Weihnachten! Pflicht oder Kür?
Ignorieren geht nicht!


Weihnachten steht vor der Tür, da geraten die meisten von uns wohl mal wieder in Turbulenzen.

Weihnachten alleine ist doof, Weihnachten mit Stress ist aber auch doof.

Die Einen wollen alleine sein, die Anderen hingegen hocken lieber in trauter Zweisamkeit, Dreisamkeit oder im friedlichen Familienkreis unterm Weihnachtsbaum oder ballern sich auf einer Christmas-Party die Birne zu. Und Andere müssen alleine sein, weil niemand da ist.

Weihnachten soll unsereins ja eigentlich bereichern, uns Frieden schenken, heimelige Gefühle auslösen und die Waage nach den ausufernden Genüssen nach oben ausschlagen lassen.

Doch letztendlich ist Weihnachten für Menschen, die in unintakten Beziehungen, im Ungleichgewicht, im Unglück feststecken, eigentlich nur ein Katalysator zu Verstärkung des Bewusstseins, dass eben so gut wie gar nix in Ordnung ist.

Grade zu Weihnachten werden wir bezüglich unserer Defizite so richtig mit der Nase in die Scheiße gestupst.

Weihnachten ist hier in Deutschland ein Familienfest.
Dazu müsste man aber Familie haben…
Ich säße auch gerne mit Eltern, Geschwistern, Partner und Sohn an der Festtafel und würde anschließend mit weichem Bambi- Blick zuschauen, wie alle die liebevoll dekorierten Geschenke auspacken und der leise im Hintergrund dudelnden „Stille Nacht, heilige Nacht“ lauschen.
Dafür würde ich sogar einen selbstgestrickten, kratzenden Wollpullover mit zu langen Ärmeln als Geschenk in Kauf nehmen.

Eine Christmas- Party wäre auch cool…
Im Glitzeroutfit mit schwarzen Nylonstrümpfen und High Heels die Königin der Nacht sein, zu „Last Christmas“ auf der Tanzfläche rumzappeln und irgendeinen Punsch saufen, von dem mir hinterher klottenschlecht wird.
Ja, das wärs, hatte ich schon 20 Jahre nicht mehr! Dazu müsste aber mal meine Panikstörung ohne mich nach Hawaii fliegen.

Ich hätte auch gerne mal Weihnachtsstimmung im Herzen…
Schaufensterbummel und Weihnachtsmarkt fallen aber zum positiven Antriggern leider flach…zu voll, zu laut, zuviele Menschen, zuviele Lichterquellen und Gerüche.
Trotzdem werde ich es wieder versuchen mit dem Weihnachtsmarkt.
An einem Wochentag, in der Hoffnung, dass der liebe Gott ein Einsehen hat und mir gute Nerven, einen halbleeren Weihnachtsmarkt und einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe beschert. Die Chancen stehen dafür vielleicht gut, ich versuchs in Bochum, da ist das Parkhaus direkt unterm Platz.
Schwerstarbeit für mich- kein Genuss- keine Stimmung!

Weihnachtsdeko, ja, da muss ich auch noch überlegen!
Ein bischen Alibi- Glitterdekozeug, Sternchen am Fenster…das bekomme ich noch hin. Beim Weihnachtsbaum wird’s schon schwieriger, denn den gibt’s nicht gratis und den muss ich draussen kaufen. Da muss ich schon im Voraus eine eindeutige Willenserklärung in mir drin abgeben, mir volle Kante Heiligabend zu geben.
Mit Baum, aber ohne Familie!

Ja, ich habe ein Partner, ich sollte glücklich sein, dass er den Abend mit mir verbringt…und das mein Sohn auch da sein wird.
Und trotzdem schiele ich nur nach dem, was ich vermisse.

Dabei vermisse ich meine Eltern kein Stück…ich vermisse nur das normale Familienleben…mein Leben lang!
Und das wahrscheinlich bis zu meiner Beerdigung.

Baum oder nicht Baum…das ist die alljährliche Frage.
Meistens entscheide ich mich gegen den Baum.
Und dann schleiche ich Heiligabend durch unsere Siedlung und schaue in die beleuchteten Fenster, wo die Familien zusammen im Wohnzimmer sitzen und der Baum in voller Pracht leuchtet…
Wehmütig, sehnsüchtig- nicht neidisch!

Ich glaube, ich hole dieses Jahr vielleicht doch einen Baum und halte es einfach mal aus…

Wie sieht es denn bei Euch aus?

Rapunzel