Die Zeit fliegt…mehr als eine Woche bin ich nun schon in der Klinik.


Meine Haus – und Hofklinik hat leider keine spezielle Trauma- Abteilung, deswegen bin ich auf einer offenen gemischten Station mit Patienten, die die unterschiedlichsten Krankheitsbilder mitbringen.

Und wenn ich dann so einige Patienten sehe, deren Krankheit näher kennenlerne und mir die Folgen bildlich ausmale, fühle ich mich fast schon wieder schuldig „nur“ eine PTBS zu haben.
Mit Menschen, die Tourette haben oder Psychosen oder Schizophrenie, möchte ich auch nicht tauschen.
Allerdings erwische ich mich wiederum dabei, dass ich Depressive fast schon milde belächle….wahrscheinlich geht’s den anderen genauso, wenn sie mich sehen.
Jedenfalls ist keiner so wie ich…da habe ich, soweit ich unsere Station überblicken kann, mal wieder ein Alleinstellungsmerkmal.

Unsere Station ist in der ersten Etage eines Neubaus…und im Erdgeschoss sind 2 Akutstationen, wo kein freier Ausgang möglich ist. Die Station ist schön, modern, in warmen Farben gehalten, mit mehreren Gemeinschaftsräumen, einer großen Küche und Extra Bad mit Badewanne. Im Flur stehen 2 Fitnessgeräte und in jedem Gang nochmal eine kleine Sitzgruppe.

Die Zimmer sind nett adrett, es gibt überraschend viele Einzelzimmer mit Bad oder Doppelzimmer mit Bad.
Ich hab ein Doppelzimmer erwischt, das ein Verbindungs- Bad hat…also 2 Zimmer werden nur durch das Bad getrennt…ein Bad mit 2 Türen…spannend….wenn ich unsere Tür von innen abschließe, wird auch automatisch die andere Tür abgeschlossen.
Bis ich das kapiert habe, habe ich die andere Tür auch immer abgeschlossen und dann einen Heidenschreck bekommen, als ich mal vergessen habe, diese wieder zu entriegeln.
Meine Tür ließ sich da natürlich auch nicht öffnen und ich sah mich schon elendig verhungern, bis mich jemand vermisst. Nee, Quatsch…aber das Adrenalin stieg gewaltig.

Das Essen ist ok….dauerhaft wird’s mir wahrscheinlich zum Hals raushängen, aber für ein Großküchenessen kann man nicht meckern. Und wenns gar nicht schmeckt, bedient man sich eben in der Küche an den Vorräten.
Während die anderen Patienten in der Klinik-Kantine essen, bekomme ich meine Mittagsmahlzeit auf die Station. Schade, denn ich weiß, dass die anderen dort oft noch die Salatbar plündern können oder andere Desserts bekommen.
Naja, man kann halt nicht alles haben. Aber vielleicht schaffe ich es ja während meines Aufenthalts doch noch, den Weg zur Kantine zu laufen und mein Tablett zu halten.

Meine eingeschränkten Laufqualitäten machen es grundsätzlich etwas schwieriger, meinen Therapieplan zu füllen…Sport, Ergotherapie, Schwimmen, etc. finden leider in anderen Gebäuden auf dem Klinikgelände statt…also scheidet das für mich leider aus.

Nundenn….zum Glück habe ich einen findigen und engagierten Bezugspfleger auf der Station, der sich um Lösungen bemüht. So gehe ich jetzt von Montag bis Donnerstag eine Etage tiefer auf der Akutstation zur Ergotherapie.
Ausserdem …Trommelwirbel….hat er sich doch wirklich meinen Blog angeschaut nach Feierabend und sich quer durchgelesen.

Und er hat mir was gaaanz Schönes in mein Zimmer gebracht….

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…mit Türmchen für Rapunzel 🙂
Fand ich total klasse von ihm!!

Da werden jetzt meine Wochenziele verewigt…ok…einiges klappt, anderes klappt (noch) nicht so ganz…aber ich arbeite dran.

Tabletten bekomme ich jetzt übrigens auch komplett neue.
Tschüß Seroquel….hallo Stangyl und Nortrilen.
Die werden jetzt gaaaanz langsam eingeschlichen, damit mein Alarmsystem nicht alles sofort wieder ausbremst.
Der Oberarzt hier ist auch ein toller engagierter Doc, ich bin ganz begeistert. Und alle anderen Patienten hier auch…
Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich überhaupt auf der Station aufgenommen wurde.
Im Januar ist es nicht ganz so optimal auf einer anderen Station mit dem dortigen Oberarzt gelaufen, der der Meinung war, ich müsste mit meinem Krankheitsbild alles ambulant lösen. Haha…ohne Therapeut, ohne Mobilität, aber dafür mit viel Panik…
Egal, Schwamm drüber…denn nun bekomme ich dank seiner Uneinsichtigkeit die Chance, meinen Zustand mit Hilfe von einem wesentlich erfahreneren Arzt und engagierterem Pflegepersonal zu verbessern. Merciiii!!

Einzige Wermutstropfen, die es natürlich auch geben muss:

a) Es muss draussen geraucht werden! Erst ab 21:00 Uhr bis morgens um 6:00 Uhr darf in einem Raum auf der Station geraucht werden. Blöd, wenn man um 6:03 Uhr das erste mal auf die Uhr schaut…zu spät…ab in die warmen Klamotten und draussen den Allerwertesten abfrieren mit Fluppe in der Hand. Aber was tut man nicht alles für die Sucht! Und ausserdem übe ich so täglich mehrfach das Treppensteigen und alleine draussen sein!

b) Auch Kliniken haben kein Therapeutenschlaraffenland in petto. Die wachsen eben nicht auf Bäumen und so werde ich in 2 Wochen einen Therapeutenwechsel haben.
Nicht schön, aber leider nicht zu ändern.

Eine lustige Begebenheit von heute noch…eine Mitpatientin, die erst seit 2 Tagen auf der Station ist, hat mich doch heute glatt draussen beim Rauchen gefragt, weshalb ich eigentlich in der Klinik wäre, ich würde doch im Gegensatz zu den anderen Patienten einen total normalen und gesunden Eindruck machen….ähäm…ich nehme es mal als Kompliment 😉

So…das wars mit dem Wochenreport…jetzt genieße ich meinen Wochenendurlaub und wünsche Euch ein paar schöne Ostertage.

Eure Rapunzel