Die finale Quizfrage!


Auch wenn wir alle es uns wünschen und das Umfeld meistens denkt, dass wir uns nur mal zusammenreißen müssten oder ein Spaziergang an der frischen Luft würde die PTBS wegblasen…

Nein…PTBS ist nicht heilbar!
Es ist ja auch keine Virus- Erkrankung oder hat eine organische Ursache.
PTBS entsteht aufgrund extrem belastender Ereignisse, denen sich der Betroffene nicht entziehen konnte. Es ist eine Trauma- FOLGE- Störung.
Ohne Trauma keine Störung!

Trauma muss aber nicht immer DAS dramatische Peng- Bumm- Ereignis sein…
Sich ständig wiederholende oder auch einmalige Belastungssituationen, die ebenfalls existenzbedrohend oder verstörend sein können, wie z.B. Mobbing, Liebesentzug, ständige Benachteiligung, Extrembelastungen von Ersthelfern (Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst), schwere Erkrankungen oder der Tod eines nahestehenden Menschen, etc…. All diese Vorkommnisse können ähnliche Traumata hervorbringen wie Unfälle, Überfälle, üble Kindheitserfahrungen.

Ergo…nicht jeder Erkrankte ist automatisch ein Opfer im üblichen Sinn.
Und jedes Trauma ist anders gelagert, anders entstanden, zieht verschiedene Symptome nach sich, entwickelt sich anders im Laufe der Zeit.

Und wie soll dieses Trauma geheilt werden?
Das belastende Ereignis kann ja nicht rückgängig gemacht werden. Dazu benötigten wir dann eine Zeitmaschine, um die Uhr wieder auf Null zu stellen.

Eine Löschung der Festplatte und unserer Vergangenheit, unserer Erfahrungen und unseres erlernten Verhaltens, kombiniert mit einer Neuprogrammierung der Amygdala und unseres Unterbewusstseins und eine Neuordnung der chemischen Vorgänge in unserem Körper…wenn all diese Punkte eintreten würden, dann wären wir geheilt.

Aber leider gibt’s dafür bis jetzt keine Pille, keine umfassende Therapie, keine Wunderheilung!

Alles, was wir tun können, ist ,angesichts der komplexen Prozesse in unserem Körper, immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aber steter Tropfen höhlt den Stein….

Eine Kombination verschiedener Hilfestellungen kann uns das Leben mit der posttraumatischen Belastungsstörung wesentlich erträglicher machen.
Stabilisierung ist das A und O!

Medikamente:
PTBS ist meistens ein Sammelsurium psychischer Störungen und geht fast immer einher mit Depressionen und Ängsten, bis hin zur Panik und generell höherem Stresspegel.
Medikamente können da helfen, z.B. bei Depressionen den Serotoninhaushalt wieder ins Lot bringen, Notfallmedikamente können beruhigen und Panikanfälle mindern. Schlafmittel können dafür sorgen, dass die Nächte länger werden und wir ausgeschlafen sind…das wiederrum senkt unseren Stresspegel und stärkt unser Nervenkostüm.

Ambulante oder stationäre Therapie:
In der Therapie lernen wir unsere Verhaltens- und Denkmuster kennen.
Falsche Glaubenssätze können vielleicht mit Hilfe der Therapeuten aufgedeckt und verändert werden. Wir können Strategien zur Stressvermeidung lernen, Skills einüben, Stabilisierungsübungen kennenlernen.
Das „Hier und Jetzt“ zu leben und zu fühlen und nicht physisch und psychisch in die traumatische Vergangenheit abzurutschen, sollte das Therapieziel sein.
Wer stabil ist, kann auch eine Traumatherapie beginnen, um das Erlebte endlich abzuarbeiten und in die Lebensgeschichte zu integrieren.
Wer nicht stabil ist oder unter starken Dissoziationen leidet, sollte sich aber 10mal überlegen, eine aufdeckende Traumatherapie zu beginnen. Letztendlich hat unsere Psyche irgendwann in einer oder wiederholten Extremsituationen beschlossen, uns mittels Abspaltung vor den unerträglichen Gefühlen, die dabei auftreten, zu schützen.

Sport:
Da wir Betroffenen unserem Körper nicht mehr viel zutrauen, ihn meistens in unnötige Schonhaltung versetzen, die wiederum für starke Verspannungen sorgt, sollten wir dem bewusst entgegen arbeiten.
Aktiv sein, den Körper stärken, Vertrauen zu der Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers aufbauen, Spannungen und Adrenalin abbauen,  das alles kann Sport erreichen.
Gleichzeitig können wir mit Gleichgesinnten Kontakte aufbauen oder pflegen.
Ob Yoga, Ausdauertraining oder Zumba…oder der schnöde Spaziergang…jede Art von Bewegung wirkt sich positiv aus.

Umfeld- Bereinigung:
Wir haben genug Stress mit uns selbst!
Negative Spannungen im Umfeld können wir nicht gebrauchen.
Schaut genau hin, was Euch runterzieht oder das Leben noch schwerer macht.
Werbt um Verständnis, erklärt Eurem Umfeld, was los ist.
Aber rechtfertigt und verteidigt Euch nicht! PTBS ist keine Schuldfrage!

Offenheit ist das Einzige, was Euch helfen kann, diese Spannungen im Umfeld zu minimieren. Und wer in Eurem Umfeld damit partout nicht umgehen kann, sollte auf Abstand gehalten werden.  Es wird Menschen geben, die Dich bei Deiner Genesung begleiten und andere, die Dich behindern.
Das gilt für Familie, Freunde, Arbeitsplatz, Freizeitgestaltung, ärztliche Versorgung…eben Dein komplettes Umfeld! Und es liegt allein in Deiner Verantwortung, Dein Umfeld entsprechend Deinen Bedürfnissen zu gestalten! Dieser Weg ist manchmal sehr steinig und schmerzhaft, und ich hoffe, dass Ihr mindestens einen Menschen an Eurer Seite habt, der diesen Weg gemeinsam mit Euch geht.
Gibt es diesen Menschen nicht, dann wendet Euch an Kirche, karitative Einrichtungen, den sozialpsychiatrischen Dienst Eurer Stadt, den sozialen Dienst Eurer Krankenkasse, etc.

In meinen Blogbeiträgen findet Ihr viele Möglichkeiten, Euch besser zu verstehen und Lösungswege für Eure persönliche Sicherheit und Stabilität zu erarbeiten. Blättert dafür auch  mal in den älteren Beitragen.

Heilung sollte nicht Euer Ziel sein…sondern Besserung….Stabilisierung…in kleinen Schritten…Step by Step! Diese Kröte müsst Ihr schlucken!
Denn wenn Ihr den Weg als Ziel nehmt, dann lässt sich jeder Stillstand, jeder Fehlschlag, jeder Rückschritt wesentlich besser akzeptieren und verarbeiten.

Eure berentete Rapunzel ohne Familie im Gänsemarsch