Der berühmt berüchtigte Beipackzettel, sollte man ihn lesen oder nicht?

Neues Medikament- Neues Spiel!
Wie wirkt es? Wie schleiche ich es ein?
Welche unerwünschten Nebenwirkungen erwarten mich?

Das sind die Fragen, die uns durch den Kopf gehen, wenn wir die neue Pillenpackung frisch aus der Apotheke geholt haben.
Das Corpus Delicti liegt ungeöffnet vor uns auf dem Tisch, unscheinbare Verpackung, phantasievoller Name…ganz unschuldig und harmlos aussehend.

Aber harmlos ist es nicht, das wissen wir ganz genau!
Das Medikament wird nämlich im Oberstübchen die Synapsen auf Tango umprogrammieren , obwohl sie Rumba oder Cha-Cha tanzen wollen.
Das sind tiefgreifende Veränderungen, die die Pillen in uns vornehmen werden, um uns hoffentlich das Leben mit der PTBS zu erleichtern.

Doch die Nebenwirkungen, die auftreten könnten, bremsen unseren Enthusiasmus meistens aus. Denn blöderweise gibt es unter den häufigsten Nebenwirkungen genau die Symptome, die wir von unseren psychosomatischen Beschwerden kennen und fürchten gelernt haben.

Übelkeit, Schwindel, Herzrasen, Zittern, Kreislaufprobleme, Unruhe oder zu starke Sedierung… genau den Mist wollen wir loswerden und nicht zusätzlich dank einer Pille als Panikauslöser serviert bekommen.

Ebenfalls blöd ist, dass die positive Wirkung der Tabletten meistens erst Wochen später einsetzt…wenn es denn das passende Medikament für uns ist.
Und um das herauszufinden, muss das Medi erstmal täglich geschluckt und die Nebenwirkungen in Kauf genommen werden.

Wie sollen wir es also halten?

Frei nach dem Motto „No Risk- No Fun“ einfach auf den Doc vertrauen und die Pillen hoffnungsvoll runterspüle und uns bezgl. der Nebenwirkungen einfach mal überraschen lassen?
Oder sollten wir uns informieren, was da an Risiken auf uns zukommen könnte, indem wir googeln oder den Beipackzettel studieren?

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

Dieser gesetzlich vorgeschriebene Standardsatz wird uns schon um die Ohren gehauen bei harmloseren Schmerzmitteln oder bei pflanzlichen Präparaten gegen Blasenschwäche. Und wenn man sich dann die Beipackzettel anschaut, schmunzelt man vielleicht noch über die möglichen Nebenwirkungen, die alle fein säuberlich aufgelistet wurden und ca. oder mehr als die Hälfte an Platz auf diesem Wischzettel einnehmen.

Nimmt man sich dann wirklich den Beipackzettel für Psychopharmaka vor, holt man sich besser eine Lupe, weil da alles so klein geschrieben wird. Sonst würde der Hersteller nämlich ein kleines Taschenbuch zur Packung beilegen müssen.
Was da alles aufgelistet wird…oh Mann…da kann und wird fast Jedem Angst und Bange bei. Da ist es vorbei mit Schmunzeln.

Ich denke aber, wir sollten die Packunsbeilage lesen, denn unsere Ärzte wissen auch nicht immer Bescheid über unsere Krankenakte oder gar Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Aber wir sollten es so halten, dass wir nur Panik schieben dürfen, wenn wir regelmäßig 5 Euro oder mehr im Lotto gewinnen.
Denn dann gehören wir zu den Glücksschweinen, auf die die Quote zutrifft.
1:10000, 1:1000…. Ok, das wäre beim Lotto echt eine Traumquote, aber auch da hätten wir selten das Glück, das Fortuna uns hold ist und wir so richtig abkassieren.

Und warum also sollten wir umgekehrt bei eventuell häufig, öfter oder selten auftretenden Nebenwirkungen ausgerechnet die arme Sau sein, die dann 40 Minuten nach der Tabletteneinnahme kotzend überm Klo hängt oder den Notarzt wegen Panik und Herzrasen rufen muss?

Diese Frage habe ich mir heute Abend gestellt, nachdem ich den ganzen Tag hier in der Klinik Horrorszenarien im Kopf durchgespielt habe, bloss weil der Oberarzt mir heute die Dosis meiner neuen Medikamente um mehr als das Doppelte erhöht hat.

Ängstlich habe ich nach Einnahme der Nachtmedis im Bett gelegen und auf Symptome gelauert…und was soll ich Euch auf die Folter spannen- ich habe NICHTS!
Ich gewinne allerdings eben auch nie im Lotto!!!

Eure Rapunzel