Zur PTBS gehört meistens auch eine Angst- oder Panikstörung.
Dennoch greift die typische Verhaltenstherapie oder Konfrontationstherapie häufig nicht.
Wer Ängste hat, soll sich ihnen stellen…Üben! Üben! Angstexposition betreiben!
So der einstimmige Tenor der Ärzte und Therapeuten.
Doch meiner Meinung nach passt dieses Therapiekonzept nur bedingt bei einer PTBS.
Wer an Mehrfachtraumatisierungen leidet oder an frühkindlichen Traumata, hat Schwierigkeiten, seine angstauslösenden Szenarien und all die Trigger eindeutig zu benennen. Häufig ist grade ein komplex traumatisierter Mensch gar nicht mehr in der Lage, überhaupt seine Gefühle, Ängste, Körperreaktionen irgendwelchen Auslösern zuzuordnen.
So ergeht es mir zumindest ständig. Oft bin ich selber erstaunt, erschrocken, ohne Antworten, warum es mir mit dieser oder jener Situation schlecht geht.
Warum mein Körper grade Alarm schlägt, warum ich mich plötzlich schrecklich fühle, schwindelig oder emotional chaotisch gestresst bin.
Und grade in letzter Zeit passiert es mir, dass der Hochstress mich nicht vor und während einer Situation/ Aktion quält, sondern erst richtig zuschlägt, wenn ich die eigentliche Situation hinter mich gebracht habe und mich freuen sollte, dass ich es geschafft habe.
Aber genau dann, wenn die Anspannung und die Körperkontrolle nachlassen, haut mich die Psychosomatik um. Ich bin selber noch am Grübeln, warum das derzeit so ist.
Kennt das jemand von Euch?
Aber zurück zum Thema.
Natürlich müssen auch wir uns unseren Ängsten stellen, immer nur Vermeiden bringt uns keinen Schritt voran!
Doch regelmäßiges Üben ist kein Garant dafür, dass die Ängste geringer werden.
Oft läuft der erste Versuch besser als der zweite, oder beim fünften hauts uns wieder richtig um.
Wir verzweifeln an unseren Angst- Expositionen, fühlen uns frustriert, unfähig und als Versager. Und auch das Umfeld versteht nicht, warum das Konzept des Trainings nicht aufgeht.
Meine persönliche Erklärung hierfür:
Keine Übung ist wie die andere…sie wird niemals gleich sein können!
Wie die Übung verläuft, ist bestimmt von vielen (unsichtbaren) Faktoren.
Schlaf, körperliche Verfassung, seelische Verfassung, aktuelle zwischenmenschliche Beziehungen, der Frauenzyklus ist auch nicht zu unterschätzen…
Hinzu kommen die Trigger, die auch unbemerkt zuschlagen können. Ein Geruch, der in der Luft liegt, eine unbekannte Person, die vielleicht unbemerkt Erinnerungen in uns hervorruft, eine Päärchen, das vielleicht unseren Weg kreuzt und sich grade zankt oder besonders liebevoll miteinander umgeht, Kindergeschrei, Straßenlärm…
All diese Dinge verändern eine Übungssituation…und somit kann das Ergebnis vollkommen anders sein als erwartet.
Es kann besser sein oder schlechter als das letzte mal.
Und auch für das nächste mal gibt es keine Garantien.
Weder Erfolg noch Scheitern können somit im Vorfeld prognostiziert werden.
Also zwingt Euch zu nix…merkt Ihr, dass eine Situation Euch unerträglich stresst, dann verlasst sie!
Quält Euch nicht, triggert Euch nicht selber, achtet auf Euch!
Euer Seelenzustand zählt und nicht das Ergebnis einer Übung!
Gegen die chemischen Vorgänge, die unbemerkt in Eurem Körper bei Triggern in Gang gesetzt werden, seid Ihr machtlos. Und Zähne zusammenbeißen und Aushalten kann deswegen auch schaden, da der Körper wieder mal registrieren muss, dass er einer Situation ausgeliefert ist.
Gebt Eurer Psyche und Eurem Körper lieber die Sicherheit, entscheiden zu können, was gut für Euch ist. Zeigt Euch selbst, dass Ihr achtsam und liebevoll mit Euch selber umgeht, dass Ihr einschätzen könnt, was Ihr Euch zumuten wollt.
