Das ist wohl der Bereich, der uns allen sehr zu schaffen macht und regelmäßig die Tagesplanung aushebelt.
Leider ist das aber auch der Bereich, der für das größte Unverständnis im Umfeld sorgt.
Ich liste hier mal ein paar Metaphern auf, die selbst von Normalos im Alltag genutzt werden.
Magen:
Mir läuft gleich die Galle über.
Das liegt mir schwer im Magen.
Mir kommt gleich das Kotzen.
Ich habe Schmetterlinge im Bauch.
Mir ist der Appetit vergangen.
Dieses Kribbeln im Bauch…lalalalalaaa
Lunge:
Das schnürt mir den Hals zu.
Du nimmst mir die Luft zum Atmen.
Du machst mich atemlos.
Herz/ Kreislauf:
Du hast mir das Herz gebrochen.
Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Das Blut gefror in den Adern.
Ich höre das Blut rauschen.
Ich bin auf 180.
Ich habe Herzklopfen, wenn ich an Dich denke.
Mein Herz tanzt Rumba.
Haut:
Wegen Dir bekomme ich noch graue Haare.
Ich bekomm Herpes, wenn ich dran denke.
Wegen Dir bekomme ich Falten.
Hach, da werde ich ja ganz rot.
Kopf/ Gleichgewicht:
Mein Schädel platzt gleich.
Augen zu und durch.
Zähne zusammenbeißen.
Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
Mir ist ganz schwindelig vor Glück.
Diese Liste ließe sich wahrscheinlich noch endlos erweitern.
Es gibt positive Emotionen, es gibt negative Emotionen….
die körperlichen Reaktionen sind die gleichen, werden jedoch anders bewertet.
Fakt ist, auch Normalos haben in der ein oder anderen emotionalen Situation ebenfalls mit psychosomatischen Beschwerden zu kämpfen, die sie auch als belastend empfinden.
Sei es durch Stress, Liebeskummer, Wut, Trauer, Ekel…
Liebeskummer ist ein wirklich gutes Beispiel… das kennt jeder!!
Da ist niemand vor geschützt und hat jeder schon erlebt.
Egal ob Männlein oder Weiblein.
Schmerz. Trauer, Wut, Verlustängste, Zukunftsängste…
Bei Liebeskummer geben sich die Gefühle, Gedanken und die Psychosomatik die Klinke in die Hand. Da gibt’s auch wenig Lerneffekt.
Da bekommt keiner Routine drin und man darf sich jedesmal wieder aufs Neue mit dem vollen Programm auseinander setzen.
Und während man nach Aussen mal Stärke, mal Schwäche demonstriert, lauthals blöde Zicke oder Scheißkerl propagiert und trotzdem später still und heimlich in sein Kopfkissen heult, arbeitet der Körper fleißig mit.
Man fühlt sich scheiße und sieht auch genauso aus….da liegen die Haare nicht mehr, die Augenringe reichen bis zum Kinn und die Haut ist blass.
Man hat keinen Hunger, man schläft schlecht, der Magen rebelliert, man bricht schneller in Tränen aus…
Das Herz rast, wenn man den Partner woanders sieht, es schnürt einem den Hals zu, wo man doch 1000 Worte zurechtgelegt hat, das Adrenalin schießt ein, der Magen grummelt und anstatt seine Frau stehen oder seinen Mann, hängt man wahlweise mit Kopf oder Popo über der Kloschüssel.
Und warum?
Eigentlich wegen einer Kleinigkeit – absolut nicht existenzbedrohendem Liebeskummer!
Also weshalb sollten wir seelisch Kranken uns also wegen der Psychosomatik noch schlechter fühlen, schuldig oder gar beschämt?
Wir haben diese somatoformen Störungen sogar langfristig an der Backe und müssen zusätzlich genau die gleichen emotionalen Situationen in unserem Leben bewältigen, die auch Normalos Beschwerden bescheren. Schließlich sind auch wir nicht vor Liebeskummer, Herzschmerz und anderen Beziehungsunpässlichkeiten gefeit.
