Die Therapeuten mögen es nicht,
aber in Stresszeiten sind „Krücken“ oft sehr sinnvoll.
Wird heute für innere Stresszustände bei Borderlinern und PTBSlern oft der Notfallkoffer empfohlen, tun sich die Therapeuten oftmals schwer, Krücken für Angstzustände zu akzeptieren.
Ich sehe das anders…
denn Angstzustände sind ebenfalls eine extreme Belastung für Seele und Körper.
Und immer da, wo ich Krücken benötige, werde ich sie auch zukünftig einsetzen.
Ich kann keine Reizüberflutung gebrauchen, dann rutsche ich schnell in Stresszustände und somit steigt die Angst und die Anspannung und eben die Chance, in eine Dissoziation zu rutschen.
Reizüberflutung ist für mich ein ganz großes Thema.
Ich reagiere megaempfindlich auf Lärm, Licht und Bewegung.
Autos, Motorräder, allgemein Straßenlärm, die Bohrmaschine beim Nachbarn, der Presslufthammer auf der Baustelle, Kindergeschrei, Babyweinen, lautes Lachen,
dann grelle Sonne, blinkende Ampeln, blinkende Reklameschilder,
der Wechsel zwischen Licht und Schatten, wenn man eine Baumallee entlangfährt…
und eben, wenn die Menschen kreuz und quer durcheinander laufen oder starker Autoverkehr an Kreuzungen.
Licht und Lärm…
Da können Menschen mit Migräne oder Schmerzpatienten ebenfalls ein Lied von singen…aber die klinken sich aus, dunkeln den Raum ab und legen sich hin in den Akut- Phasen.
Ich habe aber keine Phasen…es ist Dauerzustand…also kann ich mich nicht ausklinken.
Ich muss im Alltag mit sämtlichen Geräuschen und optischen Einflüssen zurechtkommen.
Das Umfeld lässt sich nicht auf Knopfdruck wegschalten.
Ich kann auch nicht erwarten, dass immer und überall auf meine Probleme Rücksicht genommen wird.
Und wenn die Umwelt sich nicht auf mich einstellen kann, muss ich selber aktiv werden.
Dafür benutze ich Krücken.
Bei Umwelteinflüssen kannst Du folgendes tun:
Es ist zu laut?
Ohrstöpsel…am besten diese zum Kneten…in spitzer Form…sind sie zu lang, kannst du vorsichtig kürzen, damit man die nicht so sehen kann.
Es ist akustisch zu unruhig?
– MP3 Player mit ruhiger Musik und Kopfhörer
Es ist zu ruhig? z.B. Nachts
– Mach Musik an…dezent und beruhigend
Das Licht stresst?
– Sonnenbrille
– Bei Licht und Schattenwechsel empfiehlt sich, die Augen komplett zu schließen.
Geht natürlich nur als Beifahrer.
– Wenn Du einen Tunnel betrittst oder einen dunklen Raum, dann schließ ebenfalls kurz die Augen, dann hast Du nicht das Gefühl, in ein dunkles Loch zu latschen.
Zuviel Bewegung?
– Sonnenbrille
– Bei schlechtem Wetter schirmt ein Regenschirm das Blickfeld auch gut ab.
Du brauchst Abstand?
– Auch hier kann ein Schirm gute Dienste leisten.
– Oder eine große Tasche, die Deinen Rücken deckt oder als Abstandhalter dient, indem Du sie vor Dir oder neben Dir hinstellst.
– Oder ein großer Hund 😉
– Ein ätherisches Öl wie Bergamotte, um Gerüche abzuschirmen.
Auch bei unerträglichen Stimmungszuständen kannst Du was tun:
Du bist traurig?
– Mach auch Musik an…Musik, mit der Du gute Erinnerungen verbindest.
Ich hab extra die Musikstücke, die ich im Laufe meines Lebens in guten Zeiten gehört habe, in einen Ordner gepackt.
Du bist gestresst?
– Dann wähle Musik, die beruhigt… Meeresrauschen, Panflöte oder ein Hörbuch.
– Auch dafür solltest Du schon einen Ordner vorbereiten.
– Ein Igelball (Gummiball mit harten Noppen) ist ebenfalls ein guter Halt.
– Oder ein unauffälliger Akkupunktur-Ring.
– Ätherische Öle oder Duftöle , die beruhigen, in einer Duftlampe oder unterwegs auf einen Taschentuch
– Eine Badewanne mit nettem Duft und viel Schaum
Alles vollkommen unspektakulär und trotzdem hilfreich.
Natürlich ist das keine Dauerlösung, aber immer dann, wenn Du in Stress gerätst, eine Hilfe.
Vielleicht auch eine Hilfe für Dich?
Vielleicht lässt sich so die nächste Tavor- oder Atosildosis reduzieren?
Schmettere es nicht gleich ab, probiere es wenigstens aus.
Mehr Tips und Tricks findest Du hier.
Deine Rapunzel
15. September 2015 at 6:14
Viele gute Tipps, liebe Rapunzel! 🙂
Mein Hauptproblem ist zwar ein etwas anderes, dennoch bin ich ebenfalls gern mal reizüberflutet – speziell das mit dem Regenschirm finde ich super! Habe nie dran gedacht, ihn bewusst als Abstandshalter einzusetzen, werde diesen Herbst aber sicher ab und an mal die Möglichkeit bekommen, das zu testen. 😉
Musik, die mir gut tut, habe ich auch in Playlists gepackt, wenn ich rechtzeitig dran denke, die auch laufen zu lassen, hilft sie fast immer. 🙂
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15. September 2015 at 13:16
Freu Freu…mein erster Kommentar 😉
Ich bin ja kein Profi, aber ich denke, Dein „Hauptproblem“ ist ebenfalls als seelische Erkrankung einzustufen.
Von daher werden wohl die Inneren Spannungen und Gedanken sich auch sehr ähnlich sein.
Vorbereitung für diese Momente ist das A und O….
und da machst Du es schon ganz richtig mit der Playlist.
Liebe Grüße
Rapunzel
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