Daumen hoch, Daumen runter!
Wie im alten Rom!


Ja, die Obrigkeit der römischen Antike hat es schon erkannt…
„Brot und Spiele für das Volk“

Daumen hoch  = Leben
Daumen runter = Tod

Grauzonen gab es da auch nicht…
denn niemand kann nur ein bischen leben oder ein bischen tot sein!

Jammern und Abwerten ist generell eine deutsche Unart….unzufrieden sein, beschweren, unglücklich sein, bewerten… eine schwere Volksdepression.

Wir seelisch Kranken sind aber die Meister der Bewertung…
Wir bewerten einfach mal ALLES…in Sekundenschnelle…ohne Alternativen abzuchecken!
Und wir bewerten alles in Bezug auf UNS und nehmen diese Bewertung als WAHR an!

Situationen, Menschen, Verhalten, Verhältnisse….
Wenn wir könnten, würden wir sogar noch die Zukunft bewerten!
Ach nee! Das machen wir ja auch schon.
Die Zukunft kann ja nur scheiße werden, so wie es uns grade geht.

Das ist doch bei genauer Betrachtung total doof, was wir da machen!
Wir sind doch keine Hellseher, haben keine Glaskugel und können auch nicht übers Wasser wandeln!

Besonders gerne bewerten wir uns selber…mit Hingabe und das exzessiv!
Und da gibt’s nur eine Daumenhaltung…Daumen runter!
Wir sind schlecht, lebensunfähig, dumm, machen alles falsch, sind immer schuld, kriegen nix gebacken, sind schwach, nicht leistungsfähig, zu fett, zu dünn, zu hässlich, zu gutaussehend…

Ja.. richtig gelesen! Gutes Aussehen ist auch nicht immer eine Freude.
Da kann man sich auch gut abwerten. Denn hätte Frau dieses Aussehen nicht, dann würde sie wohl eher um ihrer selbst geliebt und nicht nur wegen der Optik gejagt werden.
Dann wären viele Dinge vielleicht nicht passiert und Frau hätte einige Erfahrungen nicht machen müssen.

Tic Tac Toe hat es in einem einzigen Lied wirklich gut auf den Punkt gebracht…

Die Eine will hübscher sein…die Andere weniger hübsch….Aber warum?
Weil damit eine Lösung der inneren Konflikte erwartet wird…
Durch eine Lösung im Äusseren, damit das Umfeld anders reagiert!

Das Umfeld soll es richten!
Die therapeutisch unlogischste Schlussfolgerung!
Aber für Uns erstmal für lange Zeit die einzig wahre…
Denn das Umfeld ist meistens die Hauptursache unserer Abwertung.
Durch Gewalt, physisch und psychisch…Durch Schläge, durch Missbrauch, durch Eintrichtern von Schuldgefühlen oder falschen Glaubenssätzen…

„Wenn Du nicht …., dann ….!“
Das fängt schon an beim Teller leer essen, damit am nächsten Tag die Sonne scheint.
Kritik über die Figur, angedrohter Liebesentzug, Förderung von Versagensängsten …
Billigste Erpressung zur Durchsetzung eigener Interessen!

„Du bist schuld, dass ….!“
Schuldzuweisungen werden gern genommen von Eltern, wenn sie selber nicht mit ihrem Leben und ihren Beziehungen klar kommen. Aber auch bei Zerstörung der Träume und Normen, die das Kind gefälligst zu erfüllen hat…

Und die Kinder von Gestern werden die Kranken von Heute und müssen zusehen, wie sie mit diesen Glaubenssätzen ihr Leben bewältigen.
Kaum konfliktfähig, mit wenig Selbstbewusstsein, vielen Ängsten und wenig Hoffnung.
Und trotzdem immer bemüht, die eigene Rolle auszufüllen und die Erwartungen der Anderen nicht zu enttäuschen. Wir sind die ewig Hilfsbereiten, für Andere… ohne Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse….um uns anerkannt, erfolgreich oder geliebt zu fühlen.
Ein Drahtseilakt! Ein Tanz auf dem Vulkan!

Selbst kleinste Hindernisse oder Widerstände ziehen da schon den Boden unter den Füßen weg, lassen mühsam aufgebaute Fassaden bröckeln und Fundamente kippen.

Da werden Schneebälle zu Lawinen, Funken zu Feuer, laue Lüftchen zu Tornados!
Oder das Gegenteil tritt ein…

Schwer für den Kranken, aber auch schwer für das Umfeld…
Ausbaden müssen es alle Beteiligten, aber der seelisch Kranke am meisten!
Denn unsere Sichtweise wird uns zur Bestätigung des anerlernten Selbstbildes keine andere Lösung des Konfliktes aufzeigen können.
Nach Aussen mögen wir vielleicht in dem Moment des Konfliktes übertrieben kämpferisch sein oder übertrieben emotional oder übertrieben teilnahmslos…aber im Inneren geht’s hoch her!
Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre…
Wir sind noch voll dabei, während das Umfeld den Konflikt schon lange vergessen hat.

