Ja, ich weiß…Das habt Ihr schon gelesen, gehört, probiert…
Und trotzdem empfehle ich es Euch nochmal!


Mein Leben ist scheiße…mein Alltag beschwerlich…meine Tagesform meistens bescheiden und meine Laune überwiegend im Keller.
Und natürlich jammere ich dem nach, was mir fehlt und was ich nicht kann.
Ich scanne rund um die Uhr meine psychosomatischen Symptome und checke mein Stimmungsbarometer, welches logischerweise immer im Tiefdruckgebiet ist.

Depressionen? Nöööö…Hab ich nicht!
Ich doch nicht….Das ist ein realistischer Abriss meiner Existenz und zum Heulen sind mir schon lange die Tränen ausgegangen.

Wochenlang hat sich die Therapeutin in der Klinik die „sachkundigen“ lebensnahen Vorträge von Professorin Rapunzel angehört, doch anstatt mich für den Nobel- Preis vorzuschlagen oder mich mal ordentlich zu bemitleiden, hat sie mich dazu verdonnert, ein Positiv- Tagebuch zu führen.

Rapunzel und ein Positiv- Tagebuch!
Hüstel…. Was ist denn in Rapunzels Leben noch positiv?

Nun denn….. die Challenge habe ich widerstrebend angenommen!

Jeden Tag sollte ich 3 Dinge aufschreiben, die positiv sein könnten…vielleicht die Sonne, Vogelgezwitscher, ein Anruf, ein gutes Buch, ein leckeres Nutella- Brot, etc.

Ist sowas positiv?
Zum Jubeln wäre es natürlich, wenn mein Turm am Nordpol stehen würde und der Nutella- Jahres- Vorrat ausgegangen wäre und ein Eskimo mit Hundeschlitten ein 10 Kilo- Glas liefern würde, nachdem es 20 Tage fiese Schneestürme gegeben hätte.
Aber in Deutschland ist es doch normal, dass im Mai auch mal die Sonne scheint und ein Vogel sein Liedchen trällert. Und das Nutella habe ich schließlich von meiner Rente gekauft.

Ok…ich will ja nicht kleinlich sein, also habe ich diese Aufgabe ernsthaft in Angriff genommen. Und es war die ersten Wochen wirklich nicht einfach, täglich 3 Dinge zu finden, die positiv sein könnten. Dabei hatte ich im Klinik- Alltag wirklich noch mehr Auswahl als am Wochenende, wenn ich zuhause war.
Zuhause ist nunmal nicht so viel Abwechslung vorhanden. Und die Dinge wiederholten sich somit auch in meinem Tagebuch. Gähn.

Nun führe ich dieses Tagebuch schon seit mehreren Wochen….
Und ich muss sagen, es fällt mir immer leichter.

Warum?
Ganz einfach: Ich gehe jetzt den ganzen Tag offenen Auges durch das (Klinik) Leben und schaue, was ich für mein Positiv- Tagebuch als Eintrag verwenden könnte.
Und es werden immer mehr Dinge… und schon fühlt sich mein Leben schon nicht mehr ganz so mies und schwer und öde an.
Ich achte jetzt einfach nicht mehr nur auf die negativen Dinge, die keinen Raum ließen für alles andere in meinem Leben.

Ich hoffe, ich werde das nach der Entlassung auch zuhause weitermachen können.

Vielleicht ist das ja auch was für Euch?
3 Dinge pro Tag….

Eure Rapunzel