Verbesserungen sind nicht immer erwünscht…
Irritiert?
Ich auch…
Ja, ich weiß…das hört sich jetzt saublöd an.
Wie, die will nicht gesund werden?
Doch, das möchte ich…es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche in meinem Leben.
Jede Sternschnuppe muss für diesen einzigen Wunsch herhalten…
Jedes Gebet, jeder Ruf nach Gerechtigkeit…
Doch dann gibt es da auf der anderen Seite die Ängste…
Was könnte ich noch machen, wenn ich plötzlich über Nacht gesund sein würde?
Wenn ich auf einmal alles tun könnte, was ich will.
Frei, unbeschwert, spontan…
Frei von Ängsten – Frei von meiner Vergangenheit – Frei von Einschränkungen
Der größte Teil meines Lebens ist von der Posttraumatischen Belastungsstörung geprägt.
Ich bin mit diesen Dingen aufgewachsen, habe mich damit entwickelt, meinen Charakter gebildet und mich auch darin eingerichtet.
Könnte ich mich normal verhalten?
Könnte ich mich nochmal dem Arbeitsmarkt stellen?
Könnte ich mein Verhalten ändern?
Könnte ich wieder Verantwortung übernehmen?
Könnte ich ein neues ICH kreieren?
Ich weiß es nicht, doch es wäre eine Angst, der ich mich gerne stellen würde.
Ich habe vor 3 Jahren eine Liste aufgeschrieben, welche Dinge ich gerne noch machen würde in meinem Leben. Diese Liste habe ich auch aufbewahrt und hole sie einmal am Anfang des Jahres raus und kontrolliere, was ich mir davon im vergangen Jahr selber erfüllt habe, trotz der PTBS….und einige kleine Dinge kann ich dann sogar abhaken.
Die großen Dinge hingegen müssen eben noch etwas warten.
Was ich aber absolut nicht mag, sind kleine Fortschritte…
Schleichende Verbesserungen, wie z.B. einen längeren Zeitraum ohne Panikattacken.
Neee…ich spinne jetzt nicht rum!
Wenn ich längere Zeit stabil bin, dann trifft mich eine Panikattacke umso härter.
Mir fehlt in dem Moment dann schlichtweg die Übung, diesen Hochstress auszuhalten.
Die Situation überrollt mich dann total und ich habe kein Notfallprogramm parat.
Ausserdem drückt mich dann die Keule der Enttäuschung ziemlich nieder.
Die Hoffnung, dass es sich tatsächlich gebessert hat, ist schlagartig zerstört.
Und dann beginnt ganz rasant die Talfahrt!
Alles, was ich bis dahin recht gut für meine Verhältnisse gewuppt habe, wird plötzlich wieder anstrengender. Meine körperliche Verfassung wird schlechter und auch mein Umfeld tut sich schwer mit dem Realisieren, dass ich wieder Rückschritte mache und einige Aktionen wieder komplizierter werden.
Jeder Fortschritt steigert also meine Angst, diesen wieder zu verlieren.
Ich habe dann das Gefühl, als wenn meine Beine schneller rennen als ich.
Ich komme mit dem Kopf nicht hinterher und das schürt wieder Unsicherheit und Druck.
Ich habe dann immer das Lied von Nicole im Kopf…
Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund!
Die Sonne brennt dort oben heiß.
Wer zu hoch hinaus will,
der ist in Gefaaaaahr….
Aufsteigen wie Phönix aus der Asche? Ja, das wärs!
aber vor dem Verbrennen… vorher… da ganz oben… habe ich zuviel Angst.
Deine Rapunzel
13. November 2015 at 0:38
Hallo Rapunzel, es gehört enorm viel Mut dazu, diese Ängste zu überwinden. Das geht auch nur schrittweise. Ich kenne diese Gedanken, die du da beschreibst auch. Wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Naja, bin ja auch ein anderer Mensch.
Bei mir ist es eher so gelaufen, dass wenn es mir total schlecht ging, ich mir gesagt hab: So, ich erwarte jetzt von mir keine besonderen – gesellschaftlich oder sonst wie gearteten Leistungen mehr – ich erfüll mir jetzt nur noch die Träume, die ich noch habe. Und wenn’s dann vorbei ist mein Leben, ist es auch wurscht. Das hat mich immer wieder weiter gebracht. Alles Gute für Dich! Und: Deine Beiträge find ich gut und mutig! Weiter so.
Susanne
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13. November 2015 at 0:53
Vielen Dank Susanne…
a) für die positive Bestärkung
b) für die guten Wünsche
c) für das Preisgeben Deines Überlebens- Gedanken
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