Wir leiden somit besonders stark, wenn unser Beziehungsumfeld nicht stimmt…
Wenn der Partner rumzickt, der Chef ein Arsch ist, die Kollegen mobben oder die Freunde einem den Rücken zudrehen.
Und darum geben die meisten von uns wohl so ziemlich alles, nicht noch zusätzlich Beziehungsstress aushalten zu müssen.
Sei es, dass wir mehr dulden, um Streit zu vermeiden!
Sei es, dass wir aggressiver sind, um Kontrolle zu haben!
Sei es, dass wir uns dickfelliger geben als wir sind!
Oder dass wir eben dünnhäutiger sind…
Was unser Umfeld anscheinend aber niemals wirklich richtig kapieren wird…
Psychosomatische Beschwerden lassen sich nicht mit Medikamenten behandeln, sondern die Symptome werden lediglich etwas gedämpft. Das gilt aber nicht für alle Beschwerden.
Und wenn Du wegen gebrochenem Herzen zum Doc gehst, wird der wohl ziemlich blöd aus der Wäsche gucken und Dir sagen, dass das Herz noch heile ist, wenn er Dich überhaupt ins MRT schiebt. Denn das kostet Geld…
Und es gibt nix, was Du in dem Moment dagegen tun kannst. Da ist nix mit „zusammenreißen“ oder „in den Griff bekommen“, solange die seelische Ursache nicht gefunden und behoben wird. Und das dauert……
Gegen Liebeskummer gibt’s schließlich auch keine bunte Pille, höchstens ein Besäufnis zum Betäuben….
Es handelt sich bei Depressiven, PTBSlern, Borderlinern etc. aber auch nicht um Zipperlein oder tagesformabhängige Befindlichkeiten oder schlichten Liebeskummer, sondern um schwerwiegende Störungen, die auch gerne mal das Erscheinungsbild ändern.
Vorzugsweise, wenn wir uns mit einer Störung abgefunden oder sie abgemildert haben durch die Macht der Gedanken.
Und so rennen wir gebeutelten Psychosomatiker dauerhaft überall vor Wände und bekommen keine Hilfe, keine Heilung und kassieren eventuell noch blöde Sprüche von Ärzten und Umfeld.
Vielen Dank auch….
Eure Rapunzel
10. Oktober 2015 at 14:19
Schlimm finde ich es, wenn psychosomatische Beschwerden lapidar abgetan werden als wäre es nichts.
„Ist doch nur psychisch, stell dich nicht so an“.
Oder wenn manche sie als Einbildung abtun, weil es ja „Keine“ Ursache gibt. 🙄
Mittlerweile weiß man ja dank der Psychoimmunologie glücklicherweise, dass im Prinzip JEDE Erkrankung psychosomatisch bedingt ist.
Christian Schubert hat darüber ein tolles Buch geschrieben, seine Lesungen, seine Vorträge sind immer wieder gespickt mit „AHA-ERlebnissen“.
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10. Oktober 2015 at 14:41
da werde ich mal googeln müssen, der Name sagt mir gar nix…
Danke für den Tip.
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11. Oktober 2015 at 22:06
Der Mann ist gut, ich bin durch meine Thera auf ihn aufmerksam geworden.
Für mich steht er auf gleicher Stufe wie Gerald Hüther, auch wenn beide verschiedene Richtungen haben.
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19. Oktober 2016 at 21:15
Ich habe heute etliche Beiträge von dir gelesen und sie waren alle hilfreich und sprachen mir aus der Seele
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19. Oktober 2016 at 21:48
Es freut mich nicht wirklich, dass es Dir aus der Seele spricht. Aber wenn es nur ein kleines bisschen hilft, habe ich alles richtig gemacht. Vielen Dank für Dein Feedback.
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