Heute habe ich Outing-Bedarf, darum schreibe ich jetzt hinter den Kulissen die Fortsetzung von Teil 1 und TRIGGERgefahr!!! Mir geht’s jetzt eh schon scheiße, da kann ich mir auch das volle Programm geben.


Ich bin unehelich geboren. In den Jahren kam das schonmal vor, Ende der 60er war ja Blumen- und Hippiezeit.
Mein Vater hatte eine Affaire mit meiner Mutter, während seine Ehefrau schwanger war. Und meine Mutter hat er dann auch gleich mal geschwängert.

Da meine Mutter wenig Interesse an einem typischen häuslichen Leben hatte, landete ich das erste Mal mit knapp 1 Jahr im Kinderheim. Rausgeholt wurde ich anscheinend erst wieder, als meine Mutter 1968 meine Schwester auf die Welt brachte. Da gabs dann mal eine kurze Episode gemeinsamen Familienglücks mit meinen Eltern. Das hielt aber nicht lange und wir wurden wieder abgeschoben zu der Oma mütterlicherseits.
Und die steckte uns wieder ins Heim, ohne jemanden darüber zu informieren.

Als das rauskam, hat meine Oma väterlicherseits alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass sie uns aus dem Kinderheim holen konnte.
Und von da an begann erstmal eine Odyssee durch die Familie, da meine Oma voll berufstätig war und nicht ständig auf uns aufpassen konnte.
Meine Schwester blieb dann bei der Tochter der Schwester meiner Oma, ich musste weiterwandern…wie ein Wanderpokal.
Und überall durfte ich mir anhören, was für ein armes Mädchen ich doch bin, wie schlecht meine Eltern sind und dass ich froh sein kann, so eine Oma zu haben und dass die Oma alles opfert für mich.
In Teil 1 habt Ihr ja schon erfahren, wie es mit meiner Schwester und mir weiterging.

Ich wurde alleine gelassen, ohne Schwester und schlechter Biografie und dem Wissen, dass es auch noch Eltern gab. Schemenhaft konnte ich mich an meine Mama erinnern, mein Vater kam ab und an seine Mutter besuchen, wo er ja zwangsläufig auch auf mich traf.
Ein Hauch von Normalität kehrte ein, ich kam in den Kindergarten und eben in den Ferien und in Krankheitsfällen zur Betreuung zu der Schwester meiner Oma…wo der Onkel begann, sich besonders gut um mich zu kümmern.
Er hat mir viel beigebracht…sämtliche Brettspiele und auch Bauernskat…Ja,in dem zarten Alter von 5 konnte ich schon Trümpfe ausspielen.

Wir haben stundenlang gespielt…ich immer in der Hoffnung, dass meine Großtante eher wiederkommt, als wie er über mich herfallen wird. Bitte noch ein Spiel, Onkel H.!
Oft habe ich meine Großtante angebettelt, weinend, dass sie mich mitnimmt, wenn sie die Wohnung verließ. Konnte sie aber anscheinend nicht und ich blieb zurück…allein in der Wohnung mit dem Täter.
Diese Ungewissheit, ob ich an dem Tag fällig bin oder nicht…diese Spannung…das war für mich fast schlimmer als das Ereignis selbst.
Ich erinnere mich auch nur Sequenzenweise daran…immer kommen nur kurze Bilder hoch bei Flashbacks, die ich nicht zu einem Film zusammenfügen kann.
„Du musst das lernen, Du bist bald eine Frau“ Den Spruch vergesse ich nie.
Ich kann mich noch heute an seinen Geruch erinnern, an seine glattrasierten Wangen und sein, mit Pomade zurückgestrichenes, Haar. Und dann ekele ich mich und mir wird schlecht.
Es gibt nur 3 Fälle, von denen ich quasi alles weiß. Das erste Mal/ dann einen, an dem er mich körperlich am Unterleib verletzt hat, aber nur die Zeit danach, wo mir der Arzt und der Kontakt zu meiner Oma verweigert wurde / und das letzte Mal, wo ich mich gewehrt habe.
Ziemlich erschreckend, was Dissoziationen anrichten um die Seele zu schützen.
Die Angst beim Warten..beim gegenseitigen Belauern… und die Hilflosigkeit vergesse ich aber niemals.