Wer kein Selbstbewusstsein hat…kein Selbstwertgefühl…der kann schlecht eigenständig und adäquat handeln. Denn er hat ja immer schuld, ist schlecht, ist wertlos und kann nix.
Und der übernimmt gerne erstmal die Weisung oder Meinung von anderen, denn die müssen es ja wissen. Aber wir sind ja auch schon groß und der Verstand agiert gegen das Unterbewusstsein und wir fühlen uns schlecht und wollen auch mal beweisen, dass wir anders können und sollten.

Da werden dann vorschnell oder später (falsche) Entscheidungen getroffen oder gar keine, obwohl gefordert. Oder Entscheidungen werden plötzlich wieder umgeschmissen.
Meistens vollkommen unerwartet für das Umfeld. Überraschung!!!

Das betrifft vor allem die Partner…
Die können oft ein Lied davon singen, dass vollkommen unvorhersehbar Konflikte oder nicht greifbare Spannungen entstehen, auf einmal die Luft raus ist oder sogar plötzlich Beziehungen beendet werden.

Beziehungen pflegen, Liebe annehmen, Komplimente anerkennen…
das fällt seelisch Kranken nunmal richtig schwer.
Wir verdienen kein Glück, kein Wohlwollen, keine Liebe!
Es darf einfach nicht sein, dass uns jemand anders für Liebenswert hält, attraktiv oder charmant….schließlich fühlen und sehen wir uns selbst als ganz was Minderwertiges.
Als beschädigte Ware, die keiner haben dürfen wollen will.
Also muss im Umkehrschluss unser Gegenüber uns ja beschummeln, um sich selbst Vorteile zu verschaffen.

Einzige Verhaltens- Ausnahme bei den seelisch Kranken sind meines laienhaften Erachtens Narzissten oder Menschen mit narzisstischen Zügen…
Die benutzen ihr Umfeld, um ihr mangelndes Selbstwertgefühl aufzupolieren, indem sie andere abwerten. Auch nicht schön.
Der Narzisst muss dafür manipulieren, lügen, betrügen und betreibt letztendlich auch nur oberflächliche Makulatur, aber eben leider auf Kosten Anderer.
Interessant ist, dass Narzissten fast immer einen Co-Narzissten als Partner haben.
Jemanden, der auch ein geringes Selbstwertgefühl hat….eine sehr unglückliche Allianz.

Grade beim Selbstwert und Bewerten sind wir also die Summe der Beurteilung unserer Erfahrungen und Glaubenssätze, die uns von Kindesbeinen an antrainiert wurden.
Das Wissen bringt uns aber in diesem Moment wenig weiter.
Vielleicht später.

Hundebesitzer werden übrigens heute darauf geschult, für ein gutes Sozialverhalten ihrer Welpen in der Prägephase und in der Sozialisierungsphase genau darauf zu achten, dass die Welpen keinen psychischen Schaden nehmen, damit sie als ausgewachsene Hunde wesensfest sind und z.B. keine Angstbeisser werden.
Und da geben sich die meisten auch richtig Mühe, schließlich hat man für den Hund viel Geld bezahlt und das süße Fellknäuel soll sicher und problemlos durchs Leben gehen.
„Nase in die eigene Scheiße stupsen“ ist schon lange out…positive Bestärkung mit Belohnungssystem ist heute der eindeutige Tenor der Hundetrainer.
Nur wenige Idioten setzen noch auf Teletakt, Unterwerfung und Angst

Für Eltern gibt es diese Kurse leider nicht oder werden zu wenig in Anspruch genommen.
Da wird gerne laienhaft rumexperimentiert und rumerzogen, mal aus Unwissenheit, mal aus Boshaftigkeit, mal aus falschen eigenen Ängsten.

Späte Eingeständnisse von den Verursachern sind seltenst zu erwarten…
Im Gegenteil….da wird weiter abgewertet, abgewiesen, Schuld zugewiesen!
Man habe es ja nur gut gemeint…Ausserdem waren damals ja die Zeiten auch anders.

Rapunzel war ebenfalls ein Mensch mit falschen Glaubenssätzen und wenig Selbstwert.
Sie hatte die Lösung zur Flucht täglich vor Augen und konnte trotzdem nicht handeln.
Schnipp…Schnapp…Haare ab! Und weg wäre sie gewesen.
Hat sie aber nicht gemacht und im Turm rumgegammelt, bis die Frau Gothel sie wegen unerwünschtem Verhalten rausgeschmissen hat.
Und auch wenn das Märchen ein Happy End hatte….
heute wäre Rapunzel bestimmt schon geschieden und depressiv.

Und weil Selbstabwertung ein Symptom von Depressionen und gleichzeitig eine Verhaltensänderung aufgrund von PTBS sein kann, landet dieser Beitrag in beiden Kategorien.

Eure Rapunzel 2.0