Dann wird die Psyche stabiler, die chemischen Prozesse im Körper werden weniger ausgelöst und dann könnt Ihr auch Expositionen zukünftig wahrscheinlich besser bewältigen.
Stabilisierung…Positive Bestärkung…Arbeit mit Skills und Erfolgserlebnissen…in kleinen Schritten…das bringt Euch voran!
Reine Angsthasen mit Agoraphobie oder Panikattacken sollten allerdings fleißig weiterüben und ihre Ängste aushalten lernen.
Eure Schisshasen- Rapunzel, die kein Arzt ist und kein Therapeut und lediglich ihre eigene Erfahrung mitteilt.
15. März 2016 at 12:47
Möchte dir zustimmend zunicken. Ich frage mich schon lange, wie sinnvoll das Konzept der Therapeuten ist, sich unbedingt konfrontieren zu müssen mit seinen Ängsten. Ich habe z.B. schlimme Beziehungstraumata und es hilft mir Null, dass ich schon gefühlte 1000 Mal gute Erfahrungen mit lieben Menschen gemacht habe. Die Angst, der Widerstand in Beziehung zu gehen, wurde die letzten Jahre immer stärker. Und dann das Therapiemantra mich dem zu stellen, hat mich noch mehr unter Druck gesetzt.
Besser wird es erst, seit dem ich meine Angst als Grenze sehe und ernst nehme, ohne mich zu einer Handlung zu zwingen.
Verhaltenstherapie habe ich viel gemacht, aber als nicht hilfreich empfunden. Denke aber wie du schreibst, bei Ängsten gebunden an einen bestimmten Ort oder Raum kann das immer wieder versuchen hilfreich sein. Schade dass viele Therapeuten dass nicht differenzieren zu können.
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27. März 2016 at 16:16
das die psychosomatik später losschlägt, kenne ich und dann habe ich auch probleme es überhaupt noch zuordnen zu können.
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27. März 2016 at 16:36
Empfindest Du es auch als Bestrafung?
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27. März 2016 at 16:42
bestrafung nicht. aber aktuell finde ich es ungerecht. es macht mich wütend, weil ich dem so ausgeliefert bin.
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8. April 2017 at 7:55
Hallo Rapunzel, habe eben erst über eure Empfindungen gelesen und kann mich gut wiederfinden. Ich habe Situationen in denen ich agieren kann , dann haut es mich nach ein,zwei Tagen um. Watte im Kopf,zittern, Ängste usw. und müde ohne Ende. Lg Lotta
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9. April 2017 at 18:37
Ach Lotta…
diese verzögerten Reaktionen hinterher sind wirklich blöd und vor allem so wahnsinnig ungerecht.
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21. Dezember 2017 at 22:50
Mein erster Klinikaufenthalt war auch völlig sinnlos, weil der Therapeut nicht verstanden hat, dass Konfrontation bei mir nicht funktioniert. Ich bin zwar voller Ängste, aber ich kann mich wegblenden, gehe dann in die Dissoziation und kann so eigentliche „alles“ aushalten. Ich glaube, es geht dann eher darum, auch mal auf die Angst zu hören und mich nicht immer weiter zu zwingen. Ich sage mir dann, dass meine Seele zur Zeit eben einen eingeschränkten Radius braucht, so wie ein physisch kranker Mensch, der im Krankenhaus liegt, den auch hat. Heilung braucht Zeit und kleine Schritte.
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21. August 2021 at 8:06
Hallo
hat jemand ein Rat vielleicht ?
Ich habe Kptbs. es ist aber als ptbs+ depression diagnosticiert bei dem Artzt
Ich muss in einer Reha und kann nicht die DRV überzeugen dass Sie mich eine spezialierzte Trauma klinik anbieten
Ich habe angst dass in so ein psychosomatik abteilung wird mir schlechter.
Gibt es überhaupt kliniken mit kptbs die mit der DRV arbeiten ?
Vielen Dank !
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28. August 2021 at 22:15
Welche Kliniken wurden denn virgeschlagen? 🤔
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29. August 2021 at 13:17
erst Brandenburgklinik – Haus Barnim dann nach der Widerspruch fontane-klinik mittenwalde.
sind aber beide gar nicht auf post trauma spezialisiert…
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