
(v)ertragen kann.
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