Ja, da ist noch einer mit mir inhaftiert…
mein Kater Gianni.
Und der hat fast die gleiche Macke wie ich.
Früher hatte ich 6 Hunde und 2 Katzen.
Ich war sehr aktiv im Tierschutz und war für die Vermittlung von Hunden und die Pflegestellenbetreuung zuständig. Und natürlich hatte ich auch selber Pflegehunde, die ich bis zur Vermittlung bei mir zu Hause auf ein Leben in einer Familie vorbereitet habe.
Die Hunde kamen nämlich von der Straße…aus der Türkei.
Nunja, das war früher…
Früher, als ich trotz PTBS noch vieles eigenständig erledigen konnte.
Früher, als ich noch arbeiten konnte.
Früher, als ich noch nicht im Turm eingesperrt war.
Vor 5 Jahren wurde mir das Alleinsein im Turm zuviel, ich sah die Jahreszeiten an meinem Fenster vorbeiziehen und fühlte mich verdammt einsam.
Ein Hund als Begleiter kam leider nicht mehr in Frage, also wurde es eine Katze.
Genau genommen ein Kater…ein Third-Hand-Tiger, der schon 6 war, als er bei mir einzog.
Ich glaube ja eigentlich nicht an Schicksal und so nen Kram, aber bei Giannis Einzug kamen mir Zweifel, ob ich nicht doch mal an Übersinnliches, Nicht Greifbares glauben sollte.
Gianni zog genau am 2.Todestag meiner Oma bei mir ein…
Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen, sie war mein Leben und ich ihres.
Sie hat mich großgezogen und all das für mich getan, wo meine Eltern versagt haben.
Sie hielt mich stabil. Sie war mein Anker, mein Lebensretter.
Und mit ihrem Tod trennte sich mein Leben in „Früher“ und „Heute“.
Ich war an dem Sonntag sehr down, ich hasse solche Jahrestage und mir gehts dann wirklich sehr schlecht und ich bin mega instabil.
Und dann kam der Anruf….man hätte meine Nummer vom Tierheim, sie wollen ihren Kater abgeben, ob ich ihn nehmen würde…
Und eine Stunde später wurde Gianni abgeliefert bei mir, mit Korb, Kratzbaum, Klo und Futter.
Bis zu dem Moment hatte ich keinen blassen Schimmer, wie der Kater aussieht, wie er charakterlich ist und ob wir miteinander klarkommen würden.
Gianni war ein misstrauischer, unfreundlicher, unnahbarer Mitbewohner.
Erst nach einem Jahr hatte ich ihn soweit, dass ich mal mit ihm zum Tierarzt gehen konnte, um einen allgemeinen Gesundheitscheck machen zu lassen.
Und dann dort die große Überraschung:
Er will sich nicht untersuchen lassen, ist null kooperativ und muss deswegen in Vollnarkose gelegt werden.
Dieses Katzenviech ist wie ich!!!!!
Er ist eine Mogelpackung, sieht gut aus, ist mega fotogen, wirkt stark, cool und abgeklärt.
Aber im Inneren stimmt da auch was nicht bei ihm.
Er kommt, wenn er Nähe möchte – er geht, wenns ihm zuviel wird – er mag neue Leute nicht – er beißt, wenn ihm was nicht passt… ok, das mach ich nun nicht…. und er braucht ne Vollnarkose beim Doc!
Meine Oma liebte Katzen und ich denke, Gianni wurde mir von ihr geschickt.
Oder irgendjemand anders da oben war der Überzeugung, dass Gianni und ich gut zusammen passen und wir uns so akzeptieren, wie wir sind.
Und seit Gianni da ist, ist der Todestag meiner Oma auch nicht mehr so schmerzhaft.
Eure Rapunzel
11. Oktober 2015 at 22:42
Man sagt ja auch, dass gerade Katzen ihre Dosenöffner widerspiegeln.
Meine Kira ist auch ähnlich wie ich, lässt niemand nah an sich ran und wird kratzbürstig, wenn man ihre Grenzen nichtr respektiert.
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