Es gab eine kleine Unterbrechung des Ganzen, als meine Mutter mich mit knapp 6 Jahren aus dem Kindergarten entführte. Sie kam einmal die Woche mich für ein paar Stunden abholen. Meine Oma wusste davon nichts, die Kindergärtnerinnen haben geschwiegen und ich habe auch nichts verraten.

Ihr Freund und sie nahmen mich an dem Tag mit in den Safaripark und während wir mit dem Auto zwischen den Tieren hindurchfuhren…wir waren bei dem Raubkatzen raus und auf der Steppe (ja ich weiß das noch), drehte Onkel C. sich um und sagte: „So, und jetzt bleibst Du bei uns“
Meine Mutter reagierte überhaupt nicht auf meine Veto, sie saß auf dem Beifahrersitz und starrte nach vorne.
Und dann begann mein Martyrium…wochenlang war ich einsperrt in der Wohnung, der Aufenthaltsstatus war nicht geklärt, meine Oma war nur Pflegestelle und das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte man vergessen. Die Polizei war machtlos.

Meine Mutter war keine Hausfrau, im Gegenteil….ich war viel alleine in der Wohnung, wenn ich nachts wach wurde, war niemand da…sie waren weg und ich habe mich in deren Bett in den Schlaf geweint. Heute weiß ich, dass sie Prostituierte war und Onkel C. anscheinend ihr Zuhälter.
Selbst auf einer kleinen Reise haben sie mich im bullenheißen Hotelzimmer eingesperrt, mir wurde schlecht und ein Gast hörte mein verzweifeltes Weinen und das Personal öffnete die Tür von aussen, um mich zu versorgen.

Essen gabs vom Chinesen oder sonstwo her…wenn ich das nicht mochte, wurde ich von Onkel C. gezwungen, das aufzuessen. „Entweder Du hast das bis 1:00 (NACHTS) gegessen oder Du kannst Dir aussuchen, ob Du Stubenarrest oder Schläge haben willst“
Ich entschied mich für Stubenarrest, Prügel bekam ich sowieso schon genug von ihm. Meine Mutter hat mir nicht geholfen.

Ein paar Tage kamen mal Neffen von ihr bei uns zum Übernachten…die Jungs schliefen mit in meinem Zimmer…und jede Nacht kam der Ältere von beiden an mein Bett und betatschte mich und küsste mich mit Zunge. Ich war das ja schon gewohnt und habe wieder mal nix gesagt.

Meine Einschulung fand für mich überraschend statt…schwarzer Pulli, abgewetzte Schuhe und olle Jeans….die Schultüte brachte meine Oma zu mir vor der Schule. Ich durfte nicht mit ihr mit, ich habe das nicht verstanden.

Am nächsten Tag jedoch setzte meine Mutter mich vor der Schule ab.. natürlich viel zu spät und ich musste alleine in dem leeren Gebäude meine Klasse suchen. Der Raum, wo wir den Tag vorher waren, war leer…die Gänge waren leer…ich bin alleine durch das Gebäude geirrt, bis ich weinend vor einer Tür zusammengebrochen bin.
Was ich nicht wusste…ich stand genau vor dem Sekretariat und plötzlich ging diese Tür auf und meine Oma stand dahinter….(Mir steigen jetzt beim Schreiben schon wieder die Tränen in die Augen). Ich hab sie nicht mehr losgelassen und alle Dämme brachen.
Sie hatte einen Gerichtsbeschluss dabei und konnte mich endlich mitnehmen. Sie hat mich am Folgetag sofort in einer anderen Schule angemeldet.
Danach hat sie das Adoptionsverfahren einleiten lassen, damit sowas nie wieder passiert. (Dafür hatte ich wieder Onkel H. am Hals.)

Von meiner Mutter habe ich dann nicht mehr viel gehört.
Einmal brachte sie ein Geschenk zu meinem Geburtstag an die Haustür und ein paar mal stand sie am Zaun meiner Grundschule, bis sie für fast 10 Jahre ganz aus meinem Leben verschwand.

Eure Rapunzel mit Würgen im Hals

Aufschreiben kann ich das auch nur, weil ich es schon Anfang des Jahres für das OEG machen musste.