Ärzte-Hopping als Lebensinhalt.
Bei körperlichen Symptomen stellt sich seelisch Kranken immer die Frage:
Zum Arzt gehen oder nicht?
Grundsätzlich muss ich diese Frage mit einem eindeutigen JA beantworten, da ich auch rechtlich belangt werden könnte, wenn ich etwas anderes sage.
Schließlich bin ich ein Laie, ohne ärztliche Ausbildung und auf eine Ferndiagnose ließe sich auch kein Fachmann festnageln.
Also betone ich jetzt mal ausdrücklichst, dass der folgende Text ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen basiert und nicht zur Nachahmung empfohlen ist.
Natürlich habe auch ich in meinem langen Leidesweg die ein oder andere unschöne Erfahrung gemacht, wegen „Nichts“ zum Arzt gerannt zu sein.
„Nichts“ deswegen, weil nichts gefunden wurde, was meine vorhandenen körperlichen Beschwerden begründet und behandlungsfähig gemacht hätte.
Dieses „Nichts“ hält mich und mein Umfeld aber gehörig auf Trab und schränkt meinen Alltag ein und drückt auch ordentlich auf die Stimmung und Tagesform.
Dieses „Nichts“ hat mich deswegen schon Nachts in die Notaufnahme gezwungen oder zu diversen Terminen bei Fachärzten genötigt. Und häufig habe ich mich hinterher wie der letzte Volldepp gefühlt, weil die Ärzte mich dann auch wie einen behandelt haben oder ich mich nicht ausreichend ernstgenommen gefühlt habe.
Herzstiche und Herzrasen haben mir schon zig EKGs und Langzeit EKGs verschafft, ohne Ergebnis.
Magenbeschwerden/ Magenschleimhautentzündungen haben mir diverse stationäre Krankenhausaufenthalte, viele Medis, Schonkost und eine unnütze GallenOP beschert .
Von den unnnötigen Magenspiegelungen, die meine Retraumatisierung ausgelöst haben, mal ganz zu schweigen.
Der Schwindel und die Gleichgewichtsstörungen haben mich zum Neurologen, zum HNO und zum Orthopäden getrieben…
Die Sehstörungen zum Augenarzt…
Alles immer ohne lebensbedrohlichen Befund oder mit erfolglosen Behandlungen.
Und während mein Hausarzt mich auf der einen Seite als Hypochonderin eingestuft hat und mir buchstäblich des Öfteren das Köpfchen getätschelt hat, dass ich mir doch das Leben selber schwer machen würde, obwohl ich doch so eine schöne Frau wäre, hat er mich an anderen Tagen entsetzt gefragt, weshalb ich erst jetzt komme, wo es mir so schlecht geht.
Ja. was denn nun????
Ergebnis war, dass ich nach vielen Jahren den Hausarzt gewechselt habe.
Notgedrungen habe ich mir durch diese Erfahrungen einige unlogische Macken angewöhnt.
Ich gehe nur noch im äussersten Notfall zum Doc…und dann muss ich quasi schon halbtot sein oder jemand aus meinem Umfeld schubst mich dahin.
Und ich versuche permanent, körperliche Symptome per Laiendiagnose in psychosomatisch oder organisch einzustufen. Also in „Harmlos“ oder „Ernst“.
Total doof, denn auch psychosomatische Beschwerden sind ernst. Ich mache mich damit eigentlich nur selber schlecht und zum Weichei.
Ich scanne meinen Körper also rund um die Uhr auf die bekannten psychosomatischen Symptome. Blöderweise übersehe ich bei diesem Bodyscanning dann aber andere Symptome, die durchaus beachtungswürdig wären oder bewerte sie falsch.
So habe ich vor 20 Jahren beispielsweise meine Schwangerschaft übersehen und die Übelkeit und die Schwangerschaftsmallessen traten genau in dem Moment ein, als ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt.
Zack, war mir übel…allerdings war ich schon im dritten Monat, wo bei anderen die Übelkeit nachlässt. Vielleicht hätte ich auch nie Schwangerschafts-Übelkeit gehabt und es war die Psychosomatik, die mir die nächsten Monate das Essen verleidet hat.
Mir war auch noch bei der Entbindung übel…jaja.
Oder ich habe Bronchtis zur Lungenentzündung verschleppt.
Asthmaanfälle ignoriert und den Notarzt und die Sanis dann damit auf Trab gehalten.
Könnte ja sein, dass das alles halb so schlimm ist und ich mal wieder ein Weichei bin.
Ein aussagekräftiges Beispiel ist ganz aktuell.
Vor einem Jahr wurde bei meiner besten Freundin Brustkreb diagnostiziert.
Ab dem Tag, wo ich das wusste, begann ich Schmerzen in der linken Brust wahrzunehmen.
Ich habe mir wochenlang die Frage gestellt, ob ich mir das nur einbilde und ich wirklich eine Hypochonderin sein könnte und mir die Weihnachtszeit damit versaut.
Dann hat mein Umfeld mich „genötigt“, endlich zum Frauenarzt zu gehen und das abklären zu lassen. Und siehe da, ich habe anscheinend schon längere Zeit eine Zyste in der Brust und da ich in den Wechseljahren bin, auch Schmerzen durch die Gewebeverdichtung.
Hab ich bloß nix von gespürt, weil ich eben auf andere Symptome konzentriert bin.
Aber jetzt bin ich mir dem bewusst und habe die linke Brust in mein Bodyscanning- Programm aufgenommen.
Eine besondere Macke von mir ist mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt, je nach Stabilität.
Ich esse nach Befindlichkeit oder nach Tagesaktivitäten.
Geht’s mir schlecht, habe ich ein psychosomatisches Symptom, welches mich seit meiner Kindheit begleitet… Übelkeit… häufig rund um die Uhr, also auch nachts beim Schlafen, so dass ich mit Würgereflex hochschieße.
Also esse ich wenig, wenn ich instabil bin, es könnte mir dann ja noch übler werden.
Muss ich noch vor die Haustür, erspare ich mir das Essen oder esse nur eine Scheibe Brot, damit mir draussen ja nicht schlecht wird oder ich genau bestimmen kann, dass die auftretende Übelkeit ganz sicher nur psychosomatisch ist und ich nicht den Kotzbeutel rauskramen muss.
Und natürlich überlege ich, ob vielleicht grade eine Magen- Darm- Grippe grassiert, dann bleibe ich lieber gleich zuhause.
Sollte ich aber deswegen nochmal zum Arzt gehen?
Die Antwort kennt wohl jeder 😉
Dafür habe ich aber eine sehr gut ausgestattete Hausapotheke…
Eure Rapunzel
15. Oktober 2015 at 10:13
Das mit dem Essen ist vei mir auch. Sobald mehrere psychosomatische Symptome auftreten, reduziere ich das Essen sofort. Was nicht gerade gut ist, da sich das auf den Lreislauf auswirkt und dann auch noch auf die Psyche
oh man 😀
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19. Juni 2016 at 13:14
Hier gibt es auch eine komplexe Ptbs von Kindesbeinen an, wie das wohl oft bei den komplexen ist, eigentlich ist die kPtbs schon immer dagewesen. Der Körper hat schon immer Großalarm gemacht, sind dann zum Arzt und nie wurde etwas festgestellt. Um uns zu beruhigen sind wir dan zu den normalen check up bei unserer Hausärztin gegangen, so nach dem Motto:“wenn sie nichts feststellt ist da auch nichts“. Damit sind schonmal verschlampte sich langsam entwickelnde Krankheiten ausgeschlosssen. Und außer der Reihe zum Arzt gehen ist zu anstrengend für uns, der Gedanke ans Wartezimmer reicht um Reißaus zu nehmen. Ansonsten haben wir wenig Kontakt zu unserem Körper und wenig Gefühl darin, eher Taubheit und chronische Schmerzen. Medikamente waren bis jetzt ohne Wirkung, dass gilt für Psychopharmaka und auch für Schmerzmittel